Geschichten:Nichts Neues aus Monvaldorn - Im Tempel des Kors

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Dorf Grummbusch, Königlich Monvaldorn, 22. Ingerimm 1045 BF

Die Gänge waren karg, nur mit wenigen meist martialischen Waffen und - der Zahl 9 entsprechenden - Mustern ausgestattet, während massige Feuerschalen und stachelbewehrte Fackeln die dunklen Wände noch rußiger einfärbten, nur wenig natürliches Licht drang durch kleine schießschartenartige, neuneckige Fenster. Sowieso rocht es nach Feuer, Ruß und (geronnenem) Blut, zu hören war nur das Knistern des Feuers, bis sich das Geräusch von einer Klinge auf Schleifstein darunter mischte. Die meisten Nebentüren waren geschlossen und man erahnte nur die wachsamen Augen dahinter. Alles in allem ein nicht sonderlich angenehmer Ort, doch als plötzlich der Gang sich öffnete und man vor einem Raum voller monströser Kuriositäten stand, kam ein mulmiges Gefühl auf. Hier hingen und standen die präparierten Körper und Teile erschlagener Ungetüme, nicht wenige aus der Schlacht bei Zwingstein. In Mitten dessen: Der Altar aus grauem Marmor, mit seinen Ablaufrinnen die das Opferblut durch die Mäuler von Bestien in ein halbrundes Becken in der Front des Altars führen. Die Steinmetze hatten hier ganze Arbeit geleistet und beeindruckende Reliefs eingearbeitet, welche blutige Schlachtszenen zeigen. Dazu bildeten Muster auf dem Boden Stehreihen, Schlachtreihen gleich, die mit mobilen kleinen Stehpulten ausgestattet waren die Waffenständern oder kleinen Folterinstrumenten ähnelten.

Bran blieb seitlich hinter Rondrigo stehen und ließ seinen Blick schweifen. Die ganze Atmosphäre war nicht seins und es richteten sich seine Nackenhaare auf. Die Tempel und Schreine des Kors hatten so gar nichts gemein mit denen der restlichen Götter der 12-Götter-Kirche und der junge Schwertgeselle wusste schon, weshalb er die meisten dieser heiligen Stätte nur von außen betrachtet hatte.

Sein Begleiter indes, stemmte beide Arme in die Hüfte und fuhr sich mit der Zunge über die Oberlippe. Die ganze Aufmachung, das geronnene Blut, die martialischen Stehpulte, Waffen und Präparate konnten ja beim einfachen Volk Eindruck schinden, doch er wusste, dass man sich von so etwas nicht einschüchtern lassen durfte! Immerhin waren die Ordenslande und damit ihr Präfekt abhängig vom Gold seines Schwagers und es würde ihm eine besondere Freude sein, diesen Geweihten daran zu erinnern, wer hier tatsächlich den Ton angab. Sollte er sich doch mit seinen Fackeln und martialischen Riten beim gemeinen Bauer Ehrfurcht verschaffen, Rondrigo würde sich nicht blenden lassen.

Doch in die Szenerie trat aus der Sakristei, aus dem das Schleifgeräusch vermutlich gekommen war ein hochgewachsener Mann in einer Kaftan ähnlichen, äußerst prachtvollen Brigantina, mit etlichem Klimbim und Verzierungen daran, ergänzt durch Arm- und Beinschienen tulamidischer Machart und Musterung. Alles gehalten in mattem Schwarz und dunklem, dreckigem Rot, einer Mischung aus Rost, Rotwein und geronnenem Blut. Ein gewaltigen Säbel hatte er gegürtet, einen mehrblättrigen Speer lässig über sein Kreuz haltend. Sein langes schwarzes Haar, mit der hohen Stirn war von einem hohen Stirnband, oder halben Turban gebändigt. Ertrug einen spitz zulaufenden Kinnbart und einen an den Enden nach unten hängenden, dünnen Schnurrbart. Rituelle Narben bildeten kleine Wülste auf Stirn, Nasenrücken und Wangen, welche sich durch ein breites, goldbezahntes Grinsen spannten. Seiner grinsender Mund formte dann folgende, langsam und überbetont gesprochenen, aber weitestgehend akzentfreien Worte in Garethi: “Ihr habt nach mir gesucht, meine Herren, ich bin der Präfekt St. Ireanors, Bruder des blutigen Schlachtenschreiters, geweiht und gestärkt unter dem Kodex Khunchoms – Qushrah ‘Sil’Sayidim’ ibn Melahath von Khunchom, geboren in der Stadt des Scharfrichtersultans. Tretet näher und tragt dem Mantikor Euer Anliegen vor.”

