Geschichten:Persona non Grata

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Version vom 15. Dezember 2024, 06:14 Uhr von Nimmgalf von Hirschfurten (D | B)
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Alrikshain - Bordell Haus Abendrot, 27.Praios 1047 BF

Irian von Bratzenstein hatte es schwer - und auch wieder nicht. Um seinen Kummer etwas vergessen zu machen, hatte er das Alrikshainer Bordell Haus Abendrot besucht, und dort seinem Lieblingsgetränk - dem Gerstensaft - kräftig zugesprochen, bevor er sich dann den hübschen Damen zugewandt hatte. Die blonde Holdwine und die rotbraune Cella gaben sich alle Mühe, ihn mit ihrem Streicheln und Liebkosungen zu verwöhnen, wobei er selbst allerdings passiv blieb. Zu mehr war er aufgrund seines hohen Alters und seiner immensen Leibesfülle ohnehin nicht in der Lage. Insgeheim fragte er sich, warum der Herr Boron ihn mit seinen beinahe 70 Götterläufen noch nicht zu sich abberufen hatte, immerhin weilte er schon recht lange auf dem Derenrund. Seine arme Nichte Lydmilla hatte derweil nicht so viel Glück gehabt, sein hohes Alter zu erreichen. Erst gestern hatte er erfahren, dass sie bei einem Ausritt schwer vom Pferd gestürzt war, was sie schließlich das Leben gekostet hatte. Anscheinend war Golgari schneller bei ihr als der Heiler von Burg Bratzenstein. Nun gab es nur noch zwei Bratzensteiner: ihn selbst und den grobschlächtigen Falk, der ebenso wie er sehr gerne dem Gerstensafte zusprach, was ihn in seinen Augen sehr sympathisch machte. Zum Junker hingegen taugte er absolut nicht. Und dennoch würde er nun wohl der neue Junker zu Bratzenstein werden. Er konnte nur hoffen, dass er es sich nicht mit seinem Schwager Jesco verscherzen würde, von ihm könnte er sicher viel über die Führung eines Lehens lernen.

Doch genug der trüben Gedanken. Sein Blick fiel auf die herrlichen Brüste Holdwines und voller Vorfreude darauf, was die Mädchen als nächstes mit ihm machen würden, lehnte er sich genüßlich zurück, nicht ohne sich zuvoer noch mit einem weiteren Krug Ferdoker zu stärken.

Da plötzlich flog mit einem lauten Knall die Türe zu seinem Zimmer auf. Die beiden Huren schrien laut auf und bedeckten ihre Blöße mit Decken. "Ihr zwei, sofort raus hier!" erklang die befehlsgewohnte Stimme von Ritterin Delya von Ellingk, und schon flitzen die beiden Freudenmädchen aus dem Raum. Irian war völlig verdattert und zog sich notdürftig den Hausmantel über den feisten Leib. Zwei weitere Ritterinnen, Alwene von Finkenbach und Phexdane von Arkenaue betraten den Raum, ihnen folgte ein stattlicher Mann Anfang vierzig. Irian erkannte ihn als den neuen Seneschall Olbert von Königslinden.

"Was... was hat das hier zu bedeuten? Was soll dieser Überfall?" stammelte der Geweihte.

"Anscheinend waren meine Informationen goldrichtig, Ihr verprasst erneut die Tempeleinnahmen zu Eurem Privatvergnügen, Euer Gnaden. Ist dem nicht so?" fragte der Seneschall ihn süffisant.

"Was geht Euch das an?"

"Wie Ihr wissen solltet, bin ich nicht nur für die Hofhaltung des Alriksmärker Hofes, sondern auch für das Betragen seiner Mitglieder in der Öffentlichkeit verantwortlich. Und Ihr, Irian von Bratzenstein, seid eine Schande für den ganzen Hof!" Der Mann ließ seine Worte wirken. Die junge Ritterin Phexdane lächelte mit Genugtuung. Sie hatte sich bereits mehrfach der unverschämten Avancen des Geweihten erwehren müssen. Dies hier geschah ihm mehr als recht.

"Was wollt Ihr von mir, Königslinden?" fragte ihn Irian.

"Ich darf Euch hiermit offiziell mitteilen, dass Burggräfin Yrsya Eurer Eskapaden überdrüssig geworden ist. Dass ihr bereits mehrfach völlig betrunken die Predigt hieltet, ist eines Burggrafenhofes nicht würdig. Und jetzt auch noch das hier... wir haben daher bei der Peraine-Kirche Eure Versetzungsdokumente angefordert." Er wedelte mit einer Pergamentrolle in der Hand, die das Kirchensiegel trug, und warf sie Irian hin.

"Ihr werdet ins Kloster St. Belliatlus versetzt, wo ihr den vor kurzem an einem Fieber verschiedenen Abt Helmbold Selbinger ersetzen werdet, auf das Euch das strenge Klosterleben ein wenig Läuterung zuteil werden läßt. Wir geben Euch noch drei Tage Zeit eure Angelegenheiten zu regeln, aber spätestens Anfang Rondra werdet ihr Burg Alrikshorst verlassen - für immer! Ab dann seid ihr hier eine Persona non Grata! Und versucht wenigstens bis dahin nüchtern zu bleiben!" Er sah seine drei Ritterinnen an. "Das wäre alles, Hohe Damen, wir kehren nun zur Burg zurück. Dieser Ort widert mich an!" Damit zogen die Herrschaften wieder ab.

Irian war noch immer sprachlos von dieser Dreistigkeit. Sie würden ihn einfach so ins Kloster abschieben. Was würde ihn da wohl erwarten? Geregelte Tagesabläufe, aufstehen, beten, arbeiten und hier und da ein karges Mahl, damit wäre das schöne Leben auf Burg Alrikshain wohl vorbei. Er schüttelte den Kopf. Doch wenn er es sich genauer überlegte... das Klosterbräu St. Belliatlus war schließlich äußerst schmackhaft, hatte er gehört. "Vielleicht wäre sein neuer Posten doch nicht das Schlechteste?" dachte er, als er sich mühsam wieder seine Robe überzog, und grinste.