Geschichten:Das Schweigen im Walde I: Feuersbrunst - Teil 2

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Erinnerungen II – Am Vorabend des Niedergangs

Heerlager bei Puleth, 26. Peraine 1027 BF

Das Geschrei aus dem Kommandozelt war endgültig verstummt, die Gespräche hatten wieder einen normalen Lautstärkepegel angenommen. Einige Stunden hatten die Führer des garetischen Heeres, welches sich in Puleth am Siegestempel gesammelt hatte, gemeinschaftlich beraten, geführt Graf Danos von Luring und den Baronen Yendor von Limpurg zu Gallstein, Maline von Natzungen und Wulf von Streitzig j.H. zur Greifenklaue, die als Obristen der Landwehr die ranghöchsten anwesenden Offiziere waren. Wie schon so oft hatte es einiges an Streitigkeiten gegeben, insbesondere zwischen Uslenried und Natzungen, doch am Ende war der Graf den Vorschlägen Uslenrieds und Gallsteins gefolgt, aus denen nun die Strategie und das weitere Vorgehen entwickelt worden waren. Ohnehin hatte die Natzungerin einen schweren Stand gehabt, da auch die meisten der anderen Anwesenden – seien es nun Barone wie Nimmgalf von Hirschfurten und Malepartus von Höllenwall oder auch andere wie der Ordenswächter der Zornesritter, Gerion Sturmfels – den Natzunger Vorschlägen wenig Verständnis entgegenbrachten.

„Nun denn, es ist alles besprochen; morgen in der Früh sammeln wir uns zu einer Andacht und brechen anschließend nach Wehrheim auf, um uns mit dem kaiserlichen Heer zu vereinen. Die Versammlung ist geschlossen“, sprach der Graf und verließ das Zelt, die übrigen folgten ihm nach und nach, bis sich schließlich nur noch Wulf und Maline im Kommandozelt befanden. Der Natzungerin stand ihre Wut förmlich ins Gesicht geschrieben, während Wulf sie geflissentlich ignorierte und die Karten einrollte.

„Das macht Ihr nicht noch einmal, mich vor dem versammeltem Adel zu brüskieren!“ schnaufte die Baronin.

„Ich wüßte nicht, was es noch zu Bereden gäbe, entgegnete Wulf und schob die Karten in die lederne Aufbewahrungsrolle. „Der bessere Plan wird ausgeführt, so wurde es beschlossen; für Euer Unverständnis kann ich schließlich nichts.“

„Seid froh, daß das Fehdeverbot gilt, ansonsten hätte ich Euch gefordert. Ein weiteres Mal werde ich solch ein Verhalten nicht hinnehmen“, zischte Maline. „Wir sprechen uns noch!“ Mit diesen Worte drehte sie sich um und rauschte aus dem Zelt.

„Das glaube ich nicht“, murmelte Wulf zornig, mehr zu sich selbst; die Natzungerin konnte ihn schon nicht mehr hören. Mit einer hundertfach geübten Handbewegung zog er seine am Rücken unter dem Unhang verborgene Balestra hervor, zielte und drückte ab.*

Sie spürte den Bolzen, als selbiger ihren Hinterkopf durchschlug und ins Hirn fuhr; der Schrei erstickte in ihrer Kehle. Baronin Maline von Natzungen war tot, noch bevor ihr Körper zu Boden stürzte und durch die Zweige einiger Büsche brach.


* Es sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, daß es für die Verwicklung Baron Wulfs in das Ableben der Baronin Maline von Natzungen weder Zeugen noch Beweise oder andere Anhaltspunkte gibt