Geschichten:Auf Reshminas Spuren - Teil 3

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In den Ebenen der Darpatniederung war es verglichen mit den Höhenlagen der Trollzacken unermesslich warm. Selbst die Winde vom Golf her brachten in diesen Tagen oft nur ungenügend Abkühlung, denn mit sich trugen sie eine beschwerende Schwüle.

Während er wartete, stellte Aldron fest, dass er sich noch nicht ausreichend an dieses Wetter akklimatisiert hatte. Jarin hatte ihm dazu geraten, sich etwas luftiger zu kleiden, aber er wollte nicht auf eine zumindest leichte Rüstung verzichten. Ihm war warm, aber im Schatten der Halle war es erträglich, zudem auch ein leichter Windzug durch die Fenster im Tulamiden-Stil wehte. Doch der Weg von Perricum zum Marschenhof war anstrengend genug gewesen. Morgens noch hatte er am Gebet im Rondra-Tempel teilgenommen, auch um Mut zu fassen, dann sich von seiner Gattin verabschiedet, die derweil darauf aus war, die Möglichkeiten zu nutzen, die die Stadt ihr bot, und war dann sogleich mit seinem Knappen und kleiner Bedeckung die Küste nach Süden zum Landsitz geritten, auf dem sich die Großmutter seines abwesenden Lehnsherrn derzeit aufhielt, wie er aus dem Stadtpalast erfahren hatte. Äußerlich ruhig und unbewegt musterte er die Landschaft, die sich ihm vor dem Fenster bot. Die Sonne schien auf wogende, goldene Felder, auf denen das Korn reifte, blaue Wellen brandeten an einen kiesigen Strand und zu Füßen der Bastion des Herrensitzes drängten sich die weiß gekalkten Häuser der Bevölkerung. Es war ein schöner Sommertag, der sich aushalten ließ, zumindest, wenn man ihn im Schatten verbringen konnte.

Lange musste der Landvogt nicht warten, da betraten zwei Frauen die Halle, in die man ihn geführt hatte. Beide waren in ein leises Gespräch vertieft. Die eine war die Markgrafengroßmutter. Aldron hatte Rimiona schon einige Male gesehen, bislang aber sonst noch nicht viel mit der Schwester Kaiserin Alaras zu tun gehabt. Das traf auch für die jüngere der beiden Frauen zu, aber immerhin konnte er sie einordnen als seine Standesgenossin in den Perrinmarschen, Maia von Perricum, ebenfalls eine Enkelin Rimionas, wenn er sich nicht irrte. Unwillkürlich straffte er sich, als die beiden näher kamen, legte die Faust schwungvoll an die Brust und verneigte sich leicht vor der Regentin. „Rondra zum Gruße. Ich danke für den Empfang.“

Rimiona musterte den Mann vor ihr neugierig aber unauffällig und mit der Würde, die Jahrzehnte in der diplomatischen Öffentlichkeit ihr anerzogen hatten, während sie ihn begrüßte. Man sah dem Krieger an, dass er sich allmählich zum Veteranen mauserte. Dennoch wirkte der Landvogt noch energisch und zackig wie der junge Gardeoffizier, der er einst war.

