Geschichten:Alter Adel, junges Blut - Ein eingelöstes Versprechen

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Weidburg, Junkertum Grünweiden, Rahja 1035 BF:

Es war bereits finstere Nacht als ein mittelgroßer Flusssegler das Flusstor der Weidburg erreichte. Einer der Männer an Bord des Seglers rief die offensichtlich zuvor abgesprochenen Erkennungsworte, so dass sich das Flusstor der kleinen Trutzburg öffnete. Zwei Gestalten in langen Mänteln und tief ins Gesicht gezogenen Kapuzen betraten das alte Gemäuer und wurden von einer Burgwache durch die spärlich beleuchteten Gänge in einen größeren Raum geleitet. Hier wartete die Burgherrin Junkerin Sari von Linara-Grünweiden und ihr Haushofmeister Ebraeus Grimmbart bereits auf die Ankömmlinge. Als die Gestalten den Raum betraten, schlugen sie ihre Kapuzen zurück. Es waren Leomar von Zweifelfels und Edorian von Feenwasser. Junkerin Sari nickte den beiden hohen Herren zu und ein Lächeln zauberte sich auf ihr Gesicht, als ihr Blick ihren Gemahl Edorian traf.

„Phex zum Gruße, Wohlgeboren“, Leomars Worte klangen gehetzt, „ich möchte die Eure wie auch die meine kostbare Zeit nicht länger als nötig in Anspruch nehmen, daher: Ist sie hier?“

„Ja, das bin ich!“. Aus einer schlecht ausgeleuchteten Ecke des Raumes löste sich wie ein Schatten eine Person. Es war Baronin Tahlmare von Linara.

„Es ist mir eine Freude Euch schon so bald nach unserem letzten Treffen wiederzusehen“, Leomar drehte sich zu seiner Gesprächspartnerin, „Dennoch sollten wir uns nicht mit Kurzweil aufhalten.“

„Wie Ihr wünscht. Kommen wir also zum Punkt, zu Eurem Versprechen“, entgegnete die Baronin freundlich.

„Sehr richtig“, der Kronvogt von Neerbusch grinste. Er schätzte es sehr, wenn seine Gegenüber geradeheraus ansprachen was sie wollten, auch wenn er selbst ein brillanter Meister des höfischen parlierens und der verklausulierten Rede war. „Ich bin Euch für Eure unkonventionelle Unterstützung während des Großen Kabinetts zu mehr als nur Dank verpflichtet. Unsere Fähigkeiten haben sich sehr gut ergänzt, so dass ich zu dem Entschluss gekommen bin, dass eine weitere Kooperation mit Euch als sehr lohnenswert erscheint. Kurzum, ich biete Euch daher einen militärischen Beistandspakt an. Wie ich hörte, müsst Ihr Euch mit dem renitenten Junker und verurteilten Answinisten Leustein herumschlagen, wie auch Gesindel den Süden Eurer Baronie bedroht. Solltet Ihr also zur Waffenhilfe rufen, werden Euch die Truppen Neerbuschs bedingungslos zur Seiten stehen. Dies gilt selbstredend auch im umgekehrten Fall, sollte Neerbusch bedroht werden.“ Leomar schaute die Baronin erwartungsvoll an.

Nachdem sich Tahlmare und ihre Adoptivtochter Sari einige kurze Blicke ausgetauscht hatten, erhob die Baronin von Linara ihre Stimme. „Das ist ein überdenkenswertes Angebot, ist es doch eines meiner Hauptbestrebungen engere Bande zu dem alten Adel Waldsteins zu knüpfen – bisher leider nur mit mäßigen Erfolg.“

„Ihr sprecht es an, Hochgeboren, meine Familie gehört zu den ältesten des Reiches, die Eure wurde erst von seiner Allergöttlichsten Magnifiziens Kaiser Hal in den Adelsstand erhoben.“ Die Miene des Zweifelfelsers zeigte Bedauern. „Wiewohl wir uns kein Urteil über die Entscheidungen unseres großen Kaisers anmaßen, so ist es doch für meine Familie ein nicht zu unterschätzendes Risiko zu große Nähe zu dem sogenannten Neuadel zu zeigen. Ich selbst mache mir solcherlei Gedankengut nicht zu eigen, mein Familienoberhaupt aber, ein stolzer Ritter altem Schlages, bedarf da etwas mehr an Überzeugungskraft.“

„So, so“, Sari kniff die Augen etwas zusammen, „das können wir natürlich verstehen.“

„Aber sicherlich gäbe es Möglichkeiten über diesen Umstand hinwegzusehen.“ Warf Edorian ein und blickte in die Runde.

„Nun“, holte Leomar aus, dankbar für die Offerte des eibenhainer Junkers, „sehr wohl gäbe es da Mittel und Wege... so ist die Unterhaltung eines angemessenen königlichen Hofstaates in Neerbusch durchaus mit einigen Aufwand verbunden, so dass ich, an unserer geliebten Königin statt, stets darauf angewiesen bin nach neuen Einnahmequellen zu suchen.“ Der Kronvogt blickte auffordernd zu Baronin Tahlmare.

„Ich verstehe und habe einen Vorschlag“ entgegnete Tahlmare. Sie nahm einen der Kerzenhalter vom Tisch und ging in die Richtung der Ecke wo sie gewartet hatte. Das Licht der Kerze lies jetzt den Blick auf einen kleinen Schrank zu, auf dem eine kleine stabile Kiste stand. Dort angekommen, klappte sie den Deckel auf. Mit einem Schritt zur Seite, gab sie die Sicht frei. Die Kiste war bis zum Rand mit Dukaten gefüllt.

Leomars Augen blitzten auf. „Baronin, wir haben ein Übereinkommen!“


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Texte der Hauptreihe:
5. Rah 1035 BF
Ein eingelöstes Versprechen


Kapitel 1

Autor: Bega, Tahlmare