Geschichten:Auf Reshminas Spuren - Teil 16
Es war kühl im Zelt. Malina musste sich zusammenreißen, nicht zu frösteln. Zwar war die Sonne noch nicht zu voller Kraft aufgestiegen an diesem Tag, aber der eigentliche Grund für ihr Elend war eher der Blick ihres Vorgesetzten und die schneidende Kälte, die sich kaum unter den Worten verbarg, die er ihr entgegenbrachte. Und das dumpfe Gefühl im Kopf, das der freizügige Weingenuss am letzten Abend in ihr zurückgelassen hatte, trug noch darüber zu ihrem momentanen Unwohlsein bei.
"Hauptfrau Malina von Niederriet, euer Handeln enttäuscht mich. Wenn ihr euch mit dem örtlichen Adel noch während unserer Mission fraternisiert, dann ist das eure Angelegenheit." Aldron machte eine kurze Pause. Während er Malina musterte, schoben sich seine Augenbrauen noch etwas mehr zusammen. Er war während der ganzen Rede nicht laut geworden, sprach sogar sehr leise und kontrolliert. Dennoch trug seine Wut die Worte deutlich hinüber zur Adressatin, die mit ihm allein im Zelt war - und allmählich die Veteranen zu verstehen begann, die vom "kalten Oberst" sprachen. "Wie ihr wisst, dulde ich jedoch keine Vernachlässigung von Pflichten und keine Ausflüchte von der Diensttauglichkeit. Ihr werdet jetzt sofort aufbrechen und eine Gruppe zur Markierung durch das Hügelland bis zur Küste führen. Meister Koradin wird euch begleiten und ebenso der ältere Baronet. Der Jüngere Baronet..." In der kurzen aber bedeutungsschwangeren Pause kam Malina die Szene wieder in den Sinn, als sie mit Au'rel im Lager angekommen war - und natürlich prompt in die Arme ihres Weibels lief, der gemäß ihrem Befehl sorgfältig die Wache persönlich überwacht hatte. Und natürlich hatte Sayid nicht die Gelegenheit ausgelassen, Au'rel ins Gewissen zu reden. Allmählich stieg Übelkeit in ihr auf. "... wird mich auf dem Weg bis zum Darpat begleiten, so bin ich mit Hochgeboren Ra'oul vorerst verblieben, der hier ist um die Mannen seines Vaters zu unserer Unterstützung anzuführen. Wenn Konradin seien Vermessungen bis zur Küste fertig gestellt hat, soll er zu uns stoßen. Ihr übernehmt die Lageraufsicht. In der Zwischenzeit führt diese wieder euer Weibel. Gibt es noch Fragen?"
Alles korrekte Befehle, sinnvolle Befehle. Malina hätte es noch vor einem Tag begrüßt, dass die ganze Angelegenheit nun so in Schwung kam. Aber der Tadel, der in der sorgfältigen Trennung ihrer von ihrem Verehrer lag, setzte sich nahtlos in den Anordnungen fort. Die Antwort kam ihr nur zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor: "Keine, euer Hochgeboren."
Immer noch stehend ruhte der Blick Aldrons einen Augenblick auf Malina. Mit den gespreizten Fingern beider Hände stützte er sich locker auf dem Tisch zwischen sich und seiner Offizierin ab. Schließlich richtete er sich auf und nickte Malina zu. "Gut. Dann ausführen."
Erst als Malina sich so zackig es ihr möglich war, aus dem Zelt entfernt hatte, ließ sich der Landvogt vom Arvepass in seinen Feldstuhl hinter dem Tisch fallen und griff nach der irdenen Flasche, die mit einigen kleinen Bechern eine Gruppe bildete. Sein Gesicht war immer noch umwölkt. "An'Rabod, was nur würdest du machen?" murmelte er leise bei sich. Die Hauptfrau machte insgesamt einen guten Eindruck auf ihn, aber diese traviaungefällige Tändelei mit dem jungen Baronet würde sie noch zu Fall bringen. Nun, wie es aussah, würde man nun das Unternehmen bald beenden können. Und erstmal zurück auf Angareth würde dieser Au'rel han Breshi'a Danal weit genug weg sein, um die Blicke der Hauptfrau nicht mehr auf die falschen Dinge zu lenken.
