Geschichten:Auf den Spuren des entrückten Königs Alrik - Kammer des Kriegers
10. Praios 1035, Höhle in der Gorischen Wüste
"Vielleicht können wir an einer anderen Stelle auch einen Abstieg finden, um zu den anderen zu stoßen. Solange bleibt uns meiner Ansicht nach keine andere Möglichkeit, als unseren Weg vorwärts fortzuführen und dem Ziel unserer Expedition treu zu bleiben. Diese schändlichen Zauberer dürfen den Handschuh nicht in ihre schmierigen Hände bekommen!", sprach Felan zu seinen Gefährten.
"Wartet hier, ich werde mich umsehen." Alissa machte sich daran, einen Weg zu suchen. Sicheren Trittes suchte sie, trotz ihrer Verletzungen, einen Weg. Trotz angestrengter Suche kam sie mit gemischten Nachrichten nach etwa einer Stunde zurück. "Ich konnte keinen Weg finden, der nach unten führt. Allerdings hab ich einen anderen Gang gefunden, den wir vermutlich nehmen können. Folgt mir bitte."
So setzten sie ihren Weg durch die durch den Einsturz mit aufgewirbeltem Sand und Staub nebelartig verschleierten Gänge. Es war trocken und finster und Felan vermeinte in jeder dunklen Ecke wenn nicht gleich einen Dämon so doch einen Wüstenräuber, Magier oder anderen Schurken mit bösartigen Absichten zu entdecken. Er wollte nicht furchtsam wirken, aber nach dem gerade erlebten Absturz ihrer Gefährten war er doch vorsichtig geworden.
Berulf folgte ihm. Die Freude über seine erste große Queste nach seinem erst kürzlich erfolgten Schwertleite und die Zuversicht, gemeinsam mit seinen neuen Mitstreitern durch diese Queste zu großem Ruhm zu gelangen, war durch das soeben Erlebte deutlich geschrumpft. Er spürte, wie sein Herz schneller schlug, und viele Gedanken rasten durch seinen Kopf. Was war aus ihren Gefährten geworden? Hatten sie den Sturz vielleicht irgendwie überstanden? Würde es ihnen noch gelingen sie zu retten? Und vor allem würde er selbst dieses Abenteuer heil überstehen, oder würde dies auch gleich seine letzte Queste sein? Was wohl sein berühmter Onkel Nimmgalf jetzt tun würde? Er konnte es nicht sagen und folgte dem Pulether Baron in den vor ihnen liegenden Gang.
Edorian bildete das Schlusslicht der Gruppe, wenn Alissa ihn nicht hinter sich her gezerrt hätte, hätte er sich wohl garnich von dem Spalt im Boden wegbewegt. Im Licht der Fackeln war sein Gesicht vor Gram und Schuld verzerrt, leise murmelnd betete er zu allen Zwölfen und ihren göttlichen Kindern, seine Gefährten zu beschützen, die wegn ihm in der Tiefe verschwunden waren.
Plötzlich hielt Felan inne. Hatte er eben etwas von weiter vorne gehört? Er macht ein Zeichen nach hinten still zu sein und inne zuhalten. Er reicht seine Fackel nach hinten und schlich sich in die Dunkelheit nach vorne, von wo das geräusch gekommen war. Um zwei Ecken herum konnte er plötzlich einen Lichtschein sehen und das Geräusch konnte er plötzlich als Stimmen identifizieren. Waren das Iralda und die anderen? Nein, das war doch kein Garethi...das war Tulamidisch was da gesprochen wurde! Das mussten die dreimalverfluchten Magier sein! Er wagte sich noch einige Schritte vor und lugte um die Ecke, hinter der das flackernde Licht hervorkam. Dort konnte er sie sehen. Sie schienen freudig erregt um den Sockel eines sarkophagartigen Steinquaders stehen und einer hielt triumphierend einen Gegenstand in die Höhe, während die anderen klatschten. Der Handschuh! Sie hatten den Handschuh.
