Geschichten:Aschegraue Gespräche

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Peraine 1046 BF, Villa Ox, Kaiserstadt Gareth

In der behaglichen Wärme des Kaminzimmers der Villa Ox, umhüllt vom süßlichen Duft der Al Anfaner Zigarren – ein edles Geschenk von Ginaya von Luring-Gareth –, saßen Leobrecht von Ochs und sein Sohn Wolfaran. Ihre Blicke trafen sich über den tanzenden Flammen, während sie die rauchigen Aromen in sich aufnahmen.

„Vater“, begann Wolfaran, seine Bassstimme der seines Vaters kaum nachstehend, „Amaryd und Elaisha gewöhnen sich allmählich an das Leben in der Kaiserstadt. Unsere Beziehung vertieft sich, wenn auch langsamer als erhofft. Sie beherrschen Garethi mittlerweile besser als ich Tulamidya. Diese blumige Sprache gibt mir Rätsel auf, doch wir machen Fortschritte, langsam, aber sicher.“

Leobrecht nickte nachdenklich, sein Blick spiegelte das tiefe Interesse an den Lebenswegen seiner Schützlinge wider. Gleichwohl lag sein Augenmerk auf seinem Ältesten. Die Zeit in der Reichskanzlei hatte ihn erwachsen werden lassen. Er war bedachter und nicht mehr der Sturmfelser Hitzkopf, der gegen jede Wand rannte. Im letzten Götterlauf hatte der Reichsvogt angefangen immer mehr Aufgaben an ihn abzugeben und sein Spross hielt sich wacker. „Und wie steht es um ihre Ausbildung? Gibt es Neuigkeiten?“

Wolfaran lehnte sich entspannt zurück und knusperte an den Erdnüssen aus ihrer Plantage in Porto Velvenya. „Ich habe sie mit Saleva von Waraqis bekannt gemacht, dem Oberhaupt der Waraqis. Wir haben die Ausbildungsmöglichkeiten erörtert und ihre Zustimmung erhalten. Salva erkennt deinen Wunsch an, ihr Vormund zu sein, wie es die verstorbene Mutter wünschte, trotz aller Differenzen in anderen Entscheidungsfragen. Ich werde die Geschwister nicht von ihrer Familie fernhalten. Sie mögen von einem tulamidischen Zweig abstammen, sind aber dennoch ein Teil davon, auch wenn bisher kein Kontakt bestand.“

„Das ist eine weise Entscheidung. Das Fürstentum Aranien ist nicht mehr, dennoch genaugenommen wäre Amaryd der legitime Erbe des Junkertums Waraqis.“, murmelte Leobrecht, während er genüsslich an seiner Zigarre zog. „Und die Kinder? Konntest Du ihre Begabungen und Neigungen erkennen?“

“Ja, das konnte ich,” erwiderte Wolfaran. „Elaisha besitzt das Herz einer Kriegerin. Die Hohe Schule der Reiterei und das Goldene Schwert konnten sie nicht fesseln. Bei Meister Adersin spürte ich sofort, dass der Anderthalbhänder nicht ihre Waffe ist, wohl aber der Weg des Schwertgesellen ihr mehr liegt als eine akademische Ausbildung in der Kampfkunst. Da Aliyah bald mit ihrer Schwertmutter in die Villa Ox zieht, habe ich mit ihr gesprochen. Isha al‘Shaya wird Elaisha in der Kunst des Säbel- und Kriegsfächerkampfes unterweisen.“

Leobrecht hob interessiert eine Augenbraue. „Eine ungewöhnliche Wahl, doch ich vertraue auf dein Urteil.“ Wohlwollend lag der Blick des Reichsvogtes auf seinem Sohn. „Und Amaryd?“, hakte Leobrecht nach.

„Amaryds Leidenschaft für die Alchimie ist ungebrochen. Seine Eltern planten, ihn an der Drachenei Akademie in der Alchimistischen Fakultät ausbilden zu lassen, doch nach ihrem Tod wurde daraus nichts. In Gareth gibt es leider keine vergleichbare Einrichtung. Und da fortschicken keine Option darstellt, haben wir uns umgesehen. Nachdem wir verschiedene Meister, Alchimisten und Apotheker, sowie Tempel besucht hatten, konnte ich Clea Cornweyler davon überzeugen, ihn als Lehrling anzunehmen. Ein Besuch bei Meister Syronius Hyperfax war leider erfolglos, da dieser vorzugsweise Magiebegabte unterrichtet. Zudem war mir der alte Greis mehr als suspekt. Amaryds Ausbildung wird somit in der Nähe stattfinden, nur ein paar Straßen weiter.“

Leobrecht nickte zufrieden und griff genüsslich in die Schale mit Erdnüssen. „Du hast klug gehandelt, mein Sohn. Es ist essenziell, dass sie nach dem Verlust ihrer Eltern ihre Ausbildung beginnen. “ Der Zigarrenrauch legte sich über das Kaminzimmer. „Unter meiner Obhut in Gareth werden sie ihren Weg finden. Ich werde mich nebenbei bemühen sie in die Adelsgesellschaft einzuführen und sie zu lehren was in diplomatischen Fragen und verwalterischen Tätigkeiten wichtig ist und es zu beachten gibt. “

Die beiden Männer vertieften sich den Rest des Abends in intensive Gespräche. Der Reichsvogt war sehr daran interessiert, wie sich sein Sohn als neuer Jagd- und Forstmeister einlebte und wie sich der Großfürstenhof entwickelte. Für Wolfaran fühlte es sich an, als würden sie zum ersten Mal auf Augenhöhe miteinander sprechen. Leobrecht spürte, dass sein Sohn so weit war ihm nach und nach den Staffelstab zu übergeben.




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10. Phe 1046 BF
Aschegraue Gespräche
In eine ungewisse Zukunft


Kapitel 4

Autor: Treumunde