Geschichten:Auf dem Weg nach Korgond - Erinnerungen an Zwingstein
Anselm Hilberan von Hundsgrab-Bugenbühl ließ sein treues Ross, einen großen Greifenfurter Kalten halten. Das Lager war mittlerweile gerichtet. Seine Knappen, Rahvena und Rondrik hatten ganze Arbeit geleistet und am Wegesrand etwas Gemütlichkeit gestaltet. Seine älteste Knappin Lisande hatte in der Zwischenzeit die Aufgabe bekommen ein Lager für den Vetter Anselms, Dankwart zu bereiten, der mit der Situation so gar nicht einverstanden war. Aber es blieb ihm nichts anders übrig als Vetter Anselm zu folgen, der aus irgendeinem Grund wusste, wohin der Weg gen Korgond führte. Und heute Abend hatte der Baron und Junker sich partout geweigert am letzten Abend, bevor das Ziel erreicht werden würde eine Herberge anzusteuern. Er wollte den Kopf frei bekommen und sich auch mental auf das Kommende vorzubereiten.
Ganz ungewollt waren ihm bei dem kleinen Ritt um das jetzige Lager herum die Eindrücke von der Schlacht vor Gareth in den Sinn gekommen. „Minotaurenschlächter“ hatten ihn die Frauen und Männer genannt, die unter seinem Befehl gegen die verdammten Chimären gekämpft hatten. Haffax hatte ein Heer Chimären und anderen Monstrositäten entsandt, um Gareth anzugreifen. Die Stadt war am frühen Abend und der Nacht noch nicht verteidigungsbereit, sodass es dem Adel Garetiens, Greifenfurts und Perricum zukam eine wirkungsvolle Verteidigung aus dem Boden zu stampfen.
Anselm erinnerte sich noch deutlich an die Szenen dieser eigentümlichen und schrecklichen Schlacht. Ganz besonders hatten sich die Erfahrungen im Kampf gegen die gehörnten Stiermenschen eingeprägt. Diese waren viel größer als jeder Mensch und überragten zumeist auch noch einen Reiter auf seinem Pferd. Nichts schien diese gewaltigen Bestien aufhalten zu können. Mit ihren mächtigen Äxten pflügten sie geradezu durch die Mengen der menschlichen Streiter und sähte Panik und Tod unter der Landwehr.
Die Bestien folgten dabei einem eigentümlichen aber doch erkennbaren Kampfstil, der eine Schwäche aufwies – sie waren in ihrer eigentümlichen Art und Weise in einer Phase des schwungvollen und ausladenden Kampfes sehr langsam. Diese Schwäche galt es zu nutzen und nachdem Anselm den ersten Minotaurus mit dieser effektiven aber keinesfalls rondrianischen Taktik fällte, erteilte er den Befehl, worauf die Soldaten zu achten hatten.
Von diesem Zeitpunkt in der grauenvollen Schlacht wateten Anselm und diejenigen, die unter seinem Befehl standen in Minotaurenblut. Etwa ein Halbanner dieser grauenvollen Kreaturen besiegten sie fast gänzlich allein auf ihrer Seite des Schlachtfeldes bevor auch unter ihnen die Erschöpfung zu Verwundung und auch Tod führte, sodass sie zurückgezogen werden mussten.
Anselm spürte noch den heißen Atem, welchen die Minotauren ausstießen, hörte ihren grauenvollen Kampfesruf, der in seiner Lautstärke noch von dem Todesschrei übertroffen wurde; ein Schrei der neben dem Schrecken auch Zuversicht erzeugte, denn er bedeutete die Verletzlichkeit der Monstren.
„Anselm?“, weckte ihn Rondrik aus seinen Gedanken. „Das Essen ist gerichtet. Wollt Ihr nicht absteigen?“
„Doch, natürlich.“, folgte er der Aufforderung seines Knappen und setzte sich zu seiner Reisegesellschaft. „Wollen wir den heutigen Abend in Ruhe genießen, bevor uns die Geschehnisse um das den wieder erstandenen Tempel der Guten Herrschaft von Korgond einnehmen und all unsere Zuversicht, Ehre und Treue fordert.“
◅ | Antwort aus Viehwiesen |
|