Geschichten:Groß, stark, wie Perricum – Die letzten Worte

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Mitte/Ende Efferd 1046 BF, Raschtullswall und Trollzacken

Sein Blut heftete überall an ihr, Ogerstark und dem Fels unter ihnen. Ihr eigenes Blut pochte in ihren Schläfen. Das Pochen bildete eine ungewollte Melodie zusammen mit dem leisen Sirren der blutgetränkten Klinge des Auen-Schwerts. In diese Melodie schlich sich das leise Röcheln Prankholds, der in ihren Armen lag. Sie fühlte sich elend und gleichzeitig so verbunden mit dem Ritter, dem Schwert und ihrer Umgebung. Das tragische Lied aus Pochen, Sirren und Röcheln gemeinsam mit der Wärme des Blutes und der Sonne ließen ihre Gedanken abdriften und aus der Gelehrten wurde eine Wissende. Sie vermeinte Schemen vor sich zu erblicken, als ihr abschweifender Blick von Prankhold hinauf in die Sonne ging. Die Schemen waren entweder Einbildung, Eingebung oder solche Schatten, die entstanden, wenn man zu lange in die Sonne schaute. Das war egal, wichtig war dieser Moment und was sie darin sehen wollte. Die dunklen Flecken mischten sich mit dem Gestein der Umgebung und den Grüntönen der Ebene. Sie vermeinte Gesichter und Figuren darin zu erkennen - eine schattenhafte säbelschwingende Gestalt, die schien als würden sie die Sonnenstrahlen verbrennen. Danach wurden die Schatten nur unmerklich deutlicher, viele blieben Schemen, nur an den letzten konnte sie deutlichere Details erkennen, aber alle trugen sie Bahrgagant. Mindestens einer war schlicht riesig, vielleicht gar kein Mensch, weitere folgten, unkenntlich, doch immer ein oder zwei Säbel schwingend, eine danach saß auf einem hohen von Greifen umflogenen Fels, zwei spätere führten Zeichen, die ihr in all ihrer Undeutlichkeit bekannt vorkamen, einmal ein zerbrochenes Säbel vor einem dunklen verhangenen Berg, einmal eine Rote Hand auf der Brust, gefolgt von einer Frau, groß wie ein prächtig gehörntes Rindvieh, die eine enorme Egge zog, dann einer der wie ein Fischreiher über der Sonne empor ging, dann folgten fast klar Heldarion von Schurr, Tedesco von Perricum, Gaftarion von Schurr und nun Prankhold, den sie vermeinte ganz deutlich vor sich zu sehen. Und als sie blinzelte wurde sie seiner auch wieder in ihren Armen gewahr. Sie spürte es ganz deutlich, dass er in den letzten Zügen seines Lebens war und ihr wurde plötzlich bewusst, was all das hier sollte, wofür Ogerstark stand, es war nicht einfach nur eine simple Insignie, sie gehörte zu den anderen Schwertern und sie gehörte zu ALL dem Land, dass die Zacken und der Wall entlang des Darpat umarmten, das war ihr zu Hause - Groß, stark, wie Ries - das Land in der Umarmung der Giganten - eine ALLperricumer Insignie.

Als sie daraufhin in Prankholds Gesicht schaute, verzog sich der Schmerz daraus und ein grimmes Lächeln fand sich darin wieder. Und als wären diese Schemen nicht nur durch den langen Blick in die Sonne entstanden und als könnte er ihre Gedanken lesen, flüsterte er: “Nun ist Euer Blick geweitet und immer noch hängt Ihr an Euren alten Fragen und Sichtweisen, Perrica. Und das ist auch gut so. Niemand hat gesagt, dass Ihr so sein und handeln müsst wie unsere Vorgänger oder ich oder den Willen des Schwerts so leben müsst wie sie oder ich, wahrscheinlich interpretiert Ihr seinen Willen ganz anders, vorallem wenn es erstmal zu Hause ist, vielleicht ist es auch einfach eine andere Zeit, das ist nicht wichtig. Wichtig ist nur, dass Ihr auf Bahrgagant hört und seinen Willen nicht hintanstellt, sondern ihn mit Eurem vereinbart. Wir sind nicht das Schwert, wir sind dessen Träger und als solche viel mehr im Diesseits und der Zeit verankert als sie. So wird es an deiner Seite ganz andere Taten vollbringen als an meiner. Meine Aufgabe war es zu Warten, zu lernen und zu lehren, Euch und den Träger Feuerschlags.”, sein Blick wurde abschweifender, seine Stimme schwächer. “Den Träger Feuerschlags, Ardo von Keilholtz, sucht ihn auf, bevor Ihr gemeinsam nach Perricum zurückkehrt. Er steht einem Orden vor, dem des Heiligen Altars von Korgond, Ogerstarks-Trägerin gehört in diesen Orden, auch oder gerade wenn dieser sich selbst noch nicht gefunden hat.” Perrica nickte, wie konnte sie dem letzten Wunsch eines Sterbenden auch widersprechen? Prankhold lächelte immernoch grimm vom Schmerz, sein Blick glitt von Perrica, zu Bahrgagant, zu den Bergen die das Tal umarmten. “Es ist so schön.”, dann war er tot.