Felan eilte so schnell es ihm im Dunkeln möglich war zu sein den Begleitern zurück und unterrichtete sie. "In Ordnung, meine Dame, werte Herren, wie gehen wir vor? Ich schlage einen Angriff vor, direkt jetzt. Sie werden uns nicht erwarten in ihrer Euphorie und wir können sie überraschen. Besonders in euren Bogen setze ich viel Vertrauen, ehrenwerte Alissa. Wir sollten versuchen soviele von diesem Kroppzeug auzuschalten wie möglich, bevor sie ihre Magie wirken."
"Ich werde das Feld von hinten decken. Mein Bogen wird gute Dienste tun. Da bin ich mir sicher. Einen der Magier erwische ich sicher recht schnell und tödlich." Alissa klang sehr sicher, was ihre Fähigkeiten mit dem Bogen betrifft. "Ich denke, ein Ablenkungsmanöver wäre sicher auch nicht das Schlechteste. Allerdings möchte ich von niemandem verlangen, sich als Köder zur Verfügung zu stellen. Ich würde das freiwillig tun."
Berulf zögerte erst, doch dann sprach er mutig: "Euer Hochgeboren, ich weiß zwar nicht, was diese Magier mit ihren Kräften auszurichten vermögen, doch ich bin bereit mich einem von ihnen zu stellen und so Rondra will ihn zu überwältigen!"
"Gut, Hirschfurten!", ergriff Felan das Wort. "Dann werdet ihr den Angriff vortragen und sie aus ihrer Stellung locken, da sie denken werden leichtes Spiel mit euch zu haben. Sobald sie aus der Deckung getreten sind wird Hochgeboren Erlenstamm ihren Bogen sprechen lassen und der Rest von uns sie mit einer raschen Attacke aus der Fassung bringen. Dann können wir sie in eine Wehrheimer Zange nehmen und aufreiben...so Rondra will." Die Anwesenden nickten entschlossen. Auch wenn der Plan viel guten Willen, Beistand der Kriegsgöttin sowie eine gute Portion phexisches Glück erfordern würde waren sie entschlossen. "Nun denn auf, im Namen von Rondra, Reich und Königin, Hurra!", stimmte Felan den leisen Schlachtruf an, der ebenso leise wiederholt wurde, bevor sie sich aufmachten.
Berulf wappnete sich, sandte noch ein Stoßgebet an die göttliche Leuin und stürmte mit lautem Ruf vor. Die anderen hielten sich noch verborgen, bis Alissa erspäht hatte dass sie sich allesamt darauf vorbereiteten Berulf anzugreifen, der sie verspottete. Den Bogen gespannt schritt sie um die Ecke und ließ Pfeil um Pfeil von der Sehne shcnellen. Gleich der erste traf den Anführer der Magier, der schreiend mit einer Hand am Hals zu Boden stürzte. Auch zwei weitere Männer wurden zumindest getroffen. In Deckung der Pfeile stürmte die Gefährten vor und drangen auf die Feinde ein. Schnell schien man die Oberhand zu gewinnen, auch wenn die Zauberer sich einmal von der Überraschung erholt schnell auf ihre arkanen Kräfte besannen, so dass die magisch ungerüsteten Ritter allerlei flammenden Speeren und frostigen Blitzen ausweichen mussten.
Dennoch war der Angriff bisher erfolgreich verlaufen, auch wenn Felan schon geglaubt hatte der Magier würde ihn rösten mit seiner Flammenlanze, doch letztlich hatte es auch sein Gutes nur leicht gerüstet zu sein und schnell ausweichen zu können. Die Magier hatten sich hinter einer breiten Säule verschanzt, während der Panzerhandschuh im ersten Getümmel zu Boden gefallen war, als Alissa seinen Träger tödlich verwundet hatte.
