Geschichten:Der uralte Bund - Erkenntnisse

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Pfalz Randersburg, Ende Hesinde 1043 BF

Nach und nach versammelten sich die Gäste sowie der Hofstaat der Pfalz in deren Thronraum. Auch Salix von Hardenstatt, Yolande von Raukenfels, und Josmine von Grevinghoff waren der Verlautbarung der Seneschallin gefolgt und hatten sich hier eingefunden. Von würdevollem Schweigen konnte jedoch keine Rede sein - allerorten wurde eifrig diskutiert, Verdächtigungen geäußert, allerlei Spekulationen angestellt und teilweise auch über Sinn und Unsinn dieser Zusammenkunft gestritten. In einem Punkt waren sich jedoch alle Anwesenden einig: Von diesem Traviabund samt 'Begleiterscheinungen' würde man noch lange sprechen. Das dreimalige Knallen des Heroldstabes auf den steinernen Boden ließ alle Gespräche schlagartig verstummen und die erwartungsvollen Blicke der Versammlung auf den Eingang richten. Gemessenen Schrittes betrat die Seneschallin in Begleitung von Hofmarschallin Perainka Adersin von Dunkelsfarn und des Hauptmanns Hagen von Rallerau den Saal. Das Trio durchquerte diesen in einigen beinahe endlos scheinenden Momenten, bevor es auf dem Absatz des Thronpodests zum Stehen kam, vorne Josline und dahinter ihre Begleiter. Kurz ließ die Seneschallin den Blick über die Anwesenden schweifen, dann hob sie zu sprechen an.
„In den letzten Tagen haben sich einige, vorsichtig ausgedrückt, unerfreuliche bis furchtbare Dinge ereignet, die zudem bereits Anlass für allerlei Diskussionen und Spekulationen lieferten. Wie mir ebenfalls zu Ohren kam, hat man sich mancherorts auch bereits zu fragen begonnen, warum ich als Seneschallin der Pfalz und gewissermaßen Gastgeberin dieser Zusammenkunft bisher zu alledem geschwiegen oder bestenfalls kurz angebunden geäußert habe. Manche schienen gar zu glauben, dass mich dies alles nicht interessiere, ich Unwillens oder gar unfähig sei, den Vorkommnissen nachzugehen. Doch seid versichert: Dem ist nicht so. Die von mir bisher geübte Zurückhaltung diente allein dem Zweck, die Ermittlungen möglichst ungestört durchführen zu können und erst dann vor euch, geschätzte Anwesende, zu treten, wenn es auch tatsächlich etwas Substantielles zu berichten gäbe. Und dieser Zeitpunkt ist nun gekommen. Zunächst möchte ich seine Ehrwürden Silvano bitten, vorzutreten und zu berichten, was er über den Kaiser-Alrik-Ring, eines der Geschenke an das Brautpaar, herausgefunden hat und so in diese Angelegenheit praiosgefälliges Licht ins gerüchtegeschwängerte Dunkel zu bringen.“

Der Geweihte erhob sich und schritt in die Mitte der Halle, wo ihn alle gut sehen konnten. Etwas im Hintergrund hielt sich der hünenhafte Wilbur von Eichstein, der Silvano begleitet hatte. Nach einem kurzen Nicken in Richtung der Seneschallin sprach er mit volltönender Stimme: „Gerne will ich dies tun, doch zuvor fordere ich die Anwesenden auf, sich zu erheben und mit mir gemeinsam ein Gebet an den Götterfürsten zu sprechen, um ihm für die Erkenntnis, die er mir in seiner Gnade schenkte, zu danken, aber auch als Fürbitte, auf dass er sein Licht über die hier Versammelten ausgieße, um Dumpfsinn und praioslästerliches Gerede aus dieser Halle zu verbannen.“ Mit tadelndem Blick und ebensolchem Tonfall fuhr Silvano nach einer Kunstpause fort: „Mir scheint dies nämlich nach dem bisher Gehörten und Gesehenen höchst angebracht.“ Die pikierten, empörten aber teilweise auch schuldbewussten Blicke verrieten ihm, dass er mit seinem letzten Satz ins Schwarze getroffen hatte.
Nach dem Gebet fasste der Praiot für alle Unwissenden noch einmal die Hintergründe des Rings und warum er ihm zur weiteren Untersuchung übergeben worden war, zusammen und resümierte seine gewonnenen Erkenntnisse. „...und so war es mir mit der Gnade des Götterfürsten möglich, zu erkennen, dass das Kleinod mitnichten mit einem Fluch belegt oder gar - Praios behüte! - dem göttlichen Feind der Zwölfe anheimgefallen war. Nein, das Schmuckstück wurde von der Essenz eines der finsteren Orkgötzen - deren Namen hier nicht genannt werden sollen - besudelt. Eine solch´ frevlerische Tat bedarf jedoch gewisser Vorbereitung und auch ein hierfür erforderliches unheiliges Ritual benötigt einiges an Zeit. Da aber weder hier noch in der näheren Umgebung irgendwelche Schwarzpelze gesichtet wurden, bleibt nur ein logischer Schluss übrig: In unserer Mitte oder zumindest unmittelbaren Umgebung befindet sich mindestens eine menschliche Existenz, die ihre Seele besagten Götzen verschrieben und sich so auf ewig von der zwölfgöttlichen Ordnung abgewendet hat. Dieses Subjekt und seine Helfershelfer gilt es um eure unsterblichen Seelen willen schnellstmöglich aufzuspüren und der Inquisition zu übergeben. Aber vielleicht sind die Schuldigen ja unter uns und verspüren nun so etwas wie Reue. Dann mögen sie im Haus des Herrn Praios vorsprechen und um Läuterung bitten.“ Mit einem durchbohrenden Blick musterte der Geweihte für eine gefühlte Ewigkeit die Anwesenden, bevor er wieder auf seinen Platz zurückkehrte, begleitet von gleichermaßen ungläubigen, verängstigten, aber auch empörten Blicken.

