Geschichten:Die Brachenwächter – Ungewollt

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Schloss Gerbaldsaue, Sitz des burggräflichen Hofes zur Gerbaldsmark, Anfang Efferd 1042 BF

Es war einer dieser Tage, da wünschte sich der Seneschall der Gerbaldsmark an einem anderen Ort zu sein. Die Wüste Gor vielleicht? Dort konnte es zur Zeit nicht weniger hitziger zugehen. Die spätsommerliche Sonne wärmte das Gemüt der Höflinge, um nicht zu sagen sie brachte einige gar zum Kochen. Dabei hatte der Tag für Salerian von Feenwasser so besonnen begonnen. Die morgendlichen Gespräche mit Romelio von Agur, dem Privatsekretär von Reichsvogt Reto Eorcaïdos von Aimar-Gor, waren wie jeden Tag sehr erbaulich. Die beiden besprachen dabei nicht nur die Agenda des Tages, sondern klagten sich auch in Liebesdingen ihr Leid. Romelio schmachtete immer noch seinem Händlerburschen hinterher und Salerian kam bei dem schweigsamen Kammerherren auch nicht wirklich weiter. Welch Tristesse, aber das von-der-Seele-reden half und so starteten beide beschwingt in den Tag – mit dem besten Wissen, dass es anderen weit schlechter erging als ihnen. Das beruhigte ungemein.

Zur zweiten Praiosstunde sollten allerdings dunkle Wolken vor das Gemüt des Seneschalls ziehen. Im Wasserrosen-Kabinett war er gerade in einem Gespräch mit den von Hesinde geküssten Vogt Solmar Hoffing zu Briskengrund und Junker Marbos von Greifstein zu Uilstein vertieft – es ging wohl um das neue skandalöse Stück der Garether Heldenbühne mit dem vielsagenden Namen 'Der gierige Rabe' – als urplötzlich ein gar wütender Mob auf den Seneschall zugestürmt kam.

„Wo ist der Reichsvogt? Wie müssen ihn dringend sprechen!“, erhob die Edle Helidora von Pranteln keifend das Wort. Jedes Wort spie sie nur so raus, so dass der etwas zartbesaitete Hoffing gar zusammenzuckte.

„Diese Ungeheuerlichkeit gehört unverzüglich negiert!“, donnerte nicht weniger dröhnend Junkerin Wulfmin von Hirschfurten zu Brachental.

„Hohe Herrschaften“, begann der Seneschall mit betont ruhiger Stimme, „Der Reichsvogt ist zur Zeit leider unpässlich!“ Er hätte ahnen sollen, was diese Worte zur Folge haben würden.

„Das ist doch die Höhe“, polterte der Erbvogt von Grambusch los, „Treibt sich der feine Herr Reichsvogt wieder auf irgendwelchen kaiserlichen Hochzeiten rum oder verhandelt er gar einen Vertrag zwischen den Nivesen und den Elfen aus.“ Die Ironie der Worte waren beißender als der Geruch einer Latrine.

„Mäßigung, verehrter Königslinden!“, nun wurde auch der Ton des Seneschalls rauer.

„Der Seneschall hat Recht“, begann Bander Linderhold beschwichtigend. Der Präfekt der Klosterlande St. Ancilla schaute eindringlich in die Runde. „Fakt ist, wir wurden von dem Markvogt übergangen und wollen nun wissen, wie der Reichsvogt unsere Interessen zu vertreten gedenkt!“

„Es geht um diese neue Wacht um die Dämonenbrache nehme ich an.“ Die Stimme des Seneschalls war nun wieder die eines abgeklärten Staatsmannes. „Doch was genau bedrückt die Herrschaften bei diesem Vorhaben?“ Wieder so eine Frage, aus der nichts Gutes erwachsen würde, da war sich Salerian sicher.

„Nun“, baute sich der jugendliche Ritter Thallion von Greifstein vor den Versammelten auf, „mein Herr Leomar von Zweifelfels beklagt die Beschneidung seiner Ländereien durch den Markvogt.“

„Zweifelfels soll sich nicht so anstellen, große Teile meiner Erbländereien wurden dieser neuen Wacht zugeschlagen“, keifte Wulfmin von Hirschfurten drauf los. „Fast alles Land bis zur Vulper. Meine Burg ist nun bar ihres Umlandes. Das ist ein Skandal!“

„Ach, wirklich skandalös ist die Herauslösung weiter Teile des Klosterforstes aus unseren Klosterlanden. Ein Forst, der schon per Deklination dem Kloster von St. Ancilla gehört – und das schon seit vielen Jahrhunderten. Diese verrottete Ruine Praiosborn können diese Wächter ja gerne haben, aber nicht unseren Forst!“ Nun hatte sich auch der sonst so besonnene Präfekt Bander Linderhold in Rage geredet.

„Alles Kinderkram“, Germuth von Königslinden winkte unberührt ab, „Alles Land zwischen Eslamsweg und Briskengrunder Weg wurde mir genommen und das bis hoch nach Silkwiesen. Bestes Weideland und das 5 Meilen von der Brache entfernt. Das ist ungeheuerlich!“

„Aber, aber“, schaltete sich Junker Marbos von Greifstein in die hitzige Diskussion ein, „Seit der Schlacht von Zwingstein rührt sich sie Brache wieder, wir sollten froh sein sie nun in kundigen Händen zu wissen. Ich werde die neue Wacht nach Kräften unterstützen.“

„Auch ich halte diese neue Wacht für sinnvoll“, pflichtete Somar Hoffing dem Junker von Uilstein bei.

„Diese weinerlichen Hofschranzen sind eine Schande für unsren Stand!“ Germuth von Königlinden erhob drohend seinen reich verzierten Gehstock.

„Meine Herrschaften, so kommen wir auch nicht weiter! Ich werde dem Reichsvogt umgehend Bericht erstatten und er wird sich sicherlich dieser Sache annehmen.“ Mit diesen Worten wand sich der Seneschall aus der aufgebrachten Gruppe und entfernte sich schnellen Schrittes. Sollten die sich doch die Köpfe einschlagen. Er wusste sehr genau, auch der Reichsvogt war über diese neue Wacht nicht sehr erfreut.

Etwas abseits, an einem kleinen Tischchen mit zwei ausladenden Sesseln, saßen zwei Herren die Boltan spielten.

„Ach Cordovan, hier ist ja richtig was los.“ Alderan von Isppernberg schmunzelte in sich hinein.

„Ja, noch nicht mal Kartenspielen kann man hier mehr in Ruhe.“ Cordobert von Eslamsgrund, Sohn der verstorbenen Burggräfin Rondriane schaute plump auf seinen Karten.

„Ich sollte dich hier öfter besuchen!“ Das Gesicht des Hausritters von Barnhelm von Rabenmund verzog sich nun zu einem breiten Grinsen.




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Texte der Hauptreihe:
K34. Nestbau
Autor: Bega