Geschichten:Derweil in Unternatzung

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Kein Mensch mehr war auf der Straße durch Unternatzung zu sehen gewesen, seit der Uslenrieder Baron Wulf von Streitzig zur Greifenklaue mit seinem Heerzug hier sein Quartier bezogen hatte. Das lag wohl weniger an dem Umstand, dass die Leute hier besonders früh zu Bette gingen, sondern eher daran, dass sich im Gefolge auch die Dutzend Söldner der übelsten Sorte befanden, die kürzlich noch die Einrichtung eines wenige Meilen vor Angbar gelegenen Gasthofs in ihre Bestandteile zerlegt hatten. Zum vollendeten Grauen eines jeden Gastwirts gereichte schließlich noch der Anblick von zwanzig Hünen aus dem fernen Thorwal, die, durstig von dem langen Marsch, sicherlich den ganzen Biervorrat weniger Stunden vernichtet hätten. Jedoch nichts dergleichen geschah.

Mag es daran gelegen haben, dass des Uslenrieders Hauptleute diese wilde Schar gut am Zügel zu führen wussten oder dass der Baron darauf bedacht war, seiner Gastgeberin keinen Anlass zum Einschreiten zu heben – bald nach der Ankunft hatte der Ort seine ursprüngliche Ruhe wiedergefunden, Einzig das Knirschen weniger Kiesel unter den Stiefeln zweier Wachhabender, die vor der Gasthaus Stellung bezogen hatten, war zu hören.

Lautlos löste sich da ein Schatten aus der Finsternis und huschte wieselflink vorbei an den Soldaten des Barons, verharrte kurz, gehetzt sich umblickend, auf dem Hofe und erkletterte schließlich behände die Fassade, um wenige Augenblicke später unbemerkt in einem Fenster zu verschwinden. Ein kurzer schriller Schrei zerriss die Stille, welcher über der Szenerie lag und ließ die Soldaten aktiv werden. Ein Leibgardist stürzte als erster ins Schlafgemach des Barons und seiner Gemahlin, wie eben ein metallenes Etwas zu Boden fiel.

Schemenhaft sah er den Baron, wie er sich aus dem Bett rollte, seine zu Tode erschrockene Gemahlin, die aufrecht sitzend, mit dem Bettlaken ihre Blöße zu bedecken suchte ... und ... einen Schatten, der eiligst durchs Fenster entschwand! Auf dem Boden blitzte bedrohlich ein Spann kalter Stahl im Scheine der Mada.

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