Geschichten:Auf gute Nachbarschaft - Teil 3
Süden der Markgrafschaft Perricum, Mitte Hesinde 1038 BF
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Dann hatte er sich Dürsten-Darrenfurt zugewandt, wo ein neuer Baron, ebenfalls noch jung, Aufsehen erregte in dem er den alten Wüstenfuchs Barnhelm von Darrenfurt in seine Schranken gewiesen hatte. Auf ihn war Selo sehr gespannt gewesen, zumal er mit Barnhelm auch gerade ein wenig im Klinsch lag, weil auch der Baron von Haselhain eine Tochter dessen Hauses nicht erwählt hatte. Schloss Darrenfurt war geschmückt als er dort angekommen war. Wie er dann erfahren hatte feierte man dort die Niederlegung des Zwists zwischen dem neuen Baron und seiner Tante, die mittlerweile Wohlwollen signalisiert hatte. Der neue Baron war ein aufgeweckter, junger Mann mit ritterlichen Manieren, aber ohne abgehoben zu wirken. Selo hatte sich schnell gut mit ihm verstanden und er war äußerst offen auf ihn zugekommen und war begeistert von dem Besuch des Nachbarn, dessen noch jüngeren Herren der Dürsten-Darrenfurter bald ebenfalls gern kennenlernen wollte, da er selber auch verstärkt auf einen nachbarschaftlichen Dialog setzen wolle. Desweiteren hatte man in einem ruhigen Moment wo dieser selbst nicht anwesend war, über Barnhelm von Darrenfurt gesprochen. Der junge Thorondir hatte betont, dass er den den alten Nebachoten schon unter Kontrolle hätte und Selo sich wegen dem den Kopf nicht zerbrechen müsse, dieser war skeptisch und hoffte dass der junge Mann den alten nicht unterschätzte. Doch wirkte der Baron auch souverän und authentisch in allem was er tat und sprach und das in seinem Alter. Und so hatten sie noch über Heiratspläne und Handelswege geplaudert, wobei Thorondir zu ersterem sich noch sehr bedeckt hielt und zu zweiterem überraschender Weise schon ein paar eigene Gedanken hatte, welchen Selos zu meist entgegenkamen. Und so hatte man zuletzt einige Dinge fest gezurrt ehe Selo Dürsten-Darrenfurt nach einigen Tagen verlassen hatte, seiner schwersten Aufgabe entgegen – Gnitzenkuhl.
Dort hatte er mit seinen – ihn ständig begleitenden - Mannen bald die Grenze überquert und dabei gehofft dass seine schriftliche Ankündigung die Wogen schon im Vorhinein etwas geglättet haben mochte. Dem war leider nicht so, ähnlich wie beim ersten Treffen mit Eslam hatte ihn die Baronin erst lange Warten lassen um ihn dann auch noch für nur kurze Zeit zu empfangen. Aber im Gegensatz zu Eslam konnten die beiden kaum einen gemeinsamen Nenner finden. Und das Gespräch war auch eher oberflächlich und förmlich geblieben, auch wenn Selo schon die ein oder andere Irritation bei der barschen Gnitzenkuhlerin wecken konnte, weil er so gar nicht ihrem Bild von den Nebachoten entsprach, das – woraus sie auch keinen Hehl machte – nicht sonderlich gut war. Daran konnte auch letztlich Selo mit seiner Feinfühligkeit und seinem noch so garetischen Benehmen nicht viel bewegen. Doch hatte er nach der kurzen Zeit – als er wieder abreiste – doch das Gefühl dass der Besuch nicht völlig umsonst gewesen war. Zumindest hatte man sich einigen können, dass man zumindest über ein weiteres Treffen nachdenken könnte und das wertete Selo schon als Erfolg, vorallem weil die Baronin es sogar selbst ohne sein Zutun erwähnt hatte. Zwar nebenbei, aber doch immerhin von ganz allein. Dennoch verstand Selo jetzt warum Eslam diese Frau nicht leiden konnte und anders herum. Und auch das war ein Grund warum die Reise sich gelohnt hatte. Da Haselhain nunmal zwischen diesen beiden Streithahn-Baronien lag und so eine gute Vermittler- und (Unter)Händlerrolle spielen konnte. Soweit er wusste hatte dies auch sein Bruder schon erkannt gehabt doch sich letztendlich immer viel stärker zu Eslam bekannt, da dieser sein Freund und Simold letztendlich doch ein Vollblutnebachote gewesen war. Vielleicht war sein Makel doch keiner und langsam begann er sich in seine Rolle zu finden. Hoffte er zumindest.