Geschichten:Aidaloê - Teil 15
Vor den Mauern Maarblicks
Ailgrimm saß auf seinem Pferd und überblickte die Landschaft. Es war offenes Land, gewelltes Land und Maarblick thronte auf der Kuppe eines Hügels über dem Umland. Und so sah er sie – die Marodeure. Die räuberischen Barbaren, die die goldene Au zu plündern versuchten, versuchten den Landen ihre wenigen nach den beiden Hungerwintern verbliebenen Schätze zu entreißen. Und bei den Göttern, das würden die Maarblicker verhindern – sie hatten hart für die Vorräte in den Scheuern gearbeitet und würden sie nicht kampflos hergeben!
Doch als sich der Ritter umschaute und sein Blick auf die doch so tapferen Maarblicker fiel – da erkannte er, dass die meisten lange Zeit keine Waffe hatten in den Händen gehalten. Sie besaßen Spieße und Kurzschwerter und auch hatten sie stets an den regelmäßigen Übungen teilgenommen, doch sie waren Handwerker, Schmiede, Gerber, Tuchmacher und keine Kämpfer. Und mit diesen zwar entschlossenen aber unerfahrenen Menschen wollte Ailgrimm in den Krieg ziehen? Er konnte nur auf den Beistand der Götter zählen und dass SIE den Heldenmut der Landwehr honorierten.
Er richtete seine Konzentration wieder nach vorn. Doch was er sah, ließ ihn erschaudern. Nein, es war ein Kontingent von lediglich Bannerstärke, nicht mehr als fünfzig Köpfe – zwar möglicherweise bis an die Zähne bewaffnet, aber eben nur fünfzig und nicht einhundert. Doch was waren das für Hunde?
Ailgrimm wurde bleich, doch kniff er die Augen zusammen, um mehr zu sehen. Es waren keine Hunde, es waren Wölfe. Etliche, unzählige Wölfe die wie Schoßhündchen zwischen den Söldnern umherwuselten. Fast sah es schon spielerisch aus, wie die Tiere hin- und hersprangen. Der weidener Ritter gab den Korporälen und den Schützen den Befehl, Waffen anzulegen, sie sollten bereit sein. Sofort kam Bewegung in das Aufgebot der Maarblicker und die Schützen legten Pfeile an die Bögen. Noch spannten sie die Waffen nicht an, noch war der Feind zu weit entfernt.