Geschichten:Am Hofe des Kronvogtes - Travia ante portas

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Hochnjerburg, Königlich Neerbusch, 1. Phex 1035 BF:

Etwas nervös stand Leomar von Zweifelfels auf dem Balkon des Palas, neben ihm Kastellanin Thalia Elida von Feenwasser und Mundschenk Gishelm von Falkenstein-Sturmfels. Alle Bewohner der Burg, vom einfachen Stalljungen bis hin zur Hofgeweihten, hatte der Kronvogt in den Burghof beordern lassen. Rechter Hand des Hauptportals nahmen die Hausritter Bernhelm und Darbrod von Zweifelfels, sowie Radobert von Waidbrod ihre ihnen bestimmten Plätze ein, linker Hand Leomars Knappen Morgana von Sennenberg-Ruchin und Gisborn von Zweifelfels, sowie seine Pagen Ulmberta von Waldtreuffelingen, Radulf von Bärenau und Helmar Rondred Brahl von Rossreut. Neben dem Tor hatte Hauptmann Lubomir von Zweifelfels die königlich neerbuscher Garde Aufstellung nehmen lassen.

Endlich war es soweit, ein Gardist gab vom Torturm aus das Zeichen und kurze Zeit später rauschte eine edle Kutsche mit einem halben Dutzend bewaffneter Reiter in den Innenhof der königlichen Feste. Auf dem Gefährt prangerte das Wappen der Barone von Schwanenbruch. Einer der Reiter setzte ab und öffnete die Tür der gerade zum stehen gekommenen Kutsche. Hinaus kletterte, in ausladender Robe gekleidet, Baroness Mirya Hesine von Hohentann zu Schwanenbruch, Edle zu Seytnach und Verlobte von Leomar von Zweifelfels. Nun sollten sich die beiden zukünftigen Eheleute das erste Mal von Angesicht zu Angesicht begegnen. Dem Kronvogt von Neerbusch blieb beim Anblick der Baroness der Mund offen stehen, wurde sie ihm doch für ihre Schönheit gepriesen. „Sie ist so...so...“ - „...so unglaublich hässlich“, bemerkte der schöne Ritter Gishelm trocken, was die Kastellanin neben ihm zum Schmunzeln brachte.

„Aber aber, werter Gishelm, es kann doch bei Leibe nicht jeder so von Rahja reich beschenkt worden sein wie Ihr es wurdet. Außerdem, so unansehnlich ist sie auch wieder nicht – sie ist eben ein wenig... gewöhnlich. Also nichts was man nicht mit einem Schleier ganz bravourös kaschieren könnte.“ Die beiden Adligen kicherten in sich hinein, was Leomar mit einen strengen Blick quittierte. „Ich werde nun die zukünftige Hausherrin begrüßen... Ihr kümmert Euch derweil um einen Schleier... und der Kammerherr soll die Gemächer dieser Frau in den Westflügel verlegen!“ Mir diesen Worten rauschte der Zweifelfelser die steinerne Treppe hinunter.

Gishelm, der nicht so recht wusste wie ernst es der Kronvogt gemeint hatte, fuhr fort. „Bei Rahjas Liebreiz, wie kann Leomar nur so eine Frau heiraten?“

„Nun, die Familie Hohentann ist sowas wie der Windkönig im Inrahspiel der waldsteiner Politik, man weiß nicht wo sie politisch stehen, zumal sie erst seit einer Generation hier in Waldstein ansässig sind. Noch dazu herrschen sie über eine der reichsten Baronien Waldsteins, daher werden sie von allen Seiten so umgarnt. Die Streitzigs versuchen die Hohentanns mit Hofämtern auf ihre Seite bringen, so wurde der Erb-Baronett von Schwanenbruch kürzlich zum Kämmerer Waldsteins ernannt – ein nichtsnutziger Tölpel sage ich Euch – und die Zweifelfelser versuchen es mit der Heiratspolitik. Es fällt auch einiges für sie ab, so zahlt wohl Baronin Maline eine stattliche Mitgift und klingende Münze kann unser guter Leomar immer gut gebrauchen“ Thalia ahnte dass dies ihrem Gegenüber eher weniger interessierte und so fühlte sie sich auch sogleich bestätigt.

„Der Anblick dieser Frau betrübt mich – wie kann die schöne Göttin so grausam zu unserem Auge sein? Ich werde mich jetzt empfehlen um nach einem geeigneten Schleier zu suchen.“