„Willkommen auf dem Marschenhof, Hochgeboren. Ich habe eure Briefe gelesen. Ich denke, Perricum und das Reich sind euch wieder einmal zu Dank verpflichtet. Ich hoffe nur, die Boronslästerer haben euren Erfolg inzwischen nicht wirksam ausgekontert?“ – „Nein, euer Hochwohlgeboren.“ Aldrons Worte waren zwar knapp aber mit hohem Respekt vor der Altgräfin gesprochen. Sie erinnerte ihn vage an den eigenen Vater in der Art. Auch Wisshardt hatte sich bis ins hohe Alter rege in die Geschicke der hohen Politik eingemischt. Und wenn sie das in sich trug, was man Alanfanern nachsagte, dann war sie mit denselben Wassern gewaschen wie der zu Boron gefahrene Altjunker und Fürstenberater. „Der Graf von Eslamsgrund soll angeblich eine Streitmacht sammeln um über den Pass zu ziehen. Der Augenblick wäre kaum günstiger als jetzt.“ – „Ah, in der Tat, der Ehrenstein.“ Ausschweifender fiel der Kommentar Rimionas nicht aus. Maia stand bislang etwas verloren neben ihrer Großmutter, mischte sich nun aber in das Gespräch ein. „Ich habe gehört, ihr habt eure Gäste auf dem Turnier dort aufgefordert, euch gleich im Kampf um die Baronie zu unterstützen. Das war ein ziemlich durchtriebener Zug von euch.“ Wenn das überhaupt noch möglich war, so versteifte sich der Firunslichter noch mehr. Doch als er das offene Lächeln Maias sah, entspannte er sich diese Spur wieder und antwortete trocken aber nicht kühl: „Die Entscheidung dazu lag bei jedem der Anwesenden. Die Gebliebenen schlugen sich umso wackerer.“ Maia nickte kurz, doch bevor sie etwas sagen konnte, ergriff Rimiona wieder das Wort und fragte rundheraus. „Wenn es keine Probleme an der Grenze gibt, so sagt, was sind diese Angelegenheiten, die euch bedrücken, wie ihr in eurem zweiten Brief schriebt?“

Da war die Frage. Aldron atmete einmal tief durch und hub dann mit einem Räuspern an. „Ich tue mein Bestes, um meinen Eid zu halten. Doch ist es so, dass ich zwar Rondra Ehre tun kann, doch Travias Pflichten nur schwerlich bestreiten kann.“ Rimiona zog verwundert eine Augenbraue hoch. Nach allem, was sie wusste, war der Mann seit mehr als zwanzig Jahren in festen Händen und stolzer Familienvater. Mit einem Nicken gab sie zu verstehen, er solle fortfahren. Auf die Erklärung dazu war sie gespannt. „Wir sprachen eben vom Turnier und dem Nutzen, den dieses auch für den Markgrafen hatte.“ Aldron räusperte sich kurz, dann schließlich kam er zum Punkt: „Ich habe die dafür notwendigen Ausgaben des Gastgebers aus meiner Schatulle als Edler von Nirsengrund bestritten. Im Nachhinein kam mir der Gedanke, dass es nicht im Sinne seiner Erlaucht sein kann, wenn ich mich derart auf Ländereien stützen muss, die außerhalb seines Kronlehens liegen.“

Rimiona lächelte fein. Daher wehte der Wind. Dieser aufrechte Krieger stand peinlich berührt vor ihr auf der Suche nach neuen Einkommensquellen. Sie fragte sich, ob er allein diese Winkelzüge entwickelt hatte, um seiner Bitte diese hochedle Verbrämung zu geben. Nun, er war ein Firunslicht – was man so hörte, hatte das Geschlecht eine ganze Reihe fähiger Diplomaten hervorgebracht. Einerlei, das stand nun nicht zur Debatte. Während sie den Blick aus dem Fenster hinaus wandte, sprach sie weiter.

„Oh, ich verstehe eure Sorge gut. Natürlich kann ich in Abwesenheit des Markgrafen nichts Endgültiges entscheiden, aber er scheint viel von euch zu halten, Firunslicht. So könnt ihr wohl mit seinem Wohlwollen in dieser Sache rechnen. Aber sagt, an was hattet ihr im Sinne einer Abhilfe gedacht? Geld ist momentan überall knapp.“ Das stimmte zwar nur bedingt, aber sie hatte nicht den Drang, hartes Gold zu verschenken. Aldron indes nickte einsichtig. „Um es auf den Punkt zu bringen: Ich hatte an ein Nirsengrund vergleichbares Stück Land als Lehen gedacht. Meine Gattin Leodane könnte sich in der Zeit meiner Abwesenheit um die Verwaltung kümmern, während ich meiner Pflicht am Arvepass nachkomme.“ Rimiona reckte leicht das Kinn vor und, dann aber wiegte sie den Kopf hin und her. „Nun, das wäre vielleicht eine Möglichkeit. Ich würde sie gerne prüfen. Aber da tut sich noch ein anderes Problem auf, das ich eben gerade auch mit Hochgeboren hier thematisiert habe. Nun, aber vielleicht ist es ein Wink der Götter, dass gerade ihr genau jetzt hier auftaucht … “

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