Die beiden Reisenden verbeugten sich angemessen vor dem Präfekten und während Bran schwieg, richtete Rondrigo seine Worte an ihren Gastgeber. “Den Zwölfen zum Gruße, Euer Hochwürden, Kor vor! Wir sind Gesandte seiner Wohlgeboren dem Junker zu Zollsteyn. Wir wollen Euch, in seinem Namen, in diesen Landen willkommen heißen und hätten das ein oder andere zu besprechen”. Er stockte kurz, ließ seinen Blick schweifen und schürzte die Lippen, “habt Ihr vielleicht einen Raum, in dem man ungestört unter vier Augen reden kann?”. Bran, der immer noch leicht seitlich hinter seinem wortreichen Gefährten stand, verschränkte die Arme hinter dem Rücken. Er war nicht erpicht darauf, mit dem Geweihten mehr Worte zu wechseln oder länger hier zu sein als unbedingt nötig, doch dass der Ritter alleine mit dem Präfekten reden wollte, machte den Schwertgesellen etwas stutzig. Was hatte dieser vor, von dem er nichts wissen sollte?

“KOR’s Diener grüßen euch ebenfalls, Gesandte des Malagants. Ein Willkommensbesuch - und die Bücher des Guten Goldes dieses Stifts verraten mir auch schon weshalb ihr kommt. Diese Wände können also hören, was sie ohnehin schon wissen. Blut ist Gold und Gold ist Blut, hier gibt es keine Geheimnisse. Sprecht!”, antwortete der Geweihte unumwunden, während er den Speer von seiner Schulter nahm, damit im Raum umher deutete und seine Gäste einlud zu sprechen, derweil sich zwei Söldner im Gang positionierten, eher beiläufig und dienstbeflissen, als bedrohlich.

Bran zog eine Augenbraue hoch und blickte fragend erst zum Geweihten, dann zum Ritter. Er hätte wissen müssen, dass es hier um irgendwelches Geschachere ging. Die Malagants waren eine durchtriebene Familie, die den Tanz auf dem Parkett der Politik liebte und genoss. Kurz musste er stutzen, eine Familie, deren Mitglieder alle seinem Vetter ähnlich waren.

In Rondrigos Gesicht setzte sich indes ein breites Lächeln. “Ihr kommt schnell und ohne Umschweifen zur Sache, Euer Gnaden! Dann wisst Ihr ja, welches… Arrangement mein Herr und Euer Vorgänger getroffen hatten. Euer Land und Eure Leute brauchen Geld und mein Herr sucht nach vertrauensvoller Hilfe! Geld gegen Unterstützung, ein einfacher Handel, den er nun auch Euch anbietet!”.

Der Korgeweihte Qushrah verzog das wulstige Gesicht zu einer Art anerkennenden(?) Blick. “Hilfe benötigt Euer Herr und diese Art von Hilfe ist es, die dem blutig-goldenen Schnitter lieb ist zu verkaufen - er bietet Schutz bis auf’s Blut, gegen gutes Gold. Wie viele unserer gesegneten Söldlinge kann euch der Stift anbieten? Sie sollen ihm und uns eine schützende Faust sein - für einen angemessenen Preis, den solch ein Vertrag kostet. Monvaldorn trägt schwere Wunden und wir können, den eiternden Krater mit unserer Aufopferung, unserem Blut und seinem Gold gemeinsam nähren, sticheln und lindern.”

Rondrigo leckte sich über die oberen Zähne, während sein Grinsen breiter wurde, “wundervoll. Dann lasst uns gemeinsam diese… Wunde auswetzen! Zwei eurer besten Leute sollten ein guter Anfang sein”. Er war sichtlich zufrieden, sein Schwager würde froh darüber sein, zu hören welch zuverlässigen Verbündeten man noch immer in diesem Flecken Dere hatte.
Bran hatte das ungute Gefühl, gerade Zeuge der Schließung einer mehr als seltsamen Allianz beigewohnt zu haben.

Dieses Gefühl wurde nur noch bestätigt, als der Tulamide mit breitem Lächeln zu guter Letzt fragte: “Sehr Gut, Sahib, seid Ihr berechtigt, diesen heilig-goldenen Vertrag mit Blut zu siegeln?”


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22. Ing 1045 BF 12:15:00 Uhr
Im Tempel des Kors
Goldbeutel


Kapitel 3

Sagenerzählung
Autor: Jan, Vlad