Heroldartikel:Brunis bunter Bilderbogen Herold 23
Brunis bunter Bilderbogen
Aufruhr in der Mark!
Es ist was faul in der Mark. Daran können auch die zahlreichen Dementi aus der markgräflichen Residenz nichts ändern. Ja gerade das vehemente Beharren der Sprecher der Greifin lässt die Ereignisse der letzten Zeit in einem irritierenden Licht erscheinen. Doch fangen wir am besten ganz am Anfang an.
Nachdem die Helden des Finsterkammes von den Siegen im Nôrrnstieg und vor Nordhag, sowie der erfolgreichen Rückeroberung des Rhodenstein zurückkehrten, brach ein heftiger Streit zwischen verschiedenen Fraktionen des Adels aus. Wollte die eine Gruppe die gefallenen Recken auf dem Ehrenfeld unterhalb des Nebelstein in der Obhut der Golgariten wissen, so leisteten andere märkische Familien erbitterten Widerstand und beharrten darauf, die Gefallenen in je heimatlicher Erde zu bestatten. Demgegenüber sprach sich eine dritte Gruppe dafür aus, die Toten an Peraines Nadel zu betten, wo sie schließlich den Tod gefunden hatten.
Besonders prekär erwies sich hierbei das Verhalten des Barons von Orkenwall, der ohne ein Wort zu verlieren die sterblichen Überreste seines Sohnes, die ihm der heldenmütige Gemahl der Greifin, Edelbrecht von Eberstamm, vor den Hieben der Orken gerettet hatte, gen Orkenwall überführte und in der Familiengruft beisetzte.
Als er dann noch das dargebotene Amt als neuer Meister der Mark ausschlug, war endgültig bei so manchem Edlen das Maß voll. Überall in der Residenz brodelten die Gefühle und so mancher Edle, der dem Orkenwaller nach wie vor die Treue hielt, sah sich mit direkten Anfeindungen konfrontiert. Was fiele dem Manne ein, den man doch in den letzten Jahren immer unterstützt habe, sich nun aus der Verantwortung zu schleichen und die Lehnspflicht auf so schamlose Weise zu verletzen.
Es bedurfte nachgerade eines Machtwortes der Greifin, den Reden und Anfeindungen ein Ende zu setzen. Der Bezichtigte selber hatte sich indessen auf das heimatliche Gut zurückgezogen und weigert sich beharrlich, zu den Vorwürfen Stellung zu beziehen.
Doch damit nicht genug, ein weiterer Streit erhitzt die Gemüter, vom neuen Meister der Mark, dem Baron von Nebelstein, misstrauisch beäugt. Es geht um die Verwendung der Gelder, die dem Schutz der Mark wider die Orken zugedacht sind.
Fast scheint es, als habe sich quer durch unser liebliches Land eine Front gebildet. Die einen Edlen wollen, dass die Gelder direkt an der Frontlinie eingesetzt werden, die anderen sähen es lieber, wenn die heimatlichen Burgen befestigt und gegen einen neuerlichen Durchmarsch der Orken geschützt würden. Und wieder andere planen, unser Land in ein neuerliches Chaos zu stürzen, wagen sie es doch, ein Söldnerheer einzufordern, welches unsere Lande befrieden soll. Ja denkt ein märkischer Mundschenk überhaupt an die Folgen? Merten Ugdalf von Bugenbühl-Krähenklamm scheint ganz vergessen zu haben, dass es noch Söldlinge gibt, die mit der kaiserlichen Armee gen Greifenfurt kamen und immer noch in unseren Wäldern hausen. Aber wahrscheinlich hat der Mundschenk der Greifin noch nie vom blutigen Habicht gehört, geht seine erste Praiospflicht doch dahin, der Greifin Ohr mit Einschmeichelungen und Süßholz zu umgarnen, während ihr geliebter Gatte für die Mark streitet.
Doch scheint auch die Greifin dieser Tage ungewohnt fahrig und geschwächt. Obwohl allüberall die Geburt des Erben der Mark, Ulfried Halmdahl von Wertlingen, begossen und besungen wird, mischen sich Gerüchte in die Loblieder der Barden.
So will eine Küchenmagd vor längerer Zeit, als die Greifin so schwer krank daniederlag, mitangehört haben, wie sie zu sich selbst sprach. Sie habe in kindlichem Ton gefleht und gebettelt und sich selbst Mut zugesprochen, so die Frau.
Megana Imar Dunya, die Heilerin der Markgräfin, dementierte dieses Gerücht seinerzeit auf das Schärfste und begründete die Vorfälle mit einem schlimmen Delirium, in dem sich die Markgräfin zu dieser Zeit befunden habe. Trotzdem sei die Heilerin nun schon seit längerer Zeit auf das Höchste besorgt, berichten zuverlässige Stimmen aus der Residenz.
Hinzu kommt ein Gerücht, welches unbestätigt blieb, sich aber hartnäckig bei Hofe hält. Demnach sei die Geburt des Erben über alle Maßen schwer verlaufen. Es habe den Anschein gehabt, als kralle sich der Säugling mit aller Macht im Mutterleibe fest und die Heilerin habe mehrmals kurz davor gestanden, entscheiden zu müssen, ob sie das Leben der Mutter oder des Kindes rette.
Unbestätigten Stimmen zufolge habe sich die Markgräfin bei der Geburt schwerste Verletzungen der Gebärmutter zugezogen und nur den heilenden Händen des anwesenden Geweihten des Göttervaters sei es zu verdanken, dass die Greifin nicht im Wochenbett gestorben sei. Ob sie jemals wieder ein Kind bekommen könne, sei den Göttern anheim gestellt.
Dass der Knabe gerade die Nacht des letzten der namenlosen Tage gewählt habe, seine Mutter in die Wehen zu zwingen, spricht seine eigene Sprache, und doch versicherte die Praioskirche, das Kind selber habe erst im Morgengrauen des ersten Praios den Schoß der Mutter verlassen.
In der Residenz indes schweigt man sich aus oder streitet sich ob der Vergabe der Gelder und der Neubelehnungen. Es bleibt zu hoffen, dass an den Gerüchten kein sprichwörtliches Fünkchen Wahrheit ist,
eine äußerst beunruhigte Brunichildis ...
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