Josline wartete noch einen Moment, bis sich die Versammelten wieder beruhigt hatten, bevor sie erneut das Wort ergriff.
„Ich danke Euch, Ehrwürden, für Eure Ausführungen. Seid versichert, dass nichts unversucht gelassen wird, um diese Ketzer aufzuspüren und ihnen Gerechtigkeit zuteilwerden zu lassen. Aber auch von einem hinterhältigen Giftanschlag soll hier berichtet werden. Um bei den Untersuchungen möglichst unauffällig vorzugehen, damit die Übeltäter nicht frühzeitig aufgeschreckt werden und so Gelegenheit erhalten, sich rechtzeitig aus dem Staub zu machen, habe ich einige vertrauenswürdige Außenstehende aus unserer Mitte gebeten, der Sache mit der nötigen Diskretion nachzugehen. In diesem Zusammenhang möchte ich in Vertretung dieser kleinen Gruppe meine teure Freundin, die Reichsedle Fredegard von Hauberach, bitten, der Versammlung einmal kurz zu berichten.“

Die Perricumerin erhob sich von ihrem Stuhl, trat in die Mitte des Saales und nickte der Seneschallin kurz zu.
„Es ist mir eine Ehre. Ich werde mich, Eurem Wunsche sowie der knapp bemessenen Zeit der Anwesenden Rechnung tragend, auf die wesentlichen Punkte beschränken, auch, weil einige Details noch weiterer Untersuchungen bedürfen. In der Burgküche gab es bei der Zubereitung des Festbanketts einen Giftanschlag auf die Küchenmeisterin, Elene von Erlenfall, den sie nur knapp überlebte. Zur Anwendung kam hierbei das Gift Tulmadron, was schon allein deswegen bemerkenswert ist, da Angehörige des kleinen Volkes dagegen resistent sind. Die weiteren Ermittlungen ergaben, dass ein zwergischer Hilfskoch auf Betreiben seiner bisherigen Dienstherren - einer Adelsfamilie]], deren Angehörige ebenfalls hier zugegen sind - erst kurz zuvor eingestellt worden war, um für sie Augen und Ohren offenzuhalten. Wieso und warum, mochte der verstockte Angroschim nicht sagen, doch muss die Schuld wohl schwer auf seiner Seele gelastet haben, denn in der folgenden Nacht erhängte er sich in seiner Zelle. Daraufhin konzentrierten wir unsere Ermittlungen auf seine ehemaligen Dienstherren, speziell auf einen von ihnen, der zuvor schon durch, sagen wir, 'ungewöhnliche Aktivitäten' aufgefallen war. Durch eine Küchenmagd erfuhren wir weiter, dass sie diese Person dabei beobachtet hatte, wie sie kurz vor dem Mordanschlag ein kleines Beutelchen an den Zwergen übergab. Also wurde eine Durchsuchung der Unterkunft dieses Individuums vorgenommen, bei der in einem Versteck ein weiterer Beutel mit eben jenem Tulmadron gefunden wurde. Daneben wurde auch noch eine gewisse Menge Rauschkraut sichergestellt sowie eine Art Rauchfalle ausgelöst, deren Qualm wohl unerwünschte Eindringlinge vertreiben und den Bewohner des Zimmers selbst außerhalb seiner Unterkunft alarmieren sollte. Warum, dürfte nach dem Auffinden des Giftes, denke ich, offensichtlich sein. Besagte Person konnte leider bisher noch nicht festgesetzt und verhört werden.
Abschließend möchte ich noch betonen, dass alle von meinen Begleitern und mir unternommenen Schritte allzeit mit Wissen und explizitem Einverständnis von Frau Josline erfolgten. Das Verhör des Zwerges wurde selbstverständlich vor Zeugen ordnungsgemäß geführt und dokumentiert, sodass hier alles seine praiosgefällige Ordnung hat.“ Nach einer kurzen Verbeugung in Richtung der Seneschallin setzte sich Fredegard wieder auf ihren Platz.

„Ich danke Euch für diesen akkuraten Bericht sowie eure wertvolle Unterstützung in dieser Angelegenheit, Frau Fredegard. Und euch allen hier sei gesagt, dass nichts unversucht gelassen wird, um beide Vorgänge restlos aufzuklären und die Schuldigen ihrer gerechten Strafe zuzuführen. Sollten sich hierzu neue Erkenntnisse ergeben, so werdet ihr natürlich umgehend darüber in Kenntnis gesetzt werden. Damit möchte ich euch nun entlassen, in der Hoffnung, mit diesen Informationen zumindest ein wenig zur Beruhigung der Lage beigetragen zu haben“, schloss Josline, die hoffte, mit dieser Aktion wenigstens für den Moment die Gemüter beruhigt, das Gerede eingedämmt und etwas aus der Defensive herausgekommen zu sein.


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Ende Hes 1043 BF zur abendlichen Phexstunde
Erkenntnisse
Einen Baum zu fällen


Kapitel 42

Erkenntnisse II
Macabros großer Auftritt


Kapitel 17

Erkenntnisse II
Autor: Bega, Wallbrord