Geschichten:Zwischen Rondra und Hesinde - Blaue gegen Pforteritterin

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Schloss Auenwacht, Kaiserlich Gerbaldsmark, Anfang Travia 1046 BF

Mit großem Interesse hatte Bärfried von Hardenstatt den Fortgang des Turniers verfolgt. Der Ritt, an den sich die Meisten hier noch in einigen Götterläufen erinnern würden, war der zwischen Korhilda von Sturmfels und ihrem Bundesbruder Ardo von Keilholtz gewesen! Beide ritten auf hohem Niveau und zeigten den teils noch unerfahrenen Turnierneulingen was es hieß ritterlich in die Schranke zu gehen. Ein Augenschmauß, das gestand der Einäugige ihnen zu und erwischte sich dabei wie er voller Inbrunst die Baronin zu Wasserburg angefeuert hatte. Im politischen Geflecht der Markgrafschaft gehörte sie wohl zu seinen Kontrahenten, doch hier und jetzt waren sie beides Perricumer und standen zusammen! Entsprechend jubelte er als Korhilda in das Vietrelfinale einzog.

Mit einer Neugier, die nicht die selbe wie bei Korhilda war, verfolgte der Landvogt jedoch auch den Fortgang der Blauen Ritterin. Gegen Mirande von Mersingen bestand sie knapp und er hatte, mit so einigen anderen, die unbekannte Ritterin mit der dunkelblauen Rüstung samt Goldapplikationen bejubelt. Schließlich fegte sie auch Brindia von Stolzenfurt, von der einige vermuteten dass sie einst in die Fußstapfen des Vaters treten würde, aus dem Turnier. Doch nun stand sie der wasserburger Baronin gegenüber und der Einäugige wusste nicht wem er die Daumen drücken sollte. Also bat er Rondra darum die Bessere gwinnen zu lassen und lies den göttlichen Fuchs aus dieser Runde raus.

Als die Pfortenritterin und ihre Kontrahentin aufeinander prallten merkte man, dass Korhilda die Oberhand hatte. War bei der Unbekannten etwa nun die Luft raus? Abermals ritten sie an und Bärfried stockte der Atem! Dann prallte Holz auf Stahl und Splitter flogen! Korhilda siegte souverän und zeigte welche Fähigkeiten sie ihr Eigen nennen konnte. Beide Frauen waren formvollendet ritterlich und auch wenn es nicht die Qualität des Ritts Ardo gegen Korhilda hatte, so zeigten sich doch beide von ihrer ritterlichsten Seite. Verdient schenkte die Menge den Frauen den ihr zustehender Jubel, ehe sie vom Feld ritten. Nur einer jubelte nicht, der Platz an dem der Landvogt vom Arvepass saß war verweist. Dieser war nämlich zügig aufgestanden und von dannen gegangen, als festgestanden hatte wer die Siegerin dieser Begegnung war. Für ihn gab es auf dem Feld nichts mehr was ihn hielt, doch vielleicht würde sein Auge ja an anderer Stelle mehr sehen können.


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Mit zwei Flaschen ulsenrieder Rotbier und Bechern stand Bärfried vor dem Zelt der Blauen Ritterin und wartete dort auf ihr Erscheinen. Mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen begrüßte er seine ehemalige Kontrahentin, "den Zwölfen zum Gruße! Ihr habt eine ritterliche Leistung im Turnier hingelegt, ich dachte wir könnten darauf anstoßen, nun da das Turnier für uns beide ja zu Ende ist...?". Wie zur Bestätigen hob er die Bierflaschen. Die Ritterin blieb kurz stehen, ihr Visier war noch immer heruntergeklappt und gab keinen Blick auf das Gesicht dahinter frei. Sie schien den Landvogt zu mustern, band dann ihre Pferd an und ging wortlos an dem Mann vorbei in ihr Zelt, nicht ohne die Plane offenzulassen. Bärfried blickte etwas verduzt drein ehe ihn die Neugier packte und der Frau ins Zelt folgte.

Drinnen war es sehr schlicht eingerichtet. Ein einfaches Feldbett, eine Kiste ohne Verzierungen sowie ein leerer Rüstungsständer samt Waffenhalter waren hier drinnen zur Wacht versammelt. Komplementiert wurde die Einrichtung von einem schlichten Tisch sowie passenden Stühlen. Nichts deutete auf die Identität der Bewohnerin hin, kein Familienwappen, keine Wimpfel mit dem Wappen einer Baronie oder eines Guts. Nicht einmal das Wappen des Königreichs oder einer der Marken war zu sehen. Die Blaue Ritterin hatte tatsächlich keinerlei Hinweise hinterlassen wer in der Rüstung steckte. Der Einäugige schürzte die Lippen und musterte nun seinerseits die Ritterin, wie sie in ihrer schwerem Gestechstüstung am Tisch platz genommen hatte.

Das Blau der Rüstung war von solch dunklem Ton, dass es leicht als Schwarz hätte durchgehen können. Die feingearbeiteten goldenen Applikationen verliehen der schlichten Rüstung etwas herrschaftlich elegantes. Die Ritterin deutete stumm auf den Platz vor sich und Bärfried verstand die Einladung. Er platzierte die Flaschen und beide Becher vor sich und blickte zu seiner "Gastgeberin". "Also... Da das Turnier für beide von uns vorbei ist könntet Ihr ja das Geheimnis um Eure Person lüften?", schlug der Perricumer freimütig vor. Der Kopf seiner Gegenüber legte sich etwas schief und Bärfried spürte wie ihr Blick auf ihm ruhte. Dann hob sie ihre Hände mit den Panzerhandschuhen und bedeutete ihm, ihr aus diesen herauszuhelfen.