Geschichten:Ankunft in Madramund V
Praiosmar von Hinn hatte sich die schlauen Ratschläge der perricumer Gesandschaft mit Interesse angehört.
„Vielen Dank, werter Freund für diesen Hinweis.“ Schmunzelte der Hinn Salix zu. „Ich bin aber zu dem Schluss gekommen, dieses Mal meinen guten Freunden aus Perricum den Vortritt zu lassen. Deswegen seid ihr, doch hier und daher überlasse ich es ganz euch einen Eindruck zu hinterlassen. Was sollte für mich kleinen Ritter den hier noch zu gewinnen sein, dass ich mich noch profilieren muss? Marschall des Reiches war ich schon. Am Hofe des Grafen war ich nun auch schon einige Zeit. Und einen Perricumer Orden darf ich ja auch schon an mein Brevier heften.
Ihr hingegen seid doch jetzt in vortrefflicher Karriereposition und ganz dicht am Kaiseringemahl. Wenn das Unternehmen gut läuft, und dazu haben wir euch ja nun den Teppich ausgerollt, werdet ihr doch sicher mit eurer Schläue und Phexens Hilfe profitieren. Und hinter dem Heer, so kompetente und weitsichtige Freunde wie euch zu wissen, beruhigt mich doch ungemein.
Ich muss eure Einschätzungen nur etwas korrigieren.
Zum Ersten wird das Heer, das hier zu Gast ist, als ein perricumer Heer des perricumer Markgrafen wahrgenommen. Das mag mit der Marschrichtung zu tun haben und das dort nur Perricumer unter perricumer Offizieren marschieren. Da helfen die vielen Kaiserwappen, die ihr an der Grenze gewechselt habt, wenig, wenn aus dem Rest des Reiches keine ähnlichen Aufgebote bekannt sind. Daher reden wir hier gerade von engagierten Schlundern zu engagierten Perricumern, damit zwischen Schlund und Perricum kein Hader entsteht. Und was ihr dem Herrn Kaiseringemahl und Markgrafen verkündet, um euch zu profilieren, ist mir einerlei. Denn was das Kaiserhaus entscheidet, wird mit uns kaum besprochen oder gar verhandelt werden. Diese Pläne scheinen mir bereits gemacht zu sein und dazu gibt es nun eine Marschallin, die sie umsetzt.
Zweitens fürchte ich, dass leider schon erster Unmut alleine durch bestimmte Personalien geweckt wurde. Dazu gibt es noch so viele weitere Fallstricke, in denen man sich nur allzu leicht weiter verheddern könnte. Nicht das der ein oder andere Perricumer sich da verrennt, solange das Kaiserbanner über ihm im Wind flattert. Irgendwann ist das Kaiserhaus wieder das Kaiserhaus und wir Nachbarn.
Der Gastgeber eures Brückenkopfes, ist das Haus Ochs. Das habt ihr gut erkannt. Und diese oder ihre Vögtin sind die richtigen Ansprechpartner für euch, wenn es um die weiteren Belange zu Mardramunds geht. Und wenn sich die Krone beim Ausbau des Hafens beteiligen möchte, begrüßt dieses alte Haus diese Geste, als Anerkennung ihrer jahrelangen Kaisertreue sicher sehr.
Wenn euren Soldaten aber die beiden Flussfestungen reichen, kommt uns das ja entgegen. Mardramund hat aber einiges beim Durchmarsch zu bieten, wie ich meine.
Was den neuen Baron und die neue Baronin angeht: Da bin ich sehr zuversichtlich, dass diese in ihren eigenen Interessen Lösungen finden werden. Wenn sie diese Probe nicht bestehen, sind sie die Falschen für den Posten. Und der Graf ist halt der Graf. Und was die Krone mit ihm aushandelt, werde ich als Vogt umsetzen.
Das es scheinbar keine Pläne gibt, eine Brücke über die Natter zu schlagen, wundert mich zwar. Aber wenn ihr das sagt, beruhigt mich das ungemein.“, der Hinn verzog bei dieser Feststellung gelangweilt eine Braue. „Eine kaiserliche Brücke wäre ja eine rechtlich interessante Lösung für ein altes rechtliches Problem. Nur täten sich wie gesagt bei mir arge Bedenken auf, das man hier in ein weiteres Desaster mit ungeahnter Tragweite stolpern könnte. Wir leben in einer magischen Welt mit vielen Unbekannten. Aber dafür finden weisere Menschen als ich, bestimmt weisere Lösungen.
Nun! Mit dem Vertrauen den Schlund mit euch, dem Hause Ochs und den neuen Baronen in guten Händen zu wissen, werde ich mich leider nach diesen Verhandlungen auf einige Zeit entschuldigen müssen. Ich denke es ist Zeit, für das viele Blut, das dem Land gegeben wurde, ein Zeichen der Reue zu setzen.
Ich habe den Grafen gebeten mich, in der Person des Landvogtes, über die Wintermonate durch meine Kämmererin Retodane von Dachsen vertreten zu lassen. Sie wird bis dahin über alles instruiert sein. Ich werde zur Winterwacht an die Brache ziehen. Ich fürchte, dass dem Reich dort größere Gefahr droht als bei diesem Politikum. Und auch wenn das unsere kurze Ausflugsbeziehung etwas überstrapazieren mag. Die Wacht ist mir wichtig und ich zähle auf Freunde, die mir den Rücken dabei freihalten. Dafür kann ich meinen Freunden den Rücken im Schlund weitestgehend freihalten.
Noch jemand Kuchen?“.
„Werte Herrschaften“, ergriff nun der Zwerg an der Seite von Hinn das Wort, als dieser ihm knapp zunickte.
„Ich darf Ihnen ins Gedächtnis rufen, dass es mit dem Schlund nicht nur um die Belange der Menschen geht und damit meine ich nicht, dass der Graf ein Angroscho ist. Der Schlund ist neben dem Isenhag und weiten Teilen des Kosch eines der bedeutenden Siedlungsgebiete meiner Rasse. Der Angarok Rogmarok sieht auf die Fehde und die Geschehnisse hier, ebenso wie es die Rogmarog der Reiche unter den Bergen im Efferd des Kontinents tun. Sie sind in Sorge. Ich bitte euch inständig“, Thorin ließ seinen Blick einmal über die Gesandtschaft aus Perricum gleiten, “euer Handeln davon leiten zu lassen Land und Leuten- Menschen und Angroschim möglichst wenig Schaden zu bereiten. Schöner Worte sind heute viele gefallen, ich hoffe, dass ihnen aufrichtige Absichten zu Grunde liegen und die Taten ihnen entsprechen werden. Ich für meinen Teil werde eine Botschaft nach Okdrâgosch schicken und den Sohn des Agam über all dies hier inklusive meiner Bedenken in Kenntnis setzen.
Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass es im Interesse aller Beteiligten ist, das gute Verhältnis vom Reiche Rauls des Großen und der Nation meiner Rasse nicht zu belasten.“
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