Geschichten:Abschied von Sonnenau
26. Hesinde 1047 BF, zu Beginn der Dämmerung
Auf dem Klostergut Sonnenau war ein Bote aus Syrrenholt eingetroffen mit einer wichtigen Nachricht für den Geweihten Silvano von Hagenau-Ehrenfeldt. Da es draußen sehr kalt war, und auch schon viel Schnee lag, beschloss er die Botschaft im warmen Kaminzimmer zu lesen.
"Von wem ist die Botschaft?" fragte ihn Alrike neugierig.
"Von Illuminatus Perregrin aus Syrrenholt", antwortete Silvano. Er trägt mir auf, mich um einen Fall in Schwarztannen zu kümmern. Es geht wohl um einen nicht geleisteten Lehnseid in einem Junkertum der Cronenfurts."
"Der Cronenfurts? Ha, dann berichte denen doch gleich mal, dass die Großfürstliche Zeremonienmeisterin ihr Edlengut hier in Rubreth seit Jahren vernachlässigt, und den Bauern hier jegliche ordnende Hand fehlt."
Silvano blickte sie eine Weile nachdenklich an. "Die Cronenfurts sind in diesem Falle die Klagenden, nicht die Verklagten. Aber mal schauen, was sich machen lässt. Ich denke, ich werde morgen aufbrechen."
"Was denn morgen schon?" bemerkte Alrike mit etwas Enttäuschung. "Bei dem Wetter wirst du kaum voran kommen."
"Es wird schon gehen. Bei dem Schreiben lag auch noch ein Wechsel, der meine Unkosten decken soll."
"Wieviel?" fragte sie.
"Dreißig Dukaten."
Alrike sah ihn fassungslos an. "Was denn, dreißig Dukaten? Einfach so für Spesen?" sie stockte kurz. "Weißt du eigentlich, was wir hier für dreißig Dukaten..."
"Schhhh..." beruhigte sie der Geweihte sanft. "Ich weiß es doch. Ich bin mit meiner Recherche schon gut voran gekommen. Bald wird es wieder bessere Zeiten geben, Alrike. Ich gaube fest daran."
Alrike nickte. "Es ist nur... es zeigt wieder mal wo die Prioritäten der Kirche liegen, und dass man selbst immer ganz hinten anstehen muss, ist einfach nur frustrierend."
Silvano verstand sie gut. Es war Zeit, dass sich etwas änderte. Und vielleicht bot sich jetzt eine Möglichkeit dazu.
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