Geschichten:Zornesritter in Leihenbutt - Teil 2
zeitlich: Phex 1031BF
Dramatis Personae
Ritter vom Orden des Heiligen Zorns:
- Adran Bredenhag von Aarenstein, Großmeister, Geweihter Rondras
- Aischa saba Melin, Wächterin, Vorsteherin der Leibgarde des Großmeisters
- Devos de Arragondestra, Obrist (Leibgarde)
- Darion Anjun Burgherdall, Obrist (Leibgarde)
- Lysilla Fenwadîl von Perricum, Obrist (Leibgarde), Geweihte Rondras
- Phelian Winterkalt, Wächter (Wacht Greifenfeste)
- Serafin Feuerblitz, Wächter (Hüter des Wissens)
- Alexis Colon Darios, Leutnant, Praetor des Rondratempels auf Burg Schwertwacht
- Alfred Beradje von Schwertwacht, Leutnant (Greifenfeste)
- Anjun von Ingrams Fels, Geweihter Rondras
- Manujuk, Korporal (Greifenfeste)
- Hilko Hofer, Korporal (Greifenfeste)
- Seanna Maraghain, Kriegerin (Greifenfeste)
- Tibraid Elgerson, Krieger (Greifenfeste)
Sonstige: - Alina Taubenstein – Ehefrau des Wächter Taubensteins
- Logan – Söldner / Anführer der Söldnereinheit „Nachtfüchse“
In der Offiziersmesse
Die Offiziersmesse oder auch Kartenraum lag im ersten Obergeschoss des Palas der Burg. Die Messe war nicht sehr groß, doch reichte sie den aktuellen Bedürfnissen aus. In der Mitte des Raumes stand ein großer Tisch auf dem bereits eine – möglichst aktuelle – Karte der Wacht Greifenfeste ausgebreitet lag. Die Königreiche Garetien und Almada waren ebenso wie die Traviamark, das Gebiet der Wildermark, der Markgrafschaften Perricum und teilweise noch Greifenfurt und Weiden deutlich zu erkennen. Am hinteren Ende des Raumes stand ein Regal mit weiteren, zusammengerollten Karten, sowie mehreren Pergamenten und Büchern. Ein Schreibpult, sowie eine rustikale Bank und einzelne Sessel standen verteilt im Raum.
Erhellt wurde der Raum durch das langsam abnehmende Tageslicht. Von der Außenseite drang zwar nur wenig Licht durch die kleinen schießschartenartigen Fenster, jedoch waren die Fenster zum Innenhof groß genug, um den Raum bei Tage leidlich zu erhellen. Die kahlen Wände wurden durch ein Ordensbanner, das über dem Kamin prangte, sowie weiteren Karten der Ordenswachten verziert.
Der Großmeister grüßte kurz in die Runde, bevor auch schon wieder ein Schweigen entstand, das Seine Exzellenz wirken ließ, bevor er ohne Umschweife zum Thema kam.
„Brüder und Schwestern, Aischa hat euch informiert?“ Die Frage war mehr rhetorisch gemeint, wusste er doch, dass seine Wächterin die versammelten Ritter bereits über das Wichtigste zu diesem Thema in Kenntnis gesetzt hatte.
„Schwere Anschuldigen stehen im Raum, die Seine Hochgeboren vorgebracht hat. Anschuldigungen, die ihn sogar dazu brachten, Anklage vor dem Reichsgericht zu führen. Was habt Ihr dazu zu sagen, was sollten wir tun?“
Die Anspannung und die innere Wut über den Umstand, dass mehr an den Punkten wahr sein sollte, als allen lieb war, war dem Großmeister deutlich anzumerken.
„Wenn ich Recht verstanden habe, Eure Exzellenz,“ ergriff Phelian Winterkalt, der Wächter Greifenfeste das Wort, „dann wissen wir bisher nur das, was Seine Hochgeboren uns berichtet hatte? Nicht, dass ich ihm etwas unterstellen möchte, doch wirkliche Beweise haben wir nicht vorliegen, dass es sich um alles eventuell nur, wenn auch um ein sehr schweres, aber dennoch eben um ein Missverständnis handelt? “
„Das ist nicht ganz vollständig.“ Wand der alte Magier und Hüter des Wissens Serafin Feuerblitz ein. „Nachdem Aischa mich bereits in den Gewölben der Schriften über das Wichtigste in Kenntnis gesetzt hatte, habe ich meinen Assistenten und meine Scholaren angewiesen einige Reiseberichte zu sichten, die wir in jüngster Zeit aus dieser Gegend gesammelt haben.“ Serafin, ein Veteran aus dem Greifenzug und der Schlacht am Arvepass war ein alter Kampf- und Antimagier, der sich trotz seines hohen Alters keine Gebrechen gönnte, stattdessen noch immer mit seiner aufrechten Haltung und seinem scharfen Verstand ein Vorbild für die jüngeren des Ordens war.
Sein weißer, gepflegter Bart fiel über die blaue Robe mit dem weißen Ordensüberwurf. Er sprach leise und mit einer etwas heißeren Stimme, doch waren seine Worte klar und deutlich für jeden im Raum zu verstehen.
„Wir sind noch nicht vollends durch, dafür war die Zeit zu knapp, doch konnten wir bereits etwas feststellen.“ Mit diesen Worten trat ein Scholar des Wächters, der sich bisher unauffällig im Hintergrund gehalten hatte an den Tisch und legte einige Pergamente auf den Tisch.
