Geschichten:Brachenklang - Einstimmen

Nicht nur die drückende Hitze des späten Rahja-Mondes verdarb den Bewohnern der Vairnwacht die nächtliche Ruhe. Auch die hungrigen Rufe der Drillinge des Ritters brachten so manchen um seinen Schlaf. Die Höflichkeit gebot, dass dies natürlich nicht offen ausgesprochen wurde, stattdessen wurde anderen nächtlichen Geräuschen die Schuld gegeben.

Müde stand Leomara Flammenzunge auf dem Umlauf am Turm der Vairnwacht und blickte in Richtung der Dämonenbrache. Sie hat sich verändert. Sie war ruhiger geworden und zugleich bedrohlicher. Seit einiger Zeit kamen immer seltener Wesenheiten aus der Brache heraus, während auch Schmuggler immer seltener dabei erwischt wurden, wie sie die Brache verließen. Allgemein hatte die Notwendigkeit, sich in die Brache zu wagen, in den letzten Götterläufen abgenommen, dennoch wagten sich noch immer arme Seelen an diesen verdammten Ort. Die Zahl derer, die sich hineinschlichen, war dennoch zunehmend größer geworden, als die Zahl derer, die wieder herauskamen. Es braute sich etwas zusammen…

“Gibt es etwas zu sehen?”, fragte Leubrecht und überraschte Leomara, die nicht bemerkt hatte, dass er ebenfalls auf den Umlauf gekommen war.
“Zu sehen nicht, aber zu hören.”, erwiderte sie nach einigen Augenblicken.
“Zu hören?”, erkundigte sich Leubrecht erstaunt und begann hinaus ins Dunkel der Nacht zu schauen. Erst hörte der Ritter nichts, doch dann, nach einigen Minuten, vernahm auch er die leisen, unheimlichen und irgendwie disharmonischen Klänge aus der Brache. Die feinen Härchen im Nacken und auf seinem Arm stellten sich auf und unterstrichen das unbehagliche Gefühl noch zusätzlich.
“Seit der Geburt unserer Söhne bin ich nachts oft wach und komme hier herauf, um durchzuatmen. In den Nächten, als das Madamal im Rad stand, hörte ich es zum ersten Mal. Vor wenigen Praiosläufen, als es erneut Rad stand, hörte ich es wieder. Doch ist es seitdem noch nicht wieder verstummt, für kurze Zeit ist es noch immer leise zu hören und ich befürchte, dass es uns in den kommenden unheiligen Tagen uns zusätzlich zusetzen wird.” Das ihr die Überlegung nicht behagte, meinte Leubrecht ihr selbst im Dunklen ansehen zu können.