Geschichten:Bund von Ochs und Bär - Hinter dem Vorhang

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Burg Bärenau, Baronie Bärenau, Praios 1034 BF

Klatsch und Tratsch - Pferd und Karren

  • Kutscher Drego
  • Wildhüter Eberhelm
  • Knecht Brin

Die Ställe auf der Burg Bärenau waren schon komplett gefüllt und auch in den provisorischen Holzbauten vor den Burgtoren wurden mehr und mehr Pferde untergestellt und die Kutschen der anreisenden Adelsgesellschaft mussten ebenfalls noch untergebracht werden.

Keuchend und voll Schweiß triefend leisteten der Kutscher Drego und sein ihm zur Seite gestellte Knecht Brin Schwerstarbeit, während der Wildhüter Eberhlem mit prächtig geschossenen Fasanen, die zusammengebunden auf seiner Schulter hingen ihnen über den Weg lief.

Mit einem freudigen Pfeifen blieb Eberhelm vor Ihnen stehen. „Ich möchte nicht in Eurer Haut stecken, so viel Adelsvolk hat schon lange nicht mehr den Weg hierher gefunden. Das letzte Mal, wenn ich mich erinnere, zur Ernennung Branders zum Baron, nicht wahr?“

Drego schnaubte: „Die Kutschen und die Pferde sind mein geringstes Problem, wenn der hochnäsige Adel nicht wäre. Gerade sind die Waldsteiner angekommen, just als ich mit den Wagen der Greifenfurter beschäftigt war. Puh, da knisterte es in der Luft. Ich wusste gar nicht, dass die sich auch bekriegen.“

Brin warf süffisant ein. „Bekämpft nicht jeder irgendwie jeden? Aber die Gerüchte besagen, dass ein Waldsteiner Ritter von Greifenfurtern getötet wurde.“

Eberhelm zuckte mit den Schultern. „Nur einer? Was soll daran so wild sein? Die sollen mal länger in Hartsteen bleiben, dann unterlassen die auch ihre Animositäten.“

Drego schüttelte ungläubig den Kopf. „Wenn das Thema nicht so traurig wäre, wäre es ein guter Kommentar, mein Lieber.“

Der Knecht lenkte einen Kastenwagen in seine Standposition. „Ach, der Adel, die kommen mir manchmal vor wie die Waschweiber und zicken ständig herum. Dieser Perricumer Anselm hätte doch fast dem Isenbrunner Ritter Quanion eins auf die Nase gegeben und dass nur, weil er sich das Dehkollteh, oder wie immer das heißt, ihr wisst schon, die Mordsbrüste der jungen Edlen Selissa angeschaut hat. Also ich meine, wer hat da nicht ein Auge drauf geworfen.“

Drego lachte schallend und schmunzelte. „Haben die sich nicht nur unterhalten?... Die hätten sich ruhig prügeln sollen, hatte schon einen Heller auf den Isenbrunner gesetzt und Ardo von der Wache wäre mit eingestiegen, aber nein dann kam diese Baronin von Gnitzenkul und hat uns den Spaß genommen.“

Eberhelm klopfte Drego aufmunternd auf die Schulter. „Ihr könnt doch immer noch auf die Ritter dieser Turnierbünde setzen, die sind sich doch spinne-feind, vor allem nachdem der Hirschfurten die Fehdeerklärung bestätigt hat.“

Brin setzte einen Holzkeil unter die Wagenräder. „Ach nein, es will keiner gegen den neuen Herren wetten. Und außerdem haben doch alle schon Kratzer und blauen Flecken, als hätten die ihren Zwist schon ausgetragen. Ich habe sogar gehört, dass sie sich unfein geprügelt haben sollen, so richtig in einer Kneipe. Der Graf, der Schwiegervater vom Hirschfurten, soll über die Maßen wütend auf seinen Schwiegersohn sein.“

Drego entledigte die Pferde des Zuggeschirrs. „ Aber bestimmt nicht wütender als die junge Iralda, als sie das blaue Auge des Schlunders Ritters gesehen hat.“

Alle lachten.

