Geschichten:Tauben und Wölfe - Selten auf Reisen

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Teil 3 – Selten auf Reisen

Burg Greifenklaue zu Uslenried, am Vormittag des 28. Peraine 1032 BF

Frohen Mutes stiefelte Wulf die Treppen zum Turmzimmer hinauf, in welchem Alcara Riena von Streitzig, um ein paar Ecken als Cousine mit ihm verwandt, seit dem Tod Magister Toppellers als Hofmagierin ihren Studien nachging. Er hatte noch ein wenig wach Gelegen und wenig Schlaf gefunde, aber während dieser Zeit war ihm eine Idee gekommen, die er nun umzusetzten gedacht. Er war nur gespannt, wie die Magierin darauf reagieren würde.

Oben angekommen klopfte er an die Türe, öffnete wenig später und trat ein. Alcara Riena trat ihm bereits auf leisen Sohlen entgegen und wirkte regelrecht überrascht, denn obwohl sie auf der Burg wohnte, bekamen die anderen Bewohner sie nur selten zu Gesicht.

»Wulf«, sagte sie erstaunt, »was führt Dich denn hierher?«

Der Angesprochene lächelte. »Deine Dienste, meine liebe Alcara.«

Der Gesichtausdruck der Magierin war derart fragend, daß es Wulf schon beinahe amüsierte. »Ja. Denk daran, das war unsere Abmachung: Du kannst hier Deine Studien fortführen und bist mir im Gegenzug zu Diensten, wenn ich magischer Hilfe Bedarf. So wie in Leihenbutt.«

Alcara Riena schauderte. Der Heerzug nach Leihenbutt, als man die Baronie im vergangenen Sommer von den dunklen Machenschaften der Comtessa Simiona di Silastide-Marvinko befreit hatte, steckte ihr noch immer in den Knochen. Schona damals war sie dem Ruf ihres Vetters und Barons nur widerwillig gefolgt, und hätte sie nicht die arkane Begabung gehabt, wäre sie dabei jämmerlich zugrunde gegangen. Es tröstete sie wenig, daß es letztlich auch ihre Fähigkeiten gewesen waren, die einigen anderen das Leben gerettet hatten.*

»Leihenbutt war ein Alptraum.«

»Ich weiß. Aber diesmal ist es etwas anderes. Wir machen eine kleine Reise. Ein bißchen frischer Wind um die Nase täte Dir gut.«

»Eine Reise. Und wohin soll die Reise gehen?« murrte sie.

»Nach Osenbrück auf die Burg, wohl nur für ein paar Tage. Keine Kämpfe, keine Probleme, keine Sorgen für Dich.« Hoffe ich jedenfalls, fügte er in Gedanken hinzu.

»Osenbrück, mitten im Wald, zum Schwerterorden.« Der Tonfall in ihrer Stimme ließ erkennen, wie wenig begeistert sie war.

»Na fein, das wäre das ja geklärt. Für Verpflegung ist gesorgt. Such Deine Sachen zusammen, am Mittag brechen wir auf.«

»Am Mittag?« Alcara wirkte auf einmal hektisch. »Aber ich muss doch noch packen!«

»Dann tu das«, erwiderte Wulf grinsend, während seine Cousine eilige begann, ihre Reiseutensilien zusammenzusuchen. Dann verließ der Baron das Turmzimmer und schlenderte, ein föhliches Liedchen pfeifend, die Treppen hinab.

* Von jenen Ereignissen wird zu gegebener Zeit in einer anderen Geschichte berichtet werden.

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