Geschichten:Die Pforte aufgestoßen - Im Hause des Hirschs

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Burg Trollhammer, Baronie Hirschfurten, 10. Peraine 1046 BF

Die Kutsche holperte über den gut ausgebauten Serpentinenweg, welcher sich von Samlor aus, die Rakulahöhen hochschlängelte. Aus dem Fenster konnte Salix von Hardenstatt den mächtigen Stammsitz des Hauses Hirschfurten bewundern. Ein wahrlich imposanter Bau, der nicht nur Wehrhaftigkeit, sondern auch Erhabenheit ausstrahlte. Der Perricumer lächelte mild, ehe er sich zurücklehnte und den kleinen Vorhang vorschob.

Er freute sich fast schon darauf, den hiesigen Baron wiederzutreffen. Wenngleich dieser mehr dem Kaliber Bärfried entsprach, als seinem eigenen, so war der junge Adlige doch gespannt auf Nimmgalfs Reaktion, wenn er diesem berichtete, was er in Rallerspfort herausgefunden hatte.

Nicht nur, dass sich in Haldans Umgebung das mysteriöse Verschwinden von Personen mit Schlüsselpositionen häufte, sondern auch dass die, die nicht verschwanden, eine höhere Sterblichkeitsrate als die meisten ihrer Gleichaltrigen aufwiesen. Davon abgesehen schien der Herr Baron nicht unbedingt daran interessiert zu sein, solcherlei Mysterien aufzuklären.

Das anschaulichste Beispiel war dabei der Überfall auf das Rittergut Radulfsfelden. Angeblich soll es im Rondra des Blinden Jahrs von waldsteiner Marodeuren überfallen und niedergebrannt worden sein. Doch Salix hatte keine weiteren Aktivitäten solcher Gruppen finden können, zumindest in der Region. Ebenfalls mutete es seltsam an, dass es bis heute keine Lösegeldforderung an den Schwiegervater des Ritters gegeben hat, wie der Perricumer aus gut informierter Quelle wusste.

Das sprach nicht unbedingt dafür, dass die offizielle Geschichte auch die Wahrheit war. Hinzukam der eher unmotivierte Versuch der Aufklärung des Vorfalls seitens des Barons von Rallerspfort. Hatte dieser zwar den Überfall untersuchen lassen, wurde recht zügig die Sache zu den Akten gelegt. Offiziell wurden waldsteiner Marodeure verantwortlich gemacht. Man schickte sogar ein Schreiben an den Nachbarn, dass dieser doch bitte beim Auffinden des Ritters mithelfen solle, doch auch diese Sache verlief schnell im Sande. Auf Rotkrähenborn befand man, dass man alles getan habe und den Rest den Familien überantworten konnte.

Der fremdverschuldete Tod von ihrer jüngsten Quelle, kurz nachdem Lingmar bei ihr aufgetaucht war, hatte ebenfalls einen seltsamen Beigeschmack. Der Junge konnte zwar nicht nachweisen, dass sie ihretwegen zu Boron geschickt worden war, doch weshalb Quelle ermordet wurde, hatte er nicht herausfinden können. Zumindest schien Haldan noch nicht auf sie aufmerksam geworden zu sein. Das verschaffte den Perricumern etwas Zeit weitere Schlingen auszuwerfen und in der Vergangenheit zu graben.

Salix hielt sich am Griff der Kutsche fest, als diese über die Zugbrücke der Burg holperte. Unwillkürlich musste er an die wenig gefederten Wägen im waldsteiner Wald denken, mit denen er über wesentlich schlechtere Wege holperte nur um vielleicht eine gewisse Bande zu finden. Zu seiner Erleichterung war nicht nur das Suchen, sondern auch das daran anschließende Gespräch überaus erfolgreich gewesen. Beide Seiten waren zu dem Entschluss gekommen, dass eine zukünftige Zusammenarbeit durchaus für alle Beteiligten von Vorteil wäre. Ein sinistres Lächeln umspielte die Mundwinkel des blonden Adligen.


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Die roten Hirschfurtenbanner flatterten im Wind, als die Reisekutsche aus Perricum durch das große Burgtor rumpelte.

Der Burghauptmann zu Trollhammer trat persönlich an die Kutsche heran, nachdem diese auf dem Kopfsteinpflaster im Burghof zum Halten gekommen war.

„Die Zwölfe zum Gruße, Rondra vor!“ sagte er laut zu dem jungen Adeligen, der gerade aus der Kutsche stieg. „Wer seid Ihr, und was führt Euch nach Burg Trollhammer?“

„Den Zwölfen zum Gruße!“, erwiderte der Gast aus Perricum und hob eine Hand zum Gruß. „Mein Name ist Salix von Hardenstatt, ich reise im Auftrag seiner Hochgeboren von Zackenberg und soll mich mit eurem Herrn über den Fortschritt des Sprosses der Familie Zackenberg informieren“.

„Wohlan, wir werden den Baron von Eurer Ankunft in Kenntnis setzen. Bitte habt einen Moment Geduld!“ Er schickte einen Untergebenen ins Haupthaus, der Baron Nimmgalf von Salix Ankunft unterrichten solle.

Nach kurzer Zeit kam die junge Wachfrau zurück und teilte mit, dass der Baron den Zackenberger Adeligen umgehend zu sprechen wünscht.

„Bitte folgt mir, Euer Wohlgeboren“, erklärte der Hauptmann kurz und führte den Gast zum Haupthaus direkt in das Empfangszimmer der Burg.

Baron Nimmgalf stand über ein paar Dokumenten und ausgebreiteten Karten sinnierend an einem Eichentisch. Als er den Gast bemerkte hellte ich seine Miene auf. „Willkommen auf Burg Trollhammer, werter Salix von Hardenstatt. Ich freue mich, dass Ihr meiner Einladung nach Hirschfurten nachgekommen seid. Ich hoffe, Ihr hattet eine gute Reise?“

Er hielt ihm die Hand zum Gruße hin.

Der Angesprochene brauchte einen Moment, um zu verstehen, dass er die Hand des Barons schütteln sollte. Was er natürlich mit einem angemessenen Handdruck tat. „Und ich freue mich ob der Einladung. Die Reise war lang doch glücklicherweise ereignislos“.

Nimmgalf nickte, ging zu einem kleinen Beistelltisch und schenkte roten Wein aus einer Karaffe in 2 bereitstehende Pokale ein. Einen davon reichte er Salix, und lud ihn mit einer Handbewegung ein, sich in einen bequemen Polstersessel zu setzen, was er ebenfalls tat.

„Nun denn, was gibt es denn Neues zu berichten?“ fragte er den jüngeren Mann.