Eberhelm lehnte sich an den provisorischen Unterstand. „Die Pfortenritter sollen ja massiv nach neuen Rittern suchen, ob das der Angstschweiß vor den Pulethanern ist?“

Brin gesellte sich neben ihn. „Ach die sind doch alle feige, jeder redet hinter dem Rücken des anderen und keiner ist Manns genug, dass wichtig zu klären. Aber dabei würden wahrscheinlich die schicken Adelshandschühchen schmutzig werden.“ Auch Drego legte eine Pause sein. „Dieser Keres, der Stadtritter, weißt'te der von den Elfen abstammt, soll denen auch schon abgesagt haben. Die sollten sich mal lieber den Schallenberger krallen, der weiß sich zumindest durchzusetzen.“

Eberhelm zündete sich seine Pfeife an. „Der Herr Baron soll doch neulich diesen Raubritter eigenhändig geköpft. Hat gesagt da sollen die Leute mal sehen, dass ein Ritter, der seine Ritterehre verkauft ebenso gefällt wird, wie jeder andere Verbrecher. Recht so sage ich!“

Brin stimmte mit ein. „Auch das er sich selbst die Hände schmutzig macht und dieses nicht einem anderen überlässt. Na ja damit hat er auch den Henkerssold gespart... Mein entfernter Vetter hat mir erzählt, dass der in Puleth jetzt überall Tobrier ansiedeln soll, um die verödeten Dörfer zu besiedeln. Wie bei uns halt die Darpaten, nur die Schafzüchter aus den Elendsvierteln.“

Drego spuckte missmutig auf den Boden. „Ja habe ich auch gehört. Mir gefällt das hier in Bärenau schon nicht, ich denke unseren Freunden im Norden auch nicht. Aber was sollen wir einfaches Volk dagegen ausrichten, wenn die hohen Herren und Damen das entscheiden?“

Eberhelm genoss einen Pfeifenzug und pustete den Qualm heraus. „Lasst den Adel doch ihre Aufgaben erledigen, dafür sind sie doch unsere Anführer. Wo kommen wir denn hin, wenn wir, das einfache Volk da mitreden wollen. Das kann ja nichts geben. Seht es doch mal anders, hier in Bärenau herrscht zumindest ein wenig Ruhe, dass hat die Kleine doch ganz gut hinbekommen. Geben wir ihr eine Chance, vielleicht tritt sie ja in die Fußstapfen ihrer Vorväter. Und der Schallenberger scheint doch auch allmählich endlich so was wie ein bisschen Ruhe in seiner Baronie, auch wenn er die wohl meist mit vorgehaltenem Schwert erzwungen hat, zu erlangen.“

Drego wollte gerade antworten, als vom Tor ein Ruf zu ihnen schallte. „Hey Kutscher, neue Gäste.“ Eberhelm verabschiedete sich in Richtung Küche, während Drego und Brin sich in den Innenhof begaben.

Klatsch und Tratsch – Glänzendes Geschirr

  • Küchenhilfe Alara
  • Magd Merle
  • Magd Gerlinde

Die drei Damen schwangen ihren Putzschwamm und das Poliertuch, denn all das Geschirr und die Trinkpokale mussten vom Staub der letzten Götterläufe befreit werden.

Alara, die jugendliche Küchenhilf, polierte eine schöne mit Ornamenten überzogene Silberplatte und schaute abwesend, in Träumen versunken, an die Decke. „So viele junge Adlige und die schicken Ritter in ihren kostbaren Gewändern und ihren kampfgestählten Körpern, da möchte ich auch einmal gerne eine Edeldame sein.“

Merle und Gerlinde lachten. „Ach Liebste, das wollten wir ach mal, nun schau uns an, wir sind alt und grau“, entgegnete Gerlinde.

Alara setze sich auf den Tisch und putzte beiläufig weiter ihre Platte. „Überall, wo man in der Burg zuhört, scheint ein jemand eine Braut oder einen Bräutigam zu suchen. Hochzeiten sind so romantisch.“

Merle schüttelte den Kopf. „Ach Kleines, die versuchen sich untereinander zu verschachern das nicht im Entferntesten romantisch.“

Alara schien Merle völlig überhört zu haben und sinnierte weiter. „Manchmal auch tragisch... Dieser Ritter Wulfhart aus Greifenfurt, der der seine Frau vor einigen Jahren verlor, soll eine neue Dame für seine Seite suchen, obwohl sein Herz noch immer zu bluten scheint. Und wenn er schon keine Dame für sich findet, dann zumindest eine für seinen Sohn.“

