Geschichten:Höllenwaller Ränke Teil 10

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Schweiß und Blut

An der Nordgrenze von Gallstein, dem letzten Nachtlager der Hasardeure vor dem Zusammentreffen mit Malepartus.


Mitte Travia 1028BF


Morgana von Helburg hatte sich in ihr Zelt zurückgezogen. Zwei Kerzen und ein Kohlenbecken spendeten ein schwaches Licht, als sie einen würzigen Tee in zwei Becher goss. Anschließend setzte sich auf die Felle und Decken zwischen den großen Kissen am Boden. In Gedanken ging sie die Ereignisse der letzten Tage und Wochen noch einmal durch. Alles war drunter und drüber gegangen. Der Feldzug in die Grenzgebiete der Wildermark hatte erfolgreich begonnen. Sowohl in Erlenstamm als auch in Nettersquell hatten sie ihre Ziele erreicht. Doch dann erreichte sie die Kunde vom Bauernaufstand im eigenen Land.

Malepartus war mit den Höllenwallern Husaren voraus nach Gallstein geritten, um von dort aus die Lage zu erkunden und Verbündete zu suchen. Sie folgte mit den Höllenwaller Hasardeuren, jenem wilden Söldnerhaufen, den Malepartus in den letzten Jahren aufgebaut hatte. Noch auf dieser Reise hatte Kordan, der Söldnerführer, sein wahres Gesicht offenbart. Und nun waren sie ein festes Gespann, bald würden sie gemeinsam über die Baronie ihres Bruders herrschen. Morgana war zwar noch nicht in die allerletzten Geheimnisse des Söldlings eingeweiht worden, doch schon am nächsten Tag sollte ihr Bruder sterben. Alles war bereit. Morgana zupfte noch einmal die Kissen zurecht und wartete. Draußen war die Nacht angebrochen. sie hörte die Söldner wüste Lieder singen und zechen. Dann näherten sich schwere Schritte.

Ohne zu fragen trat Kordan ein. Sein dunklen Augen durchsuchten misstrauisch das nur mäßig beleuchtete Zelt, dann richteten sie sich auf Morgana. Wie immer hatte er sich nicht einmal gewaschen, und sah aus wie frisch vom Schlachtfeld. Ein dreckiges Grinsen bot er zum Gruß und zog die Zeltplane hinter sich zu. Morgana lehnte sich nach hinten, ergriff die Becher und streckte Kordan einen entgegen. Wie zufällig glitt dabei ihr Mantel mit dem Wolfspelzkragen zur Seite und entblößte darunter nacktes Fleisch.

Die Augen des Söldner weiteten sich vor Freude und Gier. Er schnallte sich den Gürtel mit dem Wehrgehänge ab und ließ sich vor Morgana auf die Knie fallen. Er nahm den ihm gereichten Becher und prostete Morgana zu:“ Auf uns und Höllenwall!“

„Auf uns, und mögen wir glücklich herrschen!“, entgegnete ihm Morgana. Mit verführerischem Blick musterte sie ihn dabei wie er den schweren Wein in raschen Zügen trank.

Er warf den Becher zu Boden und stürzte sich voll Leidenschaft auf Morgana, ihr Mantel glitt zur Seite und der wilde Rausch der Rahja erfasste ihn. Doch Morgana war eine Wildkatze, und sie beherrschte das Spiel der Lust. Alsbald lag Kordan auf dem Boden zwischen den Kissen, Morgana saß auf ihm und ihre Blicke rangen miteinander. Sie schlang ihre Beine um die seine, so das er nicht aufstehen konnte und übersäte ihn mit Küssen, während er sich dem Wams vom Leibe riss. Mit der Linken drückte sie seinen schweißnassen Oberkörper zu Boden, mit der Rechten fuhr sie sanft über die Rundungen ihres Körpers und erregte ihn nur noch mehr. Seine dunklen Augen versanken hingebungsvoll in den ihren, während ihre rechte Hand seinen Oberköper entlang strich, um sich dann in die Kissen zu Krallen. Es folgte ein langer, leidenschaftlicher Kuss, und im Kuss lockte sie ihn, nach oben zu folgen. Der angespannte Oberkörper strotzte vor Muskeln, sein Hals reckte sich aufs äußerste und dabei sah er ihr voll Wonne in die Augen.

Noch im Kuss sah sie seinen Blick brechen. Mit ungläubigen Erstaunen fiel er zurück auf den Boden. Sein Hals war mit einem glatten sauberen Schnitt versehen, aus dem pulsierend das Blut floss.

Zufrieden stand Morgana auf, in ihrer Rechten den blutverschmierten Dolch. Sie warf einen letzten verächtlichen Blick auf Kordan, dann zog sie in aller Ruhe ihre volle Kampfmontur an. Während sie die Brustplatte festschnallte, sang sie leise ein altes Wiegenlied, das ihrer Familie. Kordan lag inmitten einer Lache aus Blut und starrte zur Zeltdecke empor. Morgana nahm ihren Säbel und schnitt ihm den Kopf vom Rumpf.

Mit dem Haupt in der Linken, den Säbel in der Rechten schritt sie hinaus. Kühle Nachtluft wehte ihr durchs Haar, als sie auf die wartenden Söldner zuschritt, die im Dunkeln zwischen den Zelten warteten. Ein alter Veteran schritt auf sie zu. Er hatte nur noch ein Auge und grinste hämisch: „Hauptfrau!“

Morgana sah ihrem Großcousin an: „Der Narr ist erledigt!“

"Wie viele sind es noch?“

„Es sind nur acht weitere, die sich ihm vollends angeschlossen haben, sie sitzen alle am Lagerfeuer und haben reichlich gebechert!“

Morgana nickte zufrieden zu ihren Getreuen: „Gut ihr wisst was zu tun ist, KOR bekommt heute seine neun Opfer!“

Dann schritten sie zum Lagerfeuer, die Verräter an ihrem Bruder hatten keine Chance. Sie wurden überwältigt und auf grausame Art und Weise abgeschlachtet. Ein Exempel und eine Warnung an alle Hasardeure, sich niemals gegen den Baron von Höllenwall aufzulehnen. Für die restlichen Hasardeure war die Entscheidung gefallen. Im Schein der Feuer und beim vergossenen Blut und bei Kor schworen sie erneut dem Haus von Helburg und dem Höllenwaller die Treue.

Morgana feierte mit ihren Söldnern. Morgen würde sie mit ihrem Bruder zusammentreffen und ihm alles berichten. Kordan hatte sich verrechnet, Blut ist dicker als Wasser, und das Blut der Helburger ist besonders dick! Der Kopf mit den gebrochenen dunklen Augen, zierte von nun an die Standarte der Hasardeure.


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