Geschichten:Auf den Spuren des entrückten Königs Alrik - Höhle der Gefahren
10. Praios 1035 BF, Höhle in der Gorischen Wüste
Anand verblieb mit Rondril, Lanzelind und Wolfhelm vor dem Höhleneingang. Sie sicherten den Rückzug und würden bei aufkommender Gefahr einen Boten zu den vorgehenden Rittern entsenden. Iralda vertrat ebenfalls die Meinung, dass ihr Page für eine solche Aktion noch viel zu jung sei. Dieser quitterte die Einschätzung seiner Ritterin mit einem kurzen Maulen, war sie doch auch erst Anfang zwanzig.
Die Gefährten zündeten ein paar Fackeln an, Felan von Schallenberg ließ es sich nicht nehmen, den Truppe anzuführen. Hinter ihm folgte sein Vetter Leuward. In mitten und somit am meisten geschützt liefen Alissa, Larona und Edorian, hinter ihnen Berulf, Linnert, Bruder Yerodin, Dankraul, Nerea und als schützender Schwertarm zu Schluss, Iralda von Ochs.
Der Gang schlängelte sich voran, an den Seiten waren überall Schriftzeichen zu erkennen, in einer Sprache, die selbst die Kundigsten unter ihnen nicht lesen konnten. Es kostete die Gruppe einige Mühe Edorian davon abzuhalten, seinen Gebetsteppich auszubreiten und den göttlichen Nandus um Inspirartion über den Sinn dieses Schrifttums zu bitten. Er wirkte zusehens, als würde er am liebsten jeden Fingerbreit des Stollens untersuchen. Als er schließlich nachgab, machte er ein Gesicht, als hätte man ihn überzeugt eine Bibliothek niederzubrennen. Alissa wies Felan immer wieder an Vorsicht walten zu lassen, doch der Pulether Baron ging in seiner rondrianischen Art wacker voran.
Ein Knacken ertönte, als der Baron auf eine Steinplatte trat. Wie mit einem Schnellschuss gefeuert flogen kleine Pfeile aus der Wand. Schmerzverzerrte Schreie hörte Felan hinter sich. Alissa von Erlenstamm, Larona Camnitz und Edorian von Weidenhoff, alle kaum gerüstet wurden schmerzhaft von den Geschossen getroffen. Der Rest seiner Gefährten hatte Glück, besser gesagt deren Rüstung ließ keinen Schaden zu.
Iralda mahnte Felan an, bitte auf sein Vorfeld zu achten, was dieser nun auch beherzigte und einen Schritt langsamer in das Innere vorstieß.
Kurve um Kurve folgten sie weiter den Gängen, die Abzweige ignorierten sie und immer wieder versuchten sie sich mit Zeichen einen Weg zu markieren. Nach einer Rechtskurve stockten sie und erblickten ein Skelett, welches kopflos an der Seite lag.
Während Iralda und Felan sich fragend anschauten, hatte sich Edorian trotz seiner Blessuren neugierig zu dem toten Körper herunter gebeugt und steckte seine Fackel in eine nahe Wandhalterung. Bruder Yerodin, sonst ein ruhiger Zeitgenosse, sah dieses und schrie ihn an dies zu unterlassen. Leider kam sein Ausruf zu spät.
Um sie herum begann der Boden aufzureißen. Alles wackelte unaufhörlich. Felan griff seinen Vetter und sprang geistesgegenwärtig in Richtung des Nandusgeweihten. Berulf packte beherzt unter die Arme der Baronin von Erlenstamm und zog sie ebenfalls hinterher als hinter ihnen der Boden einbrach.
Mit einem unglaublich lauten Getöste krachten die Steine nach unten. Nerea versuchte noch ihre Hände Richtung Berulf auszustrecken, doch war sie zu weit weg um ihn erreichen zu können. Linnert, Larona und Dankraul klammerten sich an die Seiten, doch auch diese barsten und beförderte sie unter Schreien in die Tiefe. Iralda verlor ebenfalls den Halt unter ihren Füßen, kein Wehklagen und kein Schrei entstieß ihrer Kehle zu oft hatte sie dem Raben fast in die Augen geschaut. Bruder Yerodin fiel gleichfalls in die Tiefe, er schloss die Augen und war der festen Überzeugung ruhmhaft in Borons Hallen einziehen zu können.
Sie schossen allesamt durch die unter ihnen liegende Decke, es krachte und barst überall um sie herum. Die Schreie verhallten langsam in der Tiefe, Staub wirbelte auf. Die anderen versuchten einen Blick in die Tiefe zu werfen, als die Decke über ihnen knarzte. Felan donnerte mit der Hand gegen die Wand und forderte seine übriggebliebenen Gefährten militärisch knapp auf, den Gang nach vorne hin zu verlassen. Sie konnten für ihre Gefährten nichts mehr tun.