Gerlinde und Merle seufzten kurz auf, als Gerlinde ihr Wort erhob. „Das ist wirklich traurig. Der junge Baron könnte doch diese Feenwasser zur Frau nehmen, die soll mächtig auf der Suche sein. Hübsch ist diese Thalia Elida auch und dazu noch intelligent.“

„Pah.“ fur ihr Merle dazwischen. „Da ist doch das Problem, welcher Mann will schon eine intelligente Frau, dann hat er ja zu Hause noch weniger zu sagen.“

Alara lachte. „Magst Du recht haben. Oder sprichst Du aus eigenen Erfahrung?“ Sie duckte sich, während Merle ein Putzlappen in ihre Richtung schleuderte. Merle grinste schelmisch. „Dann wäre vielleicht diese Stemma von Fuchsbach was für den jungen Greifenfurter. Die soll ja vor ihrem Vater geflohen sein, bevor der sie noch vermählt. Aber diese prüden Darpaten sollen was den Traviabund angeht ja sehr eigen sein.“

Gerlinde hob den Lappen wieder auf und warf ihn zurück. „Denkt bei dem Gequatsche noch an Eure Arbeit, sonst bekommen wir einen Heiden ärger.“ Sie stockte kurz, um aus dem Zusammenhang gerissen wieder fort zu fahren. „Selissa von Mistelstein, die wäre doch eine. Und das sie schon einen Sohn hat, stört doch bestimmt nicht.“

Merle kräuselte ein wenig die Nase. „Du bekommst auch gar nichts mit, die sucht doch wieder einen Sturmfels.“

Gerlinde bäumte sich trotzig vor Merle auf. „Ach Quatsch, hör Du doch richtig zu. Die ist von zu Hause vor ihrem zynischen Vater geflohen und will möglichst weit weg.“

Merle legte ihre Hände in die Hüfte. „Werf doch nicht alles durcheinander. Wie wäre es denn mit dem Ritter Quanion? Der soll doch auch auf Brautschau sein?“

Kopfschüttelnd entgegnete diese. „Nein bestimmt nicht, Brin erzählte mir, der hätte sich fast mit einem Verwandten der Dame geprügelt.“

Alara seufzte traurig. „Der arme Kleine Falkwin, der tut mir echt leid, der sollte weit weg laufen. Der darf ja gar nichts, wird behütet wie ein rohes Ei. Als die Neffen und Nichten Iraldas mit ihm am Baumhaus spielen wollten, durfte der noch nicht mal mit. Hat ganz traurig ausgesehen, der Kleine.

Während Merle in Gedanken noch bei Gerlindes letzten Worten stehen geblieben war. „Das hat der Brin gesagt. Du ich habe mal einen der Mistelsteiner in der Nähe des Edorian von Feenwasser gesehen, ich glaube die haben ein Verhältnis.“

Alara schaute neugierig. „Die Männer?“, während Merle nickte.

Der Ausdruck in Alaras Augen wechselte von Neugier in Bestimmtheit, dann versank sie wieder in ihren Tragträumereien, bis Gerlinde ihr ein wenig Wasser durchs Gesicht zog.

„Ih, das ist nass.“ schüttelte sich Alara. „Weiter arbeiten.“, entgegnete Gerlinde. Doch Alara überhörte die Anweisung. „Habt ihr schon gehört, die Frau vom Hirschfurten soll schwanger sein?“

Merle schaute ungläubig drein. „Hat er die nicht umgebracht und ist deshalb nun kein Baron mehr?“

Gerlinde schaute entsetzt. „Nein, dass kann nicht sein, der ist doch ein Ehrenmann, der würde doch seine Frau nicht umbringen.“

Alara schaute siegesgewiss zu beiden. „Hah, ich weiß was, was ihr nicht wisst! Der hat seine erste Frau umgebracht, da diese eine Dämonenbuhlin war und jetzt hat er eine Neue.“

Gerlinde atmete erleichtert durch. „Wusste ich doch, er ist ein Ehrenmann.“

Merle und Alara schmiegten sich beide aneinander und sprachen aus einer Kehle. „Oh... oh mein geliebter Nimmgalf.“

Beide lachten schelmisch, während Gerlinde rot anlief. „Themawechsel, oder ich scheuche Euch den ganzen Tag durch die Burg.“

