Geschichten:Auf Travias Wegen - Daria & Anshelm

Aus GaretienWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Kirchenherrschaft Grünau, Klosterlande St. Ancilla, Ingerimm 1036 BF:

Der Weg von dem Kloster zu diese Base war nicht weit, und ein Ausritt war genau das Rechte um den Kopf frei zu bekommen von den Dingen, die ihm eine unverstellte Sicht auf die Probleme bisweilen so beschwerten. Da noch drei weiterer Personen mit gekommen waren, es handelte sich um Edorians Vater, sowie zwei seiner geckenhaften Begleiter, blieb Anshelm sich seinen Gedanken überlassen, derweil sein Geliebter und der ältere Mann sich über Politik unterhielten, während die beiden Höfliche über den neusten Klatsch palaverten. Für weder das eine noch das andere hatte Anshelm gerade den Kopf.

Sowohl der Waldsteiner wie auch seine Eltern waren keine schlechten Menschen, natürlich nicht, sie wollten nur sein Bestes, doch wussten sie auch was dies war? Seine Frau Mutter, selbst ein freiheitsliebender Mensch, von ihr glaubte er, dass sie durchaus ahnte, dass Rahja ihm die Liebe zum starken Geschlecht gegeben hatte. Doch sie war standesbewusst und durchaus darauf aus, die Familie zu erhalten, zu vergrößern, ihren Stand zu festigen. Sie selbst hatte 4 Kinder zur Welt gebracht. Selissas einziges Kind sicherte nichts. Er liebte seinen Neffen, doch er weilte weit weg. ER war der Erbe. Seufzend hing sein Blick an dem Hals Edorians und ein zufriedenes Lächeln schlich sich in sein Gesicht.

Diese Base, wenn sie annähernd den Feinsinn hatte wie sein Geliebter könnte es funktionieren. Leomara von Isenbrunn…ach, Keilholtz inzwischen, hatte er insgeheim nach dem Tod ihres Mannes im Auge gehabt für eine Verbindung ohne Verpflichtungen für sie beide - schließlich war sie von Quanion diesem Aß fast gequält worden, bald wieder zu ehelichen! Auch seine Altvorderen wären mit ihr mehr als zufrieden gewesen. Doch als dieser entstellte Ritter des Zornesordens aufgetaucht war, musste er von dem Plan ablassen. Eine Sache die er seiner Freundin seit Kindertagen nie gebeichtet hatte…! Das war besser so - bisweilen machte die Wahrheit nur alles Schlimmer.

Wie wertvoll solche Freunde bald sein würden? fragte er sich dann. Haffax, wir müssen zusammen rücken. Ein vollkommener Kriegsstratege! Wenn er es schaffte ins Darpattal zu gelangen waren sie das Bollwerk was zwischen Ihm und dem Weg nach Gareth stand. Er richtete sich im Sattel hoch auf. Das Gut, sie waren da!

Edorians Vater und seine beiden Begleiter verabschiedeten sich nun von den beiden Männern, sie waren auf den nach Falkengrund, dem Jagdschloss der Familie Feenwasser, das einmal einer von Kaiser Bardos Ministerinnen gehört haben soll.

Behände sprang er aus dem Sattel, ging auf Edorian zu und strich sich mit einer Geste die Locken aus den Augen. Er setzte sein gewinnendes Lächeln ein, von dem er wusste, dass es die, die ihn nicht kannten, blenden würde, und darüber hinweg täuschte, dass er durchaus nervös war.

Er würde ihr eine Chance geben, allein um seinetwillen!

Aus dem Haupthaus des Gutes kam sogleich eine junge Frau gestürmt. Sie war ein einfacher Kleidung in Gold- und Grüntönen gekleidet. Ihre langen braunen Haare waren streng nach hinten zu einen Dutt gebändigt. Ihr Gesicht war farb- und ausdruckslos und Zornesfalten gaben ihr einen strengen Ausdruck.

