Geschichten:Auf hoher See
30. Travia 1045 BF
Die Sturmschwalbe war schon ein paar Stunden im Golf von Perricum unterwegs, und die Sonne sank unaufhaltsam dem Horizont entgegen.
Irnfrede stand an der Reling und sah hinaus aufs Meer. Es war ein völlig neues Gefühl von Freiheit. Die unendlichen Weiten zu betrachten gab ihr ein erleichterndes und zugleich und bedrückendes Gefühl. Immer wieder kreisten ihre Gedanken um Geromel. Wie es ihm jetzt wohl ging? Ob er auch noch oft an sie deachte? Ob er sich wünschte, er wäre nie fortgegangen? Sie konnte es nicht sagen, aber sie wusste, dass sie ihn nochmal wiedersehen musste – koste es was es wolle.
Irgendwann hatte sie genug vom Meer, und ging wieder unter Deck. In ihrer Kajüte saß bereits Luna, die gerade noch ihre Ausrüstung kontrollierte und die Funktionalität ihrer vielen kleinen Assessoirs prüfte, die sich oftmals schon als nützlich erwiesen hatten. Irnfrede setzte sich zu ihr, sagte aber zunächst nichts.
„Hey, wie geht es dir?“ fragte Luna sie.
„Alles in Ordnung. Es ist nur… die große Weite des Meeres erinnert mich daran wie einsam ich bin.“
Luna setzte sich ein wenig näher an sie heran und strich ihr eine blonde Haarsträhne hinter das Ohr. „Du bist nicht einsam, kleines Hirschlein! Du hast deine Familie in der Heimat, und hier hast du doch uns, deine Freunde.“ Sie kam etwas näher mit dem Gesicht an Irnfrede heran hob leicht ihr Kinn an und sah ihr tief in die Augen. „Ist das denn nichts?“ „Ja, schon. Das hilft mir ja auch. Aber… ach, ich will nicht schon wieder damit anfangen. Ich…“ in dem Moment unterbrach Luna sie, indem sie sanft ihre Lippen auf Irnfredes Mund drückte und ihr einen zarten Kuss aufhauchte.
Irnfrede war im ersten Moment völlig versteinert. „Was… was war das denn?“
Luna sah sie an: „Verzeih, ich wollte dich nur etwas aufmuntern. Wenn du das nicht möchtest, dann…“
„Nein… nein, das hab‘ ich nicht gemeint. Es war nur so… unerwartet“, stammelte Irnfrede.
Luna lächelte und legte den Kopf etwas schief. „Also… hat es dir gefallen?“
Irnfrede zögerte ein wenig, dann nickte sie.
„Dann… wollen wir es nochmal versuchen?“ fragte Luna unschuldig und legt den Kopf ein wenig schief.
Die Edle blickte sie kurz an und nickte wieder.
„Schließ deine Augen!“ flüsterte Luna.
Irnfrede tat es und spürte kurzdarauf Lunas Lippen auf ihren. Doch dieses mal drang auch ihre Zunge in ihren Mund, schob ihn sanft auf und berührte ihre Zunge mit der Spitze. Irnfrede erwiderte den heißen Kuss und ihre Zungen umschlangen einander. Dann drückte sie sie aber weg. „Warte… warte bitte!“
„Was ist los? Gefällt es dir doch nicht?“ sah Luna sie leicht enttäuscht an.
„Doch… es fühlt sich so… anders an. Aber auch irgendwie aufregend“, lächelte sie.
„Ja, finde ich auch“, entgegnete die Phexgeweihte.
„Es ist nur… ich will bei dir keine falschen Hoffnungen wecken, mein Herz gehört Geromel, und nichts kann das ändern.“
Luna lachte: „Das weiß ich doch. Und glaub mir, ich stehe normalerweise auch eher auf Jungs. Ich dachte nur, dass dir eine kleine Abwechslung … mal guttun würde?“ Sie grinste spitzbübisch.
Jetzt kam Irnfrede ganz nah an Lunas Gesicht, so dass sie ihr tief in die smaragdgrünen Augen sehen konnte. „Weißt du was? … Damit liegst du goldrichtig! Leg doch mal deinen Umhang ab!“
Dies tat sie auch, und im nächsten Moment umarmten sich die beiden Frauen und küssten sich heiß und innig. Schon bald lösten sie auch die Schnüre ihrer Blusen und auch der Beinkleider. Irnfredes Koje wurde schnell aufgesucht und so nahmen die Dinge ihren Lauf.
Irnfrede keuchte schwer und auch Luna war ziemlich außer Atem. Sie fragte leicht verschmitzt lächelnd: „Und? Wie fandest du es?“
„Es… es war… so schön, so… aufregend, einfach herrlich….“ hauchte Irnfrede glücklich. „Ich hoffe, das hat keiner mitbekommen. Wir wollen doch den Jungs nichts davon erzählen, oder ?“ fragte Luna, während sie sich ihre Lederhose wieder anzog.
„Bitte nicht!“ entgegnete Irnfrede und kuschelte sich in die Decke ihrer Koje. „Lass es unser kleines Geheimnis bleiben, ja?“
„Natürlich! Geheimnisse sind doch meine Spezialität“, zwinkerte Luna ihr lächelnd zu.

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