Merle, die sich das Lachen kaum unterdrücken konnte, warf ein. „Bei unserer Iralda ist es ja auch bald soweit. Schon ganz schön dick der Bauch.“

„Ach“, seufzte Alara verträumt. „den jungen Schlunder hätte ich auch genommen.“

Merle schaute zu beiden und winkte ihre Köpfe zusammen und tuschelte leise. „Denkt ihr, der ist auch der Vater? Ich meine, versteht mich nicht falsch, aber der Schallenberger Ritter Leuward, scheint auch ein Auge auf sie geworfen zu haben.“

Gerlinde und Alara schauten entsetzt. „Glaube ich nicht, der schaut zwar mit großen Augen hin, wenn er ihr den Schwertkampf näher bringt und sie schweißgebadet ihre Vorzüge allen ungewollt zur Schau stellt, aber ich denke mehr ist da nicht. Iralda ist ja auch ein hübsches junges Ding, aber ich glaube das sind nur gute Freunde.“, sprach Gerlinde.

Alara atmete erleichtert durch. „Merle erzähl doch nicht so was, nicht so kurz vor der Hochzeit. Das erschüttert mich doch in meinen Grundfesten.“ Sie stockte einen Moment und grinste schelmisch. „Der Vater von Wolfaran hat es aber auch faustdick hinter den Ohren. Der kann ja kaum seine Finger von seiner Frau lassen und umgekehrt auch nicht. Ich dachte nach über zwanzig Jahren lässt das mal nach?“

Merle und Gerlinde schauten geschockt zu Alara. „Jetzt reicht das Gelaber, wir arbeiten weiter, habt ihr verstanden.“ fuhr Gerlinde schroff die junge Küchenmagd an, die nicht annähernd wusste, was sie verbrochen hatte.

Gerlinde vertiefte sich in die Arbeit, während Merle zu Alara flüsterte. „Falsches Thema...Gerlinde und ihr Mann sind auch schon so lange zusammen und wie soll ich es sagen, es ist dort kälter als im Firun. Wenn Du verstehst was ich meine.“ Alara nickte.


Klatsch und Tratsch – Patrouillengang

  • Burgwache Ardo
  • Burgwache Darion

Ardo stand missmutig auf und nahm sich seine Hellebarde. „Komm, wir müssen noch eine Runde drehen.“

Darion lehnte sich in seinem Stuhl zurück. „Ach, wieso denn. Ein Angreifer müsste verrückt sein, bei der geballten Kraft Kriegsvolk hier angreifen zu wollen.“

Ardo reichte Darion die Hellebarde. „Pflicht ist Pflicht.“ Gemeinsam trotteten sie los.

Darion schaute Richtung Stadt Bärenau und konnte weit entfernt deren Mauern erblicken. „Bald beginnt das Turnier, ich würde so gerne zuschauen, aber daraus wird wohl nichts.“

„Ach mach Dir nichts draus. Es ist wie immer bei den Lanzengängen. Viele treten an und am Ende gewinnt immer der Hirschfurten, das ist doch langweilig. Aber vielleicht braucht er das für sein Ego.“, entgegnete Ardo.

„Favoriten gewinnen auch nicht immer.“, warf Darion ein. „Der Eychgraser ist auch gar nicht schlecht und der Hirschfurten kommt auch in die Jahre. Der muss sich doch jedes Mal fragen, wer seine Nachfolger sind?“

Ardo schaute ungläubig. „Und wer soll das sein? Die Fuchsbach kommt aus den Trollzacken, die soll erst mal lernen. Oder der Aurentian Hal von Feenwasser etwa?“

Darion schüttelte den Kopf. „Ich glaube der nimmt nur aus Höflichkeit teil, der will doch unbedingt Baumeister werden. Da sollte er sich eher an den Reichsvogt von Ochs wenden, der sucht doch einen der die neue Kerkerfeste auf den Efferdstränen aufbaut. Da wo auch der alte Gerwulf sein neues zu Hause finden soll.“

„Und sonst noch einer auf Deiner Liste?“, neckte Ardo sein Gegenüber.

Darion antwortete trotzig. „Quanion von Isenbrunn?“ Ardo lachte, „Ja genau, hast Dich wohl zu viel mit seinen Waffenknechten unterhalten.“

Missmutig trottete Darion weiter. „In Ordnung, Du hast gewonnen, wird es halt wieder der Hirschfurten.“