Geschichten:Der uralte Bund - In die Finsternis II

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Totenkammer im Kellergewölbe der Pfalz Randersburg, Ende Hesinde 1043 BF

So betrat als erste Yolande mit dem gebührenden Respekt und Demut die Totenkammer. Leise trat sie an die Geweihte und die Novizin heran und raunte ihnen zu: “Ein Magier, ein gewisser Herr von Amselhag ist da und möchte sich Ihre Gnaden ansehen. Des Weiteren ist ein Praios-Geweihter, ein Ehrwürden Eichstein gekommen. Auch der Herr von Hardenstatt wird ihnen zu Euch folgen.” Sie hielt einen Moment inne. “Mir gefällt das nicht, Narzisschen. Der Magier hat explizit nach Dir gefragt: Der Rían mit der Narzisse im Wappen.” Nurinai nickte nur verstehend. ”Der Magier hat noch von weiteren beschädigten Fuchsstatuen berichtet… Irgendetwas geht hier wirklich vor sich. Möchtest Du Dich vielleicht noch etwas ausruhen?”.
Die Geweihte schüttelte ihren Kopf: “Nein, es ist alles gut. Sie sollen kommen.”

Als wenig später auch der perricumer Adlige Salix von Hardenstatt, der Koscher Praiot Wilbur von Eichstein und der schlunder Magier Anaxagoras von Amselhag die Totenkammer betraten, war es, als tauchten sie in Boron gefällige Stille ein. Kein Geräusch schien die Totenruhe stören zu wollen. Fünf Fackeln, dem Herrn des Todes zur Ehr, erhellten den kühlen Raum leidlich. Die Boron-Geweihte blickte zu den Eintretenden, während sie neben dem nachtschwarzen Totentisch stand, auf dem, gänzlich von weißen Leinentüchern umhüllt, ein menschlicher Körper ruhte. Yolande stand etwas abseits bei der jungen Novizin der Allwissenden.

Salix nickte der Geweihten langsam zu, schritt dann mit gesenktem Haupt zu der Raukenfelserin und stellte sich neben sie, während er die Szenerie aufmerksam verfolgte. Seine Hände hatte er weiterhin hinter seinem Rücken verschränkt. Seine Gesichtszüge hatten etwas Mitleidiges angenommen.

Anaxagoras glitt mit den Anderen in die stille Kammer und musterte interessiert die beiden Frauen. Er fing an, das trauernde Gesicht der jungen Novizin zu lesen, die wohl die Vertraute des Toten sein musste und ging dann bis zu ihren Füßen jedes Detail an ihr durch. Danach ging er ebenso so bei der Boroni vor, bis er in ihrem Gesicht abzulesen glaubte, dass der richtige Moment gekommen sei, um an sie, auf ein vertrauliches Wort heranzutreten und ihr den Inhalt der silbernen Schnupftabakdose zu zeigen. Ohne ein Wort nickte er zu der Leiche herüber und versuchte die pikante Übergabe etwas mit seinem Körper vor den Blicken der anderen Gäste abzuschirmen. Hoffentlich hatte sie ihre Totenzeremonie noch nicht abgeschlossen. So ein Fauxpas wäre ja peinlich.

Etwas verwundert blickte Nurinai den Magier an und hatte keinen blassen Schimmer, was er ihr da gerade überreichte. Weil es ihm irgendwie aber jetzt gerade in diesem Augenblick unfassbar wichtig erschien, warf sie einen Blick hinein. Erst begriff sie gar nicht, was da seltsames Rotes in der Dose lag, dann jedoch verstand sie: die Zunge Loderias! Ihr Gesicht erstarrte. Unfassbar langsam schloss sie die Dose wieder, schenkte dem Magier ein dankendes Lächeln und legte sie neben der Toten auf den Tisch, ehe sie die Versammelten erwartungsvoll anschaute.

Die Stille in der Totenkammer wurde durch ein laut hallendes Pochen an der hölzernen Tür unterbrochen, die sich daraufhin langsam und quietschend öffnete.


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