Auch der junge Hirschfurtener hatte seinem Gegner arg zugesetzt und diesen in Bedrängnis gebracht. Felan rechnete bereits mit einer Art gegenseitiger Belagerung als sich ein lautes Geschrei erhob und in eine beschwörend tönende Stimme überging, die deutlich einen magisch motivierten Unterton hatte. Welches Dämonenwerk würden die nun wieder...noch bevor Felan den Gedanken beendet hatte war ein lautes Knirschen zu hören, und unwillkürlich zuckte der Blick der Gefährten zu einer Wandöffnung im Norden der Kammer: aus dem dunklen Loch erscholl ein grausiges Knirschen, Kratzen und lautes Reiben, das an den Schrei eines daimoniden Wesens erinnerte. Das Getöse wurde stetig lauter...doch was war das? Erst hatte Felan gedacht die Magier würden versuchen die Decke über ihnen zum Einsturz zu bringen, doch ein blaues Glühen ließ ihn erschreckt etwas anderes vermuten.
"Göttliche Leuin, es bewegt sich!", stieß Berulf erschrocken hervor. Und wahrhaft begann etwas aus der Öffnung hervorzukommen und wie unter den magischen Worten ihren Kopf in Richtung der Mittelreicher zu wenden. Es war ein echsisches Ding, übergroß und wie es offensichtlich schien völlig von Stein, aus dem auch die umgebenden Wände bestanden.
"Orkendreck...", fluchte Felan gänzlich unritterlich.
"Wie sollen wir den..."
"Gar nicht, Leuward", antwortete Felan auf dessen unausgesprochene Frage. "Mit Schwertern haben wir keinen Möglichkeit dieses Ungetüm zu bezwingen."
Ohne ihre Gefährten zu informieren, sprintete Alissa plötzlich los. Die Aufgabe der Gruppe war es, den Panzerhandschuh zu bergen und genau dies wollte sie tun. Recht flink sprang sie dabei nach vorn. Sie ahnte, was geschehen würde, doch war ihr die Bergung wichtiger. Das echsische Wesen, das gerade erschienen war, schien Alissa bemerkt zu haben und bewegte sich auf die Baronin zu. Diese bemerkte sofort, was los war und fixierte das steinartige Ding, um dessen Bewegungen voraus ahnen zu können. Sie schickte ein kurzes Stoßgebet an die Götter, auf dass diese ihr beistehen. Kurz darauf zuckte das echsische Wesen vor ihr und machte eine Bewegung.
Was dann geschah, war kaum fassbar und auch Alissa konnte im Nachhinein nicht begreifen, wie das möglich war: Die Echse holte zu einem Schlag aus, um die Baronin von den Beinen zu holen und zu zerquetschen. Alissa, die diese Gefahr sah, sprang plötzlich und federleicht mit einem Hechtsprung zur Seite, rollte sich ab und griff dabei noch den Handschuh. Die Echse traf statt der Baronin eine tragenende Säule der Halle, in dem sich gerade die Magier und ihre Gefährten befanden. "RÜCKZUG!!", brüllte die Baronin förmlich, als die Halle auch schon anfing zu bröckeln. Die ersten Steine lösten sich von der Decke und begrub einen der Magier unter sich. Alissa sprintete so schnell sie konnte durch die einstürzende Halle, wich dabei herunterfallendem Geröll aus und erreichte ihre Gruppe in sicherer Entfernung zur Halle. Diese stürzte nach und nach in sich zusammen und begrub die Magier und das echsenartige Wesen.
Völlig außer Atem, vollgestaubt und leicht hustend sieht sie ihre Gefährten an und zeigt ihnen den Handschuh, den sich fest umklammert hatte, um ihn nicht in letzter Instanz doch noch zu verlieren. "Wir... *hust* haben es geschafft!! Sind alle unverletzt?" Berulf nickte kurz. Wie die anderen auch war er völlig ausser Atem und heilfroh überhaupt noch am Leben zu sein.
"Los kommt, raus hier bevor es sich dieses Gemäuer noch überlegt und auch über unseren Köpfen einstürzt." Eligst folgten sie dem Vorschlag des Pulether Barons und machten dass sie aus den Gängen kamen.