Geschichten:Die Rabenbrücke - Was es gilt zu beheben
Feenburg, Mark Rommilys - Phex 1042 BF:
Nur langsam gelang es dem Land Firuns Mantel abzustreifen und den Frühling willkommen zu heißen. Das zähe Ringen entging dem neuen Landvogt der Mark Rommilys jedoch vollends. Basin von Richtwald saß in seinem Arbeitszimmer in der Feenburg und studierte seit dem Firun-Mond die Bücher und Karten, die ihm sein Vorgänger Mainulf von Firunslicht hinterlassen hatte. Der Firunslichter hatte sich gut um die Mark gekümmert und eine wohlgeordnete und gut geschmierte Verwaltung hinterlassen. Dennoch trieb ihn in den letzten Praiosläufen eine ganz besondere Angelegenheit um: die Rabenbrücke.
So führte einzig eine Holzbrücke abseits der Reichsstraße über die Natter, während in der Reichsstraße ein Abgrund klaffte. Als Gesandter hatte ihn dies verwundert. Als Landvogt hingegen war ihm der Zustand ein Dorn im Auge. Es hatte seiner Zeit bedurft, bis er mit der Durchsicht der Aufzeichnungen zur dicht besiedelten Baronie fertig war, die letzten Praiosläufe jedoch hatte er endlich die Zeit gefunden, im Falle der Rabenbrücke ausführlich zu recherchieren. Tatsächlich musste er feststellen, dass hier vor allem Interessen der garetischen Seite zu ungewöhnlichen und fraglichen Handlungen führten.
So wunderte sich der neue Landvogt, wie es sein konnte, dass der Graf des Schlundes Fundamente einer Brücke abtragen ließ, deren Regale an einer gänzlich anderen Stelle lagen. Auch wunderte ihn der hölzerne Ersatzbau, der auf Betreiben der Grafschaft Hartsteen an anderer Stelle errichtet wurde. Wobei die Rechtslage klar eine andere war und dem Brückenprivileg der Rabenbrücke zuwider lief und unrechtmäßige Zölle in die Kassen des Grafen spülte. Schließlich durfte es laut altem Recht, und wie jeder Nordmärker wusste, war altes Recht, gutes Recht, nur die Rabenbrücke zur Überquerung der Natter geben und deren Privilegien lagen bei der Feste Hohenfels. Ganz abgesehen davon, führte der aktuelle Warenverkehr nicht länger durch die Mark und bedeutete damit Einbußen für seine Vasallen. Ein Zustand, der, wie seine geschäftstüchtige Gattin ihn gelehrt hatte, für ihn als Landvogt nicht zu tolerieren war.
Sogleich hatte er sich in dieser Sache an die Markgräfin gewendet und sie über die verschiedenen Verletzungen an den Privilegien der Rommilyser Mark informiert. Von dieser erfuhr er, dass die Brücke bereits seit vielen Jahren ein leidiges Thema war. Der Wiederaufbau sei ihr ein wichtiges Anliegen auch als Burgherrin des Hohensteins. In ihrem Einverständnis hatte Basin anschließend ein Schreiben an den Kaiserhof aufgesetzt, immerhin handelte es sich um eine Reichsstraße und oblag der kaiserlichen Hoheit und zugleich bestand Klagegrund gegen zwei garetische Grafen, deren Königin die Kaiserin zugleich war.