Anshelm wappnete sich innerlich und dachte nur: ‚Ich hoffe der erste Eindruck trügt…!‘

„Habe ich das gerade richtig gesehen?“, keifte sie los ohne die gerade Angekommenen zu begrüßen, „War das eben etwa dieser Unmensch? Der hat Nerven hier aufzutauchen. In die Niederhöllen soll er sich scheren.“

„Keine Sorge liebste Base, er ist weiter nach Falkengrund geritten“, versuchte Edorian zu beruhigen und schmunzelte insgeheim über Ashelms schockierten Gesichtsausdruck. „Anshelm, darf ich dir meine Base - Yasinthe - vorstellen, sie ist eine gelehrte Frau und geht Daria hier mit der Verwaltung des Gutes zur Hand – und sie hat einen Disput philosophischer Natur mit meinem Vater.“

Anshelm wirkte geradezu überschwänglich erfreut ihre Bekanntschaft zu machen wie es schien, zumindest beeilte er sich mit einer formvollendeten Verbeugung und seinem Charme den Unmut, die sie scheinbar in sich trug einfach hinfort zu spülen.

Die Drei schritten die breite Treppe empor und betraten das Gutshaus, als sich Edorian wieder seiner Base zu wandte. „Sag Yasinthe, wo ist eigentlich....“

„Meinst du etwa mich?“ Aus einem Seitengang schritt eine edel gekleidete, etwa 30 Götterläufe zählende Frau. Ihr dunkelblondes, leicht gewelltes Haar trug sie offen und viel über ihre Schultern runter. Ihre außergewöhnlich dunklen Augen funkelten die beiden Neuankömmlinge an.

Daria, wenn man von den Niederhöllen spricht...“ Edorian grinste breit und breitet seine Arme aus in die die junge Frau sogleich rein stürmte.

„Ich freue mich ja so dich zu sehen! „ Daria löste sich wieder aus der Umarmung. „Da habt ihr im Kloster ja ordentlich Mist gebaut.“

„Ja, das Ergebnis des Konkordats war nun nicht so zufrieden stellend, da hast du Recht, aber was solls... Ehm, darf ich dir meinen Begleiter vorstellen? Ritter Anshelm von Mistelstein aus dem fernen Perricum.“

„Aus Perricum, so so“, Daria lächelte sanft, „es freut mich Eure Bekanntschaft zu machen. Edorians Freunde sind auch die meinen.“

Er hatte während der Begrüßung der Beiden geschwiegen und sie stattdessen gemustert. Waren diese beiden Frauen wirklich Geschwister?

Er schritt nun an Daria heran und lächelte Sie seinerseits an.

„Es ist mir eine Freude Euch kennen zu lernen. Ich hoffe doch ich werde diesem Vertrauensvorsprung gerecht!“ Er ergriff galant ihre Rechte und hauchte einen Kuss darauf, ohne Sie wirklich zu berühren.

„Unter diesen Umständen hat sich die Reise ja schon einmal gelohnt, was man vom Ausgang des Konkordats leider nicht behaupten kann! Doch will ich nicht den schönen Tag und Eure Wiedersehensfreude trüben, indem ich zu diesem unerfreulichen Entschluss mehr verliere als nötig.“

„Wohl gesprochen“, pflichtete Edorian seinem Gefährten bei und auch Daria nickte zustimmend. Yasinthe hatte sich unterdessen wortlos zurückgezogen. „Und liebste Daria, macht dir unsere Base immer noch das Leben schwer?“ Der Tonfall von Edorians Stimme deutete an, dass er die Antwort bereits kannte.

„Du hast ja keine Ahnung“, seufzte die junge Adlige, „du kennst sie ja, andauernd hat sich was zu meckern... aber was soll´s. Eigentlich ist sie ja ganz in Ordnung – auf ihre ganz spezielle Weise.“ Daria grinste breit.

„Ja, in der Tat, aber ihre Treffen, die sie hier mit Gelehrten und Künstlern abhält, kommen auch ja auch dir zu Gute.“ Edorian schaute einen Moment schelmisch zu Anshelm rüber.

„Ja ja, du hast ja Recht“, entgegnete Daria, „Da wir schon bei dem Thema sind, hast du mir mitgebracht worum ich dich bat?“

„Du meinst den handsignierten Gedichtband von der Falkensteinerin? Tja, da habe ich eine große Überraschung für dich, Caldare wird auf ihren Rückweg nach Eslamsgrund hier vorbei kommen und ihn dir persönlich übergeben.“ Darias Augen begannen zu leuchten. „Sie wird nämlich ebenfalls an dem Treffen meines Vaters auf Schloss Falkengrund teilnehmen.“

„Ach, du bist einfach großartig... aber genug von unserem Geplänkel.“ Daria wandte sich entschuldigend an den Mistelsteiner. „Verzeiht uns, Ritter Anshelm, Edorian und ich sehen uns leider viel zu selten. Bitte, macht mir die Freude und erzählt mir von Euch. Mein lieber Vetter stellt mir viel zu selten seine Reisegefährten vor.“

'Grundgütiger, was soll ich ihr da sagen? Ich bin einer seiner Bettgeschichten, nur dass wir uns wirklich selten sehen?!'

