Geschichten:In Waldstein nichts Neues Nachtrag

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In Waldstein nichts Neues - Nachtrag


Der letzte Gang


Alt-Gareth: Mit einem lauten Klatschen landete die überreife Tomate auf ihrem weißen Hemd und zerplatzte da, worauf sie sich angeekelt wegdrehte. Der Soldat hinter ihr stieß sie grob nach vorne, so dass sie ins Stolpern geriet. Die auf dem großen garether Brig-Lo Platz wartende, grölende Menschenmenge stieß übelste Flüche und Verwünschungen aus, als Simiona durch die enge Gasse zwischen den Menschen von acht Soldaten der Greifengarde hindurchgeführt wurde. Als sie den Kopf hob erkannte sie, dass sie nur noch wenige Schritte vom Schafott entfernt war, auf dem sie ein klassisches Fallbeil, oder auch Guillotine, wie man im Horasreich dazu zu sagen pflegte, erwartete. Sie seufzte leise. Die Männer hinter ihr stießen ihr grob in den Rücken und zwangen sie, die hölzernen Stufen empor zu steigen. Oben angekommen sah sie den Scharfrichter, den Kopf mit einer schwarzen Kapuze bedeckt, und den Reichs-Justiziar, der die Anklageschrift dabei hatte. Die Buhrufe aus der Menge wurden lauter. Noch mehr Obst- und Gemüsereste wurden geworfen, doch das kümmerte sie kaum noch. Sie blickte traurig zu Boden. Wie hatte es bloß so weit kommen können? Wie war man ihr auf die Schliche gekommen? Alles, was sie immer vermeiden wollte, war nun plötzlich eingetreten. Nun stand sie da, mitten in Gareth, die Hände auf den Rücken gefesselt inmitten einer grölenden Menge auf dem Schafott. Sie wusste, was nun kommen musste, sie wusste, dass sie verloren hatte. Zum ersten mal verloren, aber endgültig.

Der Advocatus verlas die Anklage: „Im Namen der Götter und des raulschen Reiches: Simiona di Silastide-Marvinko, Comtessa zu Silas, Gemahlin des Barons zu Leihenbutt, Ihr seid des Mordes und Auftragsmordes in 57 Fällen für schuldig befunden worden, darunter Männer, Frauen und Kinder, Adlige, Geweihte, Gemeine und Unfreie, Menschen, Elfen und auch Zwerge. Das Urteil lautet: Tod durch das Fallbeil! Habt Ihr noch etwas dazu zu sagen?“ Die Menge verstummte.

Simiona schwieg. Was hätte sie auch noch sagen sollen, etwa, dass es ihr leid täte? Es wäre nur noch eine weitere Lüge gewesen, und zudem noch eine, die ihr niemand geglaubt hätte. Nicht einmal Nimmgalf. Wo war er? Sie blickte in die Menge. Dann entdeckte sie ihn. Als sich ihre Blicke trafen, wandte er sich ab. Trauer stand in seinen Zügen. Er hatte kein einziges Wort mehr mit ihr gesprochen, seit sich die Ereignisse so überschlagen hatten, obwohl er die Gelegenheit dazu gehabt hatte. Ihre Verbündeten hatten sie alle feige im Stich gelassen, selbst die Protestnoten aus dem Horasreich waren unbeachtet geblieben. Sie hatte niemanden mehr. Nur noch sich selbst.

Der Advocatus fragte weiter: „Bereut Ihr das, was ihr getan habt, um vor Rethon Gnade zu finden? Dann kniet nieder und bereut Eure Sünden öffentlich!“

Simiona atmete tief ein und blickte den Mann böse funkelnd an, wobei immer noch Stolz in ihren Zügen zu sehen war, als sie sagte: „Und wenn sisch die Pforten der Nieder`öllen für misch öffnen würden, freiwillig werde isch vor nischts und niemandem knien. Verstanden?“

Laute Buhrufe übertönten die letzten Worte. Auf einen Wink packte sie der Henker am Arm, zog sie zur Guillotine und zwang ihren Kopf in die Mulde. Als sie noch einmal auf das blitzende, messerscharfe Fallbeil blickte, lief eine kleine Träne aus ihrem Auge. Der Henker legte den Hebel um, das Fallbeil sauste herab und…

Mit einem lauten Aufschrei fuhr Simiona hoch. Nimmgalf, der davon unsanft aus dem Schlaf gerissen wurde, drehte sich zu ihr um: „Was ist denn los, Schatz? Hattest Du einen Alptraum?“

Simiona saß kreidebleich im Ehebett. Ihr Herz raste wie verrückt und kalte Schweißperlen standen ihr auf der Stirn. Leicht zitternd klammerte sie sich an ihren Mann. „Ja. Es war ganz schrecklisch. `alt misch bitte fest, ja?“

Nimmgalf streichelte ihr über den Kopf und drückte sie zärtlich an sich. „Beruhige dich wieder, Liebling. Ich bin ja da. Was sollte dir schon passieren, solange wir zusammen sind?“ Er küsste sie sanft auf die Lippen und lies die Zunge dann weiter wandern.

Simiona antwortete nicht und lies es sich gefallen. „Mach bitte weiter!“ flüsterte sie leise.


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