Geschichten:Bugenhog ist umtriebig

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Bugenhog ist umtriebig


»Bugenhog! Ihr schon wieder? Muß gleich los – das Zedernkabinett wartet nicht gerne.« Praiodan von Luring, eine Aktenmappe unter dem Arm, seinen Schreiber Gsevino vom Prutzenbogen wachsam zu Seite, verhält nur unwillig in seinem Lauf durch die Gänge der Staatscantzley.

»Exzellenz, nur auf ein Wort«, verschwörerisch zieht der Reichsvogt von Bugenhog den Staatsrat aus der Nähe des Schreibers. »Also, Exzellenz, es ist wegen des Tempelprojektes

»Das habe ich mir gedacht, Bugenhog. Intuition ...«

»Habt Ihr nun Nachrichten aus Perricum? Und wie ist das mit den Eslamsgrundern? Hat sich die Erlenstammerin gemeldet?«

»Bugenhog, Bugenhog. ›Gut Ding will Weile haben‹, so sagt man doch. Ihr habt Frau Thalionmel im Sack, mein Wort darauf. Der Gallsteiner hat zähneknirschend zugestimmt – auch wenn ich befürchte, daß er in Zukunft etwas weniger kooperativ sein wird.«

»Hm ... und Uslenried?«

»Ist Feuer und Flamme. Hat letzthin mitgeteilt, daß er persönlich bemüht sein wird, das Projekt voranzutreiben. Nehme an, er bearbeitet seine Nachbarn in unserem Sinne.« Luring ist nun wieder ungeduldig, will loseilen.

»Und wer noch?«

»Halhof ist ebenfalls dabei, desgleichen Syrrenholt. Beide versteigen sich aber in die Ansicht, daß das Monument in ihrer direkten Nachbarschaft errichtet werden soll. Wie Ihr damit umgehen wollt, ist Eure Sache.«

Bugenhog zwinkert kurz: »Ich werde sie glauben machen, daß der Ort noch nicht ausgemacht ist; dann bemühen sie sich, weitere Fürsprecher zu bekommen, und werden am Ende zufrieden sein, eine herausragende Rolle gespielt zu haben!«

»Davon will ich nichts wissen, Bugenhog. Macht, was Ihr wollt, aber belästigt mich nicht mit Details. Ach übrigens: Mein Vetter ist schwer zu überzeugen. Auch er wünscht das Monument am liebsten in seiner Grafschaft; der Pilger wegen.«

»Ihr meint Graf Danos?« 

Luring nickt. Dann fügt Bugenhog an: »Aus der Capitale habe ich nun auch schon Nachricht erhalten. Offenbar gibt es dort nicht nur messerschwingende Kesselflicker und halbverhungerte Wahnsinnige, sondern auch ein paar Menschen mit aufrechtem Herzehn und treuer Gesinnung. Ein Crusa Pandrion aus Gareth hat mir ein wohlfeiles Pergament geschickt und mich seiner Unterstützung versichert. Allemal besser als die Drohschriften, die auf der Pfalz eingehen.«

»Drohschriften?« fragt Luring, der schon halb abgewendet war.

»Ja, ich habe drei anonyme Briefe erhalten. Und eine Katze wurde an das Tor der Mühle genagelt. Alles in allem scheint es gehörigen Widerstand zu geben. Einer der Briefe war bemerkenswert daimokratisch verfasst. Man beschuldeigte mich der Herzlosigkeit!« Ehrliche Entrüstung sprach aus Bugenhogs Worten.

»Nun, Bugenhog, dann solltet Ihr Euch in Acht nehmen. Da ich annehme, daß Ihr keinerlei Verdacht habt? ... Na eben, kann man da auch nichts machen. Ich muss jetzt los.« Über die Schulter ruft er noch: »Herzlos? Ihr?« und verschwindet dann lachend mit seinem Schreiber im Gefolge.


(B. Berghausen, 25.04.2001)