Geschichten:Aufruhr in Erlenstamm - Teil 1

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Ein besonderes Begräbnis:


In Erlenstamm galt es, die Bestattung der Baronin von Erlenstamm zu besprechen, nachdem sich herausgestellt