„Wir können bereits bestätigen, dass die Scheidung Seine Hochgeboren Nimmgalf mit der Dame Simiona von der Traviakirche anerkannt wurde.“
Ein kurzes Raunen ging bei diesem Punkt durch die Reihen der Ritter.
„Weiterhin wissen wir, dass eine Delegation der Traviakirche, die gen Leihenbutt unterwegs war auf mysteriöse Weise als verschollen gilt.
Ebenso wissen wir, dass seine Hochgeboren anscheinend bereits Versuche unternommen hat Leihenbutt, dass immer stärker befestigt wird, was aber keine Verwunderung bei der Nähe zur Wildermark ist, zurückzufordern. Jegliche Maßnahmen, seien sie politischer oder militärischer Natur sind aber aus Mangel an Verbündeten gescheitert.“
„Wann sind Zornesritter zuletzt durch dieses Gebiet gekommen?“ fragte der Almadaner de Aragondestra.
„Schwer zu sagen,“ gab Phelian zu, „die Berichte verzögern sich oftmals. Unsere Brüder und Schwester von Burg Travinianshall könnten hierzu eventuell eher etwas sagen, doch seitdem sich die Wildermark bis zu ihr Gebiet ausgeweitet hat, ist der Kontakt zu Schwertwacht unregelmäßig. Auch haben wir unsere Augenmerk, aus Mangel an verfügbaren Rittern, nicht zu sehr auf dieses Gebiet gelegt, wussten wir doch Osenbrück in der Nähe.“
Die Beratung der anwesenden Ordensritter dauerte noch bis spät in die Nacht.
Schließlich, das Feuer im Kamin musste schon mehrmals nachgelegt werden, kamen sie zu einem Ende.
„Wir werden also wie folgt vorgehen.“ Fasste Phelian kurz und knapp zusammen.
„Wir werden seiner Hochgeboren Nimmgalf jemanden von uns zur Seite stellen. Sollte etwas an der Anklage dran sein, ist das Leben des Barons höchst gefährdet und ihm darf nichts geschehen.
Gleichzeitig werden Ritter von uns gen Leihenbutt reisen um sich im Land umzusehen, während anderen direkt zur Comtessa gen Burg Leihenbutt reiten, um mehr über diese Sache in Erfahrung zu bringen.“ Der Wächter schaute die anderen Offiziere fest an. „Als Schutz für Seine Hochgeboren habe ich jemanden. Auch schweben mir schon die beiden Ritter vor, die gen Leihenbutt reisen werden. Lediglich als Abgesandte zur Comtessa habe ich niemanden verfügbar, der über die nötige Erfahrung, den entsprechenden Rang und gleichzeitig das passende Feingefühl für dieses Unternehmen besitzt.“ Erwartungsvoll blickte Winterkalt in die Runde, während der Großmeister fragend Aischa anschaute. Er wusste, dass sie alle nötigen Eigenschaften für diese Aufgabe mitbringen würde und dass sie auch – sollte sich Burg Leihenbutt als Höhle des Basilisken entpuppen – über das nötige Können und Selbstvertrauen verfügt, dass sie benötigen würde um erfolgreich und lebend wieder raus zukommen.
Aischa verstand den Wink durchaus und trat einen Schritt vor. „Wenn Ihr einverstanden seid, würde ich diese Aufgabe gern übernehmen. Wie sieht denn der Befugnisrahmen in diesem speziellen Fall aus?“
Der Großmeister nickte kaum merklich, als sich die Wächterin für diese Aufgabe meldete. „Die Befugnisse sehen wie üblich aus, Schwester.“
„Wichtig ist, dass wir wissen, ob an den Worten seiner Hochgeboren etwas dran ist, oder nicht.“ Ergänzte Winterkalt knapp und brachte die Angelegenheit damit nochmals auf den Punkt.
„So bereitet alles vor. Es ist nicht mehr viel Zeit bis Praios Antlitz sich erneut erhebt und die Zeremonie stattfindet. Danach solltet Ihr – Aischa Euch mit Phelian besprechen, wie es weitergehen wird. Einen Tag gebe ich Euch zur Vorbereitung, dann werdet Ihr aufbrechen.“ Aischa nickte erneut.
Damit war die Besprechung beendet und die Versammlung löste sich langsam auf.
Der Großmeister unterhielt sich noch einen Augenblick mit Lysilla, bevor auch er schließlich den Kartenraum verlassen wollte. Als er sich noch mal umblickte, bemerkte er, dass der alte Magier Serafin noch immer nachdenklich am Tisch stand und auf die Karte Garetiens starrte.
„Was grübelst Du, alter Freund?“ Fragte der Großmeister schließlich.
„Hm?“ Serafin schien erst gar nicht bemerkt zu haben, dass er gemeint gewesen war. „Oh, das sind einfach nur die Gedanken eines alten Mannes. Aber ich fragte mich gerade, was für Zeiten das geworden sind, sollte die Anklage seiner Hochgeboren vollends Tatsachen entsprechen. Hier in Garetien, in jenem Königreich, dessen Zentrum noch bis vor kurzer Zeit das Ewige Licht im größten Tempel des Herrn Praios beherbergte. Unfassbar.“