Geschichten:Am Hof von Dürsten-Darrenfurt – Boron & Tsa

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Schloss Darrenfurt, 30. Travia 1044 BF:

„Die Hexe von Darrenfurt ist tot! Die Hexe von Darrenfurt ist tot!“, flüsterten die beiden Pagen Praiosin und Boromir.

„Die Niederhöllen haben sie geholt“, tuschelte die Knappin Baha von Darrenfurt.

Wohl keine Person lebte länger am Hof, kannte ihn und seine dunkelsten Geheimnisse und Abgründe besser als die Kammerherrin Morina von Borstenfeld. Drei Barone hatte sie kommen und gehen sehen, Zeiten der Eintracht und Geschwisterfehde erlebt. Sie war immer da, im Hintergrund. Doch sie war auch ein Relikt aus vergangenen Zeiten, galt sie doch als enge Vertraute von Baronin Ruffina – der Großmutter des amtierenden Barons.

Die meisten der Höflinge hatten Angst vor ihr. Ihr hohes Alter, ihr Aussehen, die Gerüchte um ihre Geburt – das alles brachte ihr den Beinamen 'Hexe von Darrenfurt' ein. Das war ihr nur recht, pflegte sie diesen Habitus der Unnahbarkeit doch gar.

Nun war sie tot, friedlich entschlafen, wie es hieß. Sie hinterließ eine Leere, zumindest ein leeres Hofamt, welches sehr begehrt war. Die Situation in Dürsten-Darrenfurt war zwar nicht erst seit der 'Einigung von Morganabad' kompliziert – Konflikte zwischen den einzelnen Volksgruppen der Raulschen, Nebachoten, Baburen und Aranier gab es schon immer. Nun aber würden von höchster politischer Instanz die Grenzen endgültig in Stein gemeißelt. Baron Thorondir konnte sehr zufrieden sein, alle seine Anspruchsgebiete wurden ihm zugeschlagen, doch sahen das nicht alle in der Bevölkerung mit Wohlwollen. Mit viel Fingerspitzengefühl und nah an Volkes Stimme hatte sich der junge Baron erfolgreich durch die politischen Stürme der letzten Monde laviert. Nun galt es ebenso weise zu handeln.


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Nachdenklich saß Baron Thorondir an seinem Schreibtisch, seine Beine lässig auf diesem ruhend. Unweit von ihm saßen seine beiden Hausritter und engsten Vertrauten Hamedan und Ramin.

„Ich konnte sie nie leiden“, entsprang es mit glasklarer Ehrlichkeit aus dem Munde des Barons. „Sie war … gruselig!“

„Jetzt kannst du wenigstens jemanden berufen, der dir näher steht“, entgegnete Hamedan erfreut.

„Das Amt des Kammerherrn ist eines der wichtigsten am Hofe, wie du weißt“, ergänzte Ramin.

„Ja ja, ich weiß!“ Der Baron tippte mit deinem Zeigefinger auf seinen Lippen herum. „Doch so frei bin ich mit meiner Entscheidung nicht. Die Bevölkerung rumort, meine Vasallen sind zerstritten.“

Eine Weile schwieg der Baron, dann ließ er den Leiter der Schreibstube zu sich rufen.

„Mein guter Nandiran, wie soll ich mich verhalten?“

Der Angesprochene räusperte sich, es erfüllte ihn mit Genugtuung von seinem Baron um Rat gebeten zu werden.

„Nun ja, die 'Einigung von Morganabad' hat für einige Verwerfungen gesorgt, da die tulamidische Bevölkerung ihren Unmut klar kundtat. In weiser Voraussicht habt ihr Wohlgeboren“, Nandiran deutete dabei auf Ramin, „zum Junker von Darren-Ulah erhoben, was die aranischen Tulamiden ein Stück weit beruhigte. Doch nun mehr sind es die Raulschen, die lautstark Forderungen stellen werden … .“

„Wohl war, mein guter Nandiran!“, der junge Baron kramte einige Pergamente hervor, die vom Meister der Schreibstube verfasst waren. „Die Mutter der Querulanten Tannhaus, das ist die Richtige um die Raulschen zufriedenzustellen.“

Die Anwesenden nickten zustimmend, auch wenn gerade Hamedan und Ramin gerne eine andere Entscheidung gesehen hätten, so wussten sie doch um die politische Aussagekraft dieser Besetzung.

Ein hektisches Pochen an der Tür ließ die Männerrunde aufhorchen. Eine Zofe stürmte in das Arbeitszimmer des Barons.

„Hochgeboren, es ist soweit, Eure Gemahlin … die Niederkunft.“

Sofort sprang der Baron auf. Seine Vertrauten Hamedan und Ramin folgten ihm.


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Sanft in den Schlaf wiegend hielt Thorondir seinen kleinen Sohn in den Armen. Unendlich großer Stolz sprach aus seinen Augen. Um ihn herum standen nicht weniger ergriffen Hamedan und Ramin.

„Mein kleiner Goldschatz, es sind unruhige Zeiten, aber mit dir ist ein Licht aufgegangen, welches niemals erlöschen wird!“

„Welchen Namen soll er tragen?“, fragte Hamedan mit belegter Stimme.

„Ich werde ihn Halderan nennen, wie mein Vater, der mir viel zu früh genommen wurde.“



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Texte der Hauptreihe:
30. Tra 1044 BF
Boron & Tsa


Kapitel 1

Autor: Bega