Geschichten:Kaiserturnier 1041 BF - Tanzübungen im Zeltlager der Hlûthartswachter

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Jost hatte Ado geschickt, um Wunnemar sowie Ira zu sich zu holen. Trotz sommerlicher Hitze waren sie in sein großes Zelt geführt worden, wo Alwin einen großen Bereich in der Mitte des Zeltes freigeräumt hatte. Der Baron von Hlûtharswacht saß mit einer Laute in der Hand in seinem hohen Lehnstuhl und grinste seinen beiden Dienstrittern entgegen.

Ira roch den Braten sofort, als sie Jost mit dem Instrument in der Hand sitzen sah und legte die Stirn in Falten sowie die beiden Hände an die Hüfte. Ehrlich gesagt hatte sie gehofft, dass sie ums Tanzen herumkäme. Sie war nicht gut darin – auch aus Mangel an Möglichkeiten, diese Kunst in den letzten Jahren zu erproben. Selbst die Musik zu spielen gehörte eher zu den Dingen, die sie mochte.

„Meine Lieben, ich nehme an, folgendes wird besser zuerst in der Privatsphäre meines Zeltes abgehandelt.“ Der Baron schlug einige Akkorde eines gemächlichen Tanzes an, wie sie ihn an diesem Abend wohl zu erwarten hatten. „Wann war denn euer letzter Tanz an großen Hofe? Zeigt doch einmal, wie gut ihr euch präsentieren könnt.“

Wunnemar machte ein verdattertes Gesicht, begriff erst gar nicht, worum es ging und warum er gerufen worden war. Als er die Worte seines Dienstherrn jedoch innerlich sacken ließ, erfasste er dessen Absicht, seufzte, fügte sich aber sogleich in sein Schicksal.

Galanter, als man es ihm zugetraut hätte, schritt er zu seiner Bundesgenossin, streckte die rechte Hand mit der flachen Seite nach oben aus, legte die linke an die Hüfte und beugte sich leicht zu Ira. „Werte Dame, gewährt er mir die Freude dieses Tanzes?“

‚Letzter Tanz bei Hofe? Jost, du Scherzbold‘, grummelte die Plötzbogen tonlos in sich hinein, warf sich aber dann doch das lange Haar divenhaft auf den Rücken, richtete Kinn und Oberkörper gen Himmel, setzt ihre Weiblichkeit in Szene, in dem sie zuvor noch ihren Wappenrock ablegte und griff zum Schluss Wunnemars Hand. War doch nicht ihre Schuld, dass ihr Schwertvater den Unterricht im Tanzen bislang vernachlässigt hatte zugunsten eines Unterrichts über Weingenuss und andere …Freuden.

„Wenn ihr denn gewillt seid, euch auf die Füße treten zu lassen, hochgeborener Herr,“ säuselte sie mit einem Lächeln, das genauso gespielt war wie ihr sanftes Stimmchen, knickste vor dem Baronet und spielte dann ihre Rolle.

Der Baronet schüttelte amüsiert den Kopf über den Spott Iras, tat aber im Folgenden das Seine um den Tanz zu beginnen. Man konnte sagen, dass die Grundlagen durchaus vorhanden waren, dass es ihm aber an Übung fehlte. Wunnemar war seit dem Aufbruch nach Mendena nicht nur reifer, sondern auch bedeutend kräftiger geworden. War er im Kampfe trotz dieser Tatsache flink wie eh und je, so fehlte es ihm nun etwas an… nun ja, manche würden sagen Geschmeidigkeit. Zumindest erkannte er sein Problem recht schnell und warf Ira einen Blick zu den sie nur als Entschuldigung interpretieren konnte.

„Tstststs“ lies Alwin hören, der Haushofmeister des Barons und ein Meister des weiten Feldes der Etikette war. „Ira, meine Liebe, etwas weniger rahjanisches Verhalten, wenn ich bitten darf. Ihr werdet Euch heute Abend in allerhöchster Gesellschaft befinden. Dies ist nicht der Feldzug, wo über solcherlei Verhalten hinweggesehen wird. Man könnte meinen, Ihr seid auf Freiersfüßen? Für jemanden in Eurem Alter und mit Euren Umständen geziemt sich traviagefälliges Verhalten. Also Demut, Anstand und Sitte, wenn‘s genehm wäre. Und Ihr, Wunnemar, wollt ihr die werte Dame Ira etwa zerquetschen? Haltet die Hand nicht wie ein Schwert! Und drückt sie nicht so nah an Euch heran, denkt daran: demütig und sittsam!“ Er schüttelte den Kopf und zeigte den beiden jungen Rittern, woran es noch hakte.

Jost musste schon ein unziemliches Lachen unterdrücken, als sich der Haushofmeister zu ihm umwandte und auch der lautenspielende Baron sein Fett wegbekam: „Wohlgeboren, wenn ihr mit diesem Takt-Verständnis heute Abend zum Tanz auftretet, tut mir die Dame jetzt schon leid, die ihr aufs Parkett führt. Und eins-zwei-drei, eins-zwei-drei. Da, seht ihr, hier kommt ihr andauernd aus dem Takt.“

Jost blieb nicht viel mehr als ertappt aus der Wäsche zu schauen. „Danke, Alwin, danke,“ war dann auch alles, was dem sonst so schlagfertigen Baron dazu einfiel.



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Texte der Hauptreihe:
1. Pra 1041 BF zur abendlichen Hesindestunde
Tanzübungen im Zeltlager der Hlûthartswachter
Vaterfreuden


Kapitel 58

Koscher Delegation
Autor: (Jost/Chris F., Ira/Tanja F., Wunnemar/RekkiThorkarson)