Geschichten:Feuer & Flamme – Heiter, nicht wolkig

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Schloss Kaltensporn, Kammer des Seneschalls, 12. Phex 1045 BF

„Meine Liebsten, mein geliebter Sohn Rahjadri, liebe Selinde, guter Ajax, was für ein Fest euch hier in dieser Zusammenstellung begrüßen zu dürfen. Was verschafft mir diese außerordentliche Freude? Eurem Grinsen zufolge ist es ein gar heiteres unterfangen und ich begiere darauf die offensichtlich guten Neuigkeiten zu hören. Und solche höre ich immer gerne, gerade vielleicht sogar noch ein wenig lieber. Die Zeiten ändern sich, was per se keine schlechte Sache ist und meiner Herrin gefällt das auch, kann sie sich doch so ihrem Land und dessen Leuten widmen, doch Arbeit macht es trotzdem. So seid ihr mir eine willkommene Abwechslung. Rückt schon raus mit der Sprache.“, der Seneschall Ochsenbluts und Junker von Heiterfeld, lehnte sich bequem zurück, kramte seine lange Pfeife hervor, stopfte diese genüsslich und zog nach seiner Begrüßung tief daran, über ihm die Wappentafel Ochsenbluts, der fliegende Pfeil Heiterfelds geschickt über Voltan platziert.

„Mein lieber Vater“, begann Rahjadri im freudigen Überschwang. Die Entwicklungen der letzten Tage hatten ihn etwas übermannt. „Es ist etwas Wundervolles passiert, nein, eigentlich viele wundervolle Dinge, die die liebliche Herrin Rahja gefügt hat. Ja, Mira, die Pagin unserer Herrin wurde von der holden Göttin geküsst. Ihr Herz ist Feuer und Flamme für den edlen Knappen Gallahart und auch bei ihm hat die Liebliche das Feuer der Liebe entfacht. Zwei Liebende, die zueinander gefunden haben. Wahrlich ein Geschenk der Göttin. Nun wirst du aber sagen ‚Ja, mein Sohn, das freut uns für die beiden Liebenden gar sehr, doch ist die holde Mira aus den Perricumer Landen dir versprochen, mein Sohn‘.“ Rahjadri fand den richtigen Ton, als er die Stimme seines Vaters imitierte, da sie nicht ins lächerliche oder karikaturhafte abglitt. „Und ja, Vater, du hast recht. Mira und ich sind einander versprochen. Doch auch ich wurde von der lieblichen Herrin Rahja gesegnet. Ajax und ich, wir lieben uns und das schon lange.“ Rahjadri zog Genannten an sich heran, welcher, in seiner Großgestaltigkeit, etwas überrascht und weniger überschwänglich, aber mit dem verliebten Lächeln eines Jungsspunds, eifrig nickte. „So hat es die holde Rahja gefügt und der Segen der Holden gilt viel in unserer Familie. So bitte ich dich, erfreue unser aller Herzen und lass Mira und mich nicht einen Bund eingehen, der unseren Herzen widerspricht. Löse das Bundesversprechen auf, auf das Mira frei ist ihren geliebten Gallahart zu heiraten und ich den Bund mit meinem geliebten Ajax schließen kann.“ Die beiden Jünglinge tauschten verliebte Blicke aus. „Sicher wirst du sagen ‚Die Auflösung des Bundesversprechen wird unserer Familie teuer zu stehen kommen‘ und ja es wird deines vielgelobten diplomatischen Geschicks brauchen, um die Wege der lieblichen Herrin Rahja zu beschreiten. Sicherlich können wir die Familie Rabicum mit einem Ausgleich versöhnen. Ernenne Mira nach ihrem Ritterschlag zu Ritterin vom Schenkenberg, auf das sie unserer Familie auch weiterhin eng verbunden bleibt, was sie ja ohnehin tut, da Gallahart ein enger Verwandter Ajax‘ ist.“ Es war so, als ob Rahjadri jetzt erst wieder richtig Luft holte, als er seinen Monolog beendete. „Was denkst du Vater?“

Selinde war mit aufrechtem Stolz und Erstaunen den Ausführungen ihres Vetters gefolgt. Nie hatte sie ihn so erwachsen und so für eine Sache einstehend erlebt. Ajax tat ihm gut und schien außerdem überwältigt von den Worten seines Liebsten zu sein. Nun blickten alle drei gespannt und voller Erwartungen auf Voltan.

Der kaute wohlfeil erst aus dem Pfeifenende, dann auf dem Rauch rum, bevor er diesen ausbließ. Er formte kunstvoll einige Ringe und durchstieß diese ruhig mit einem Pfeil aus Rauch. Dann spitze er etwas süffisant die Lippen und schaute gedankenverloren im Raum umher, bevor er wiederum seinen Sohn nachahmte und begann zu lachen. „Das habt ihr euch ja fein ausgedacht und schön zurechtgelegt. Und bemerkt habe ich diese Turtelei auch schon, schon interessant, wie sich dies entwickelte, während eures Aufenthaltes hier. Aber ich muss sagen, das ist das erheiterndste, das ich seit langem gehört habe. Denn Recht hast du, Sohn, ungewohnt scharfsinnig…“, neckisch aber liebevoll zwinkerte Voltan seinem Sohn zu, „…den Rabicums würde so eine Auflösung eines Bundesversprechens ganz sicher nicht passen, aber das kleine Schenkenberg, könnte sie trösten. Rimiona und ich hatten ohnehin überlegt es wieder zu vergeben, jetzt wo sie in Vierok so eingespannt ist. Noch dazu kann ich den Perricumern sicherlich den guten Gallahart schmackhaft machen, immerhin auch Herr eines satten Edlentums in der Goldenen Au. Noch dazu im Lehen des Barons vom Sturmfels, der gut mit dem Rabicumer kann, soweit ich weiß. Ein mehr als guter Trost, diese Kombination. Ganz zu schweigen, von dem Dienst an der holden Rahja, wobei, ich fürchte, dass dies kein Argument für den Harten Hund Zordan ist. Für mich allerdings schon, ich will, dass meine Kinder ein so glückliches Leben führen können wie ich. Meiner süßen Emerdane war dies nicht vergönnt, Boron möge sie behüten. Und nun, steht mein Sohn hier vor mir, mit dem Mann, dessen Hand, meiner von mir gegangenen Tochter, versprochen war und sagt mir, dieser hätte sein Herz gewonnen. Wer wäre ich, wenn ich mich diesem offensichtlichen Fingerzeig der Göttin entgegenstellen würde?"

Alle außer dem verlegen grinsenden, aber zuckersüß grinsenden Ajax, wussten was dies bedeutete, sie hatten Voltan von Heiterfeld überzeugt. Allem weiteren stand nichts mehr im Wege, darum würde sich der heitere Seneschall schon kümmern. Alles was danach kam, war ihre Sache, die Festivität hatten die beiden Liebenden schon im Kopf entstehen lassen, die Familienplanung ebenfalls, auf sie wartete ein gutes, heiteres Leben.

Und so war es geschafft, Rahja hatte gesiegt, mit etwas Hilfe von ihren drei derischen Alveraniaren.



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12. Phe 1045 BF zur mittäglichen Praiosstunde
Heiter, nicht wolkig
Früchte tragen


Kapitel 5

Einen Haken hat es immer
Autor: Bega, Jan