Geschichten:Du bist schwach geworden - Teil 2

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„Ich bin nicht gekommen um mit Euch zu streiten, Vater. Verzeiht wenn meine Worte voll Hochmut Euch erscheinen mussten, doch kenne ich Euch kaum. Sicher habe ich vieles falsch verstanden, was Ihr mir zeigen wolltet. Ich denke ich werde mich nun zurückziehen und mich zur Ruhe begeben.“

Der Baron machte einen Schritt nach vorne, verhinderte so, dass sein Sohn sich erheben konnte, was dieser irritiert zur Kenntnis nahm, doch noch größer wurde der Zug der Verwirrung in seinem Antlitz, als der Gallsteiner seine Hand auf den Arm seines Sohnes legte. Eine ruhige, fast liebevolle Geste, auch wenn kein Lächeln im Gesicht des Barons zu sehen war.

„Ich erinnere mich, als ich Euch vom Turme die Lande zeigte, die Ihr eines Tages beherrschen solltet. Ich hob Euch empor, damit Ihr besser sehen konntet, doch habt Ihr meinen Ausführungen nicht folgen wollen. Ihr habt einem unserer Falken nachgesehen, welcher hoch im Lichte jagte. Ärgerlich wurde ich da und winkte dem Falkner, er möge die Beute ausgeben um den Falken herab zu holen. Später seid Ihr Eurer Amme entkommen, und Cyberian hat Euch nach langer Suche auf dem Turme gefunden. Von dort habt Ihr Eurer Schwester die Falken gezeigt und der gute Cyberian berichtete mir, was Ihr Eurer Schwester gesagt habt. Euer Vater sei der Herr über all dies, was sie nun sehe und selbst die Falken hörten auf sein Wort und würden ihren Flug beenden, wenn er es wolle.“ Der Gallsteiner lächelte nun doch. „Eure Amme war nicht erfreut, als ich sie strafen ließ für ihre Unachtsamkeit, doch war ich stolz auf Euch, sprach aus Euren Worten doch Liebe zu unserem Land und vor allem Stolz auf Euren Vater. Leider, mein Sohn, bin ich zu einem Manne geworden, auf dem man als Sohn nicht stolz sein kann, dies weiß ich nur zu gut. Deswegen sind solche Momente der Freude kostbare Geschenke. Doch kann ich solche Kostbarkeiten nur noch in meiner Erinnerung finden. Politik ist ein hartes Feld und Garetien ist keine Daunendecke, in die man sich hüllen kann. Schlangen voller Gift könnten nicht tödlicher sein, als die Worte, die man hier spricht. Es wäre besser gewesen, Ihr wäret nicht gekommen, mein Sohn.“.

Der junge Mann sah noch immer nach oben, da er keine andere Wahl hatte, wenn er seinem Vater ins Gesicht sehen wollte. „Ich erinnere mich, mein Vater. Ihr habt mich den ganzen Tag herum geführt und damals konnte ich Euren Stolz spüren und glaubte sogar Eure Liebe zu Eurem Sohn zu spüren. Ja, ich mag Euch hassen für all die Schmerzen, die Ihr mir angetan habt, aber eines hat sich nie geändert. Noch heute bin ich stolz auf Euch, Vater. Ihr seid der Gallsteiner und selbst in Greifenfurt zitterte man bei der Nennung dieses Namens. Es heißt, Ihr würdet des Nachts kommen und die Kinder stehlen, die nicht dem Gesetz der Götter folgen würden. Einem Nachtmahr gleich, schon fast ein Dämon. Doch was man Euch auch vorwarf, man hat Euch nie einen Verräter genannt, oder Feigling. Und ich bin Euer Sohn und werde ebenfalls nicht vor meiner Verantwortung fliehen. Vielleicht werden wir uns eines Tages besser verstehen. Wer weiß dies schon, mein Vater.“

Er stand auf, verneigte sich noch einmal kurz vor dem Baron und zog sich dann zurück um die Nacht endlich zur Ruhe kommen zu lassen.


(Marcus G.)

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