Geschichten:Besuch bei der Großmutter

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Kaiserstadt Gareth - 13.Praios 1047 BF

Nach dem Trubel durch das Kaiserturnier brauchte die Stadt Gareth immer ein paar Tage, um wieder zur Normalität zurückzukommen. Erst nachdem die vielen hohen gekrönten Häuser die Stadt wieder in Richtung ihrer heimatlichen Gefilde verlassen hatten, kam der normale Garether Stadtadel wieder zum Zuge, um hier wieder den Stellenwert einzunehmen, der ihm gebührte.

So hatte auch die ältere Dame Perania Pfundt von Pfundtern die letzten Wochen geduldig abgewartet, um nun endlich am heutigen Tage wieder Alt-Gareth zu besuchen, um ihre Einkäufe zu tätigen und mit dem ein oder anderen Garether ein Schwätzchen zu halten und den neuesten Klatsch und Tratsch zu erfahren.

Begleitet wurde sie dieses mal neben den üblichen vier Dienern und Dienerinnen, die ihre ausufernden Einkäufe schleppen mussten, von ihrem Enkel Sibelian, der sein ein paar Götterläufen der Hochgeweihte der Peraine im Samlorer Tempel war. Da er sich hier zu einem privaten Anlass aufhielt, hatte er auf seine übliche Dienstkleidung verzichtet und war in vornehme Gewänder gekleidet. Sie waren gemeinsam in einer Kutsche angereist, da die alte und recht füllige Dame weder gut zu Fuß war, noch reiten konnte. Nun begleitete er sie auf ihrem Gang durch die Garether Geschäfte.

"Ach Jungchen, du ahnst gar nicht, wie sehr ich es schätze, dass du deine alte Großmutter noch mal besuchen kommst. Ist es nicht herrlich hier in Gareth? Es gibt hier einfach alles, was das Herz begehrt. Feine Stoffe aus dem Horasreich, Geschmeide aus Aranien, Pelze aus dem Bornland, und sieh nur diese feinen Schuhe aus edelstem Rommilyser Leder. Nur hier kann eine Dame von Stand ihrem Leben den richtigen Glanz verleihen. Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht, wie Du es in so einem Provinznest wie dieses Salmrohr... Sandohr..." "Samlor" korrigierte der Enkel sie. "Wie auch immer. Ich weiß gar nicht, wie du es da aushältst."

"Naja, das geht schon ganz gut. Samlor ist zwar nur ein kleines Städtchen, aber es herrscht doch recht reger Betrieb dort. Und da dort auch die Reichsforster Reiterei ausgebildet wird, werden meine Dienste recht häufig in Anspruch genommen. Es wird also nie langweilig. Das Leben hier in der großen Stadt würde mich dagegen völlig überfordern."

"Ach was, überfordern. Du bist doch noch jung! Das solltest du doch alles mit Leichtigkeit hinkriegen."

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Nach dem anstrengenden Einkaufsmarsch hatte man sich zum Mittagsmahl in ein Nobelrestaurant begeben, um dort ausgiebig zu speisen. Sibelian war ja durchaus ein guter Esser, doch er staunte immer wieder, wie gut seine Großmutter in ihrem Alter noch zu speisen vermochte.

"Nur zu, Junge! Nimm dir noch was von den Wachtelschenkeln in Weinsoße. Die sind einfach köstlich", schmatze sie und schob sich selber nochmal nach.

"Oh danke, Großmutter, aber ich denke, für heute bin ich satt!"

"Ach was, satt! Du musst doch gut essen, Junge! Das ist es doch, was uns am Ende ausmacht!" Und schon schlang sie ein großes Stück von einem Klößchen herunter.

"Vielleicht solltest du auch nicht mehr so viel essen, Großmutter. Es ist noch ein weiter Heimweg und..."

In dem Moment bemerkte er, wie die Großmutter nach Luft schnappte und heftig husten musste. Sie ruderte mit den Armen und lief blau an.

"Großmutter? Was ist mit dir?" rief er besorgt und stürzte zu ihr. Sie deutete panisch auf ihren Hals und schien keine Luft mehr zu bekommen. Sibelian erkannte die Ursahce ihrer Not: ein dickes Wachtelköchelchen war ihr im Hals stecken geblieben. Die Großmutter fiel nun nach hinten, wo er sie nur mit größten Mühen noch auffangen, und sie langsam auf den Boden legen konnte. Auch andere Gäste und ein Kellner kamen nun herbeigeeilt. "Ein Medicus! Wir brauchen einen Medicus!" rief einer der Umstehenden.

Da erinnerte sich Silbelian an eine Technik, die ihm die frührere Hochgeweihte Jendara von Hirschfurten mal beschrieben hatte. Wenn der Luftkanal verstopft war, musste man unterhalb ein kleines Loch hineinschnieden, damit die Lungen darüber mit Luft versorgt werden konnten. Leider hatte er keinerlei Operationsbesteck dabei, er war ja nur privat unterwegs.

"Ein scharfes Messer!" dachte er, und griff sich kurzerhand das Messer vom Teller. Der Kopf Peranias war inzwischen komplett blau angelaufen. Silbelians Hand zitterte, erhatte so etwas schließlich noch nie gemacht. Er setzte trotzdem an und stach zu. Ein großer Schwall Blut schoss hervor. einige Leute schrieen. "Keine Bange, ich versuche ihr zu helfen!" rief Silbelian. Doch er hatte den Schnitt zu tief gesetzt, so dass immer mehr Blut in die Luftröhre eindrang. Schließlich erschlaffte der schwere Körper seiner Großmutter. Diesen Kampf hatte sie verloren und Silbelian weinte, dass er es nicht geschafft hatte, ihr zu helfen.

Gut zwei Wochen Später wurde sie in der Familiengruft der Familie Pfundt von Pfundtern beerdigt.