Seine verdrießlichen Gedanken wurden von einer zunächst eher finsteren Miene begleitet, doch er riss sich zusammen, konnte diese scheinbar sehr wohl geratene Person nun wirklich nichts für seine Situation!

„Aber natürlich, wie unaufmerksam von mit. Mein Name allein sagt hier nichts aus. Allerdings steht unser Name im Perricumer Umland für vorzügliche Weine. Meine Familie verwaltet ein Weingut. Ganz nebenbei, wenn es die Zeit und die Pflichten erlauben fröne ich allerdings einem Handwerk. Die Liebe zum Stein, und dem was man daraus mit Hammer und Meißel zu formen vermag ist mein Ausgleich zum bisweilen recht tristen Geschäft des Weinhandels. Ganz nebenbei kann ich noch behaupten ein passabler Ritter und Jäger zu sein, aber ich denke das wird eine solch gebildete Frau wie ihr es seid weniger interessieren...! Wenn auch genau das der Grund ist, weshalb mich Hochgeboren Geshla von Gnitzenkuhl mit hierher nahm.“

"Gnitzenkuhl? Ritter Anshelm, nun bin ich aber freudig überrascht. Dann stammen die unter Weinkennern wohlbekannten Zyrpicumer Weine also aus der Kelterei eurer Familie. Nun weiß ich auch warum Euch Edorian so schätzt" Daria zwinkerte den beiden Männern zu. "Euer Wein erfreut sich hier in der Kaisermark größter Beliebtheit, besonders seit der almadanischen Sezession, da die alten Handelskontakte weg gebrochen sind und nun seit der Heimkehr Almadas ins Reich erst langsam wieder aufgenommen werden. Ich selber habe bei der Familie Wingeren gedient, die maßgeblich am Weinhandel mit Almada beteiligt war und jetzt auch wieder ist. Daher kenne ich mich auf diesem Gebiet ebenfalls ein wenig aus. Was leider dazu geführt hat, das man versäumte mir den Umgang mit dem Schwert adäquat beizubringen. Aber mit der Armbrust bin ich durchaus ein Wucht." Daria lächelte amüsiert in die Runde.

"Du solltest sie mal mit der Armbrust auf der Jagd sehen. Das ist als ob sie den Tag über nichts anderes machen würde." Ergänzte Edorian um bewusst weitere Gemeinsamkeiten zwischen den beiden herauszuheben.

Überrascht schaute Anshelm die junge Frau an - Armbrüste hielt er für wirklich unelegante Waffen, das sie dem rondrianischen Ideal noch mehr widersprachen als der Bogen, aber nun gut, welche Jagd des Adels hierzulande war schon firungefällig! Laut sagte er: "Oh, das freut mich, dass unsere Weine aus diese politischen Schieflage wenigstens einen Nutzen ziehen konnten!" er zwinkerte der Frau zu.

Edorian nahm die Irritation des perricumer Ritters wahr und ihm dämmerte, dass dieser Bolzenschuss wortwörtlich nach hinten los ging. Er hatte Anshelms Prinzipientreue und stures Festhalten an den rondrianischen Idealen im Eifer des Gefechts außer Acht gelassen. Als ob man so dem Feind im Osten besiegen könnte. Man musste über seinen Tellerrand hinaussehen, da war sich Edorian sicher. So warb er in Waldstein intensiv für die Aufstellung eines Banners berittener Schützen.

„Daria und ich teilen ebenfalls die Leidenschaft für die Falkenjagd“, beeilte sich der waldsteiner Junker einzuschieben.

