Geschichten:Alte Post - Flucht
Seitdem Bardo im Phex untergetaucht war, führte er den Namen Barnabas von Rebhofen. Nur schweren Herzens hatte er sich, um sein Aussehen zu verändern, von seinem geliebten Schnauzer getrennt, inzwischen waren jedoch mehrere Monde verstrichenen und ihm war ein üppiger Vollbart gewachsen. Zusätzlich hatte er sein Haar auch noch mit der Hilfe einiger Pflanzen schwarz gefärbt. Dennoch zog er noch immer als Ritter durch die Lande, allerdings hatte er seinen üblichen Wappenrock zerfetzt und mit Blut bespritzt am Rande der Dämonenbrache zurückgelassen und später einen neuen, passend zu seinem Alias gefertigten, Wappenrock angelegt. Auf dem weinroten Rock war fein säuberlich ein in Rot und Gold gespaltener Schild und darauf Winzermesser und Weinstaude in verkehrten Farben aufgebracht worden. Tatsächlich war Rebhofen keine spontane Entscheidung aus einer Laube heraus, mit einiger Mühe würde sich dem Suchenden irgendwann erschließen das die Familie Rebhofen bis vor einigen Götterläufen ein kleines Gut in Nordgratenfels geführt hatte.
In den Vergangen Monden war er als Barnabas von Rebhofen durch die entlegensten Winkel der Grafschaft Reichsforst geritten und hatte Ausschau nach Spuren des ehemaligen Mündels von Graf Danos gehalten. Zugleich hatte er einige der möglichen Verbündeten, die ihm seine Hochwürden Manegold von Halmenwerth genannt hatte, überprüft. Leider hatte er den alten Odo und den Burschen nie erwischt, allerdings hatte er erfahren dass sie womöglich auf dem Turnier in Luring auftauchen würden.
Mit Entsetzen hatte er das unwürdige Schauspiel der reichsforster Ritter mit ansehen müssen, eine Darbietung bei der sich die alten Grafen Rondger und Danos an Rondras Tafel sicherlich vor Scharm abwenden mussten. Doch so schändlich die Ereignisse auf dem Turnierfeld jedoch auch waren, hatte Bardo dennoch endlich Odo und Adhemar gefunden. Weniger gut war das der alte Schinder seine Freiheit aufgegeben hatte um dem Blutvergießen ein Ende zu bereiten und damit sein Leben vermutlich verwirkt hatte. Nur mit Glück hatte er beobachtet wie Adhemar die Hand seiner Base Maya haltend, auf der Suche nach einem Fluchtweg, durch die Gassen streifenten. Einen markanten Pfiff ausstoßend erregte Bardo die Aufmerksamkeit der Knappin, den diese glücklicherweise von der Ritterwallfahrt in die Wildermark wiedererkannte und ihrem jüngeren Vetter hinter sich herziehend zum Bardo beförderte.
„Ritter Bardo, seid ihr das?“
„Ja, doch jetzt müssen wir erstmal von der Straße. Ich habe ein Zimmer nicht weit von hier gemietet, dort können wir uns erstmal verbergen.“
Den Umhang seiner höfischen Gewandung der Knappin zuwerfend deutete er kurz auf ihren Wappenrock, den sie unter seinem Umhang möglichst verbergen musste. Dann liefen sie durch die Gassen, bis sie wenig später die Tür zu seinem Zimmer von innen verriegelten.
„Wir haben nur wenig Zeit, deshalb fasste mich kurz. Wir müssen die Stadt verlassen und zwar schnell und leise! ...“