Geschichten:Familiengeschichten aus Hartsteen - Aufmarsch

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Baronie Natzungen, 28. Rondra 1043 BF

„Ritteroberst, also?“ fragte Oderik seinen Großvetter Hagen. Die beiden Schwingenfelser hatten sich in Hagens Zelt zusammengefunden, nachdem Oderik mit seinen wenigen Streitern aus Weizengrund hierhergekommen war. Hagen hob eine Flasche Met und schaute fragend zu Oderik. Als dieser nickte, goss er ein wenig davon in die zwei bereitstehenden Becher. Einen reichte er Oderik, setzte sich ihm gegenüber, stieß mit Oderik an und nahm einen tiefen Schluck, ehe er sich verschwörerisch vorbeugte und fast flüsterte: „Es heißt, dass ich nicht die erste Wahl des Grafen gewesen sei!“

Oderik nahm zwar auch einen Schluck, doch war der nicht ganz so tief wie Hagens. „Es ändert nichts am Ergebnis!“ sprach er gelassen. Es war ihm so oder so alles viel zu schnell gegangen. Seine Gedanken gingen zurück an das Erlgardsfeld – ein Massaker an den Hartsteener Rittern. Oderik hatte auch nicht gezögert, als Praiodan von Steinfelde auf dem Rückmarsch vorschlug, sich aufzuteilen. Dann war der Ruf der Kaiserin zum Leuenfrieder Rondraordal erfolgt und Oderik war auch diesem gefolgt. Mit unbewegter Miene hatte er den Zweikampf zischen Nimmgalf von Hirschfurten und Praiodan von Steinfelde als Vertreter Reichsforsts sowie Hartsteens verfolgt. Oderik hatte auch bemerkt, dass unter den Rittern keiner gezögert hatte, für den Grafensohn einzutreten, Praiodan war jedoch der energischste und schnellste unter ihnen, während auf Reichsforster Seite sich Zögern breit machte.

Es war ein merkwürdiger Schiedsspruch gewesen. Konnte das Verkeilen der Schwerter wirklich bedeuten, dass die Herrin Rondra mehr Blut forderte? Er hatte sich vorgenommen, hierzu andere Geweihte der Rondra zu befragen, doch dann war auch schon der Ruf des Grafen erfolgt und er hatte sich mit seinen wenigen Mannen aufgemacht zu dieser Heerschau. Und hatte er gerade sich nicht selbst auch diese Frage beantwortet? Was änderte es am Ergebnis.

Hagens Blick ging derweil zum Schwert an der Seite Oderiks – es war das Familienschwert Olandril. „Du wirst die Schwingenfelser in dieser Fehde führen?“ fragte Hagen auf das Schwert deutend. Oderik schnaubte verächtlich. „Wen soll ich denn noch führen? Rondriana erholt sich vom Erlgardsfeld und Voltan ist tot! Deine Geschwister folgen wohl eher Dir! Und irgendwer muss ja auch noch die Orbetreu besetzt halten!“ Hagen schaute betroffen. „Ich habe Lucarna beauftragt in Gabelsteen zu bleiben.“ Er hob die Hände und wirkte zweifelnd. „Adhumar von Windsichgrütz und Kordian von Wetterfels sind meine Adjutanten. Ich darf das hier nicht versauen!“ Oderik nahm noch einen Schluck vom Met. „Ich weiß! Aber Du hast bereits gute Leute an Deiner Seite!“ „Findest Du?“ fragte Hagen zögernd. „Adhumar hat von Alrik, dem Reiter gelernt! Den Wetterfelser kenne ich nicht so gut. Also, sag mir, wie ich Dich unterstützen kann?“ Hagen schaute ungläubig. „Du willst mich unterstützen?“ „Du bist der Ritteroberst der Grafschaft! Wir wurden alle hierher zur Heerschau gerufen. Also werde ich das tun, was die Heerfolge von mir verlangt!“

Hagen überlegte lange. „Gut, dann werde ich versuchen, den Reichtsforstern einen heißen Empfang zu bereiten. In drei Tagen marschieren wir nach Bärenau und werden sie dort empfangen. Bis dahin gibt es noch genug zu tun!“ Beide erhoben sich, Oderik nickte seinem Großvetter noch einmal zu und machte sich dann auf, sein Zelt aufzusuchen.