„Ja, mein geliebter Morgenwind, er ist so ein prachtvolles Geschöpf“, pflichtete ihm Daria bei, um sich im nächsten Moment wieder Anshelm zuzuwenden. „Ich bin mir sicher Eure vorzüglichen Weine werden sich hier auch weiterhin behaupten.“

Daria begleite die beiden Herren in die parkähnliche Gartenanlage hinter dem Gutshaus. Vor einem hölzernen, von Rosenranken bewachsenen Pavillon blieb sie stehen. „Meine Herren, ich werde mich empfehlen, die Pflicht ruft.“ Man merkte der Gutsvögtin an, dass sie viel lieber geblieben wäre. „Aber ich erwarte später am heutigen Tage noch die ein oder andere Karaffe Wein mit euch zu genießen. Schließlich bin ich ja so gespannt mehr von Eurer Heimat zu erfahren.“ Mit einem Lächeln entfernte sich die junge Frau und verschwand im Gutshaus.

„Und? Was hältst du von ihr?“ Edorian platzte schier vor Neugier.

Anshelm überlegte und setzte schließlich zur Antwort an: „Yasinthe wäre in der Tat ein Alptraum gewesen, aber Daria scheint ein angenehmes Wesen zu besitzen.“ Er nickte zur Bekräftigung, als ob er sich damit Mut machen wollte. Allerdings zeugte die nach den leise geäußerten Worten entstandene Pause nicht gerade davon, dass er wirklich an das glaubte was er sagte. „Dennoch,“ so setzte er dann auch nach „fällt mir jeder Gedanke, der darauf abzielt mich mit einer Frau abgeben zu müssen einigermaßen schwer. Natürlich pflege oder ich muss mich korrigieren, pflegte ich auch regen Kontakt zu Leomara, die wohl fast eher als Mann, denn als Frau durch geht wenn man bedenkt wie sie sich beträgt. Also bin ich fürchte ich nur leidlich tauglich eine übliche Rolle auszufüllen.“ Als sei er gezwungen eine unreife Frucht zu essen verzog er das Gesicht und machte nun eine abwehrende Handbewegung. „…ich weiß nicht Edorian…meinst du wirklich, das scheint mir alles…falsch und verfrüht, oder in seiner Gänze eine Schnapsidee!“ Er ließ sich auf die Bank sinken und schaute zu Edorian auf.

„Du brauchst sie ja nicht gleich morgen heiraten“, Edorian lächelte seinen Gefährten liebevoll an und strich ihm mit seiner rechten Hand sanft über wie Wange. „Es gibt ja noch die Verlobungszeit und die kann sich hinziehen … und wenn ihr irgendwann dann mal vermählt seid, musst du sie nicht öfter sehen als unbedingt nötig. Ihr werdet beide eurer Tagwerk nachgehen, so funktionieren die meisten arrangierten Ehen. Es wird sich kaum was ändern. Daria wird sich sicherlich in Gnitzenkuhl wohlfühlen und … und das ist der große Vorteil dieser Verbindung … sie wird deine Neigung respektieren und vor allem akzeptieren das ihr nicht im Namen Rahjas verbunden seid.“

Anshelm nickte ihm zu! Mehr weil er das selbst glauben wollte, als das er es wirklich tat. An sich hatte er so eine Regelung nur mit jemandem treffen wollen, der ihm schon etwas bedeutete. Eine gute Freundin eben! "Was sollen wir nun anfangen mit dem Nachmittag?" Die wenige Zeit, die ihm mit Edorian blieb, wollte er nicht ungenutzt verstreichen lassen. "Ich wollte dich an sich schon immer einmal zeichnen, aber mit fehlte bislang die Gelegenheit dazu. Edorian war sichtlich geschmeichelt, wusste er doch, dass Anshelm sehr wählerisch war was die Auswahl seiner Modelle anging.

"Ja, wir sollten uns nun wieder erheiternden Dingen zuwenden. Sind hier die Lichtverhältnisse passend?

"Ja. Du musst nur dort drüben wo die Sonne ein wenig mehr hin scheint, dann wäre es perfekt, ich hole eben die Sachen. Zufällig, habe ich sie mitgenommen!" Er zwinkerte ihm zu, und beeilte sich die Dinge zu holen, die er brauchte.



 Wappen Mittelreich.svg  Wappen Koenigreich Garetien.svg   Wappen Kaisermark Gareth.svg   Wappen Kaiserlich Gerbaldsmark.svg  
 Wappen Kloster Ancilla.svg
  Wappen Klosterherrschaft Gruenau.svg  
 Gutshof.svg
 
 Wappen Klosterherrschaft Gruenau.svg
 
Texte der Hauptreihe:
23. Ing 1036 BF zur mittäglichen Traviastunde
Daria & Anshelm
Erwachen


Kapitel 2

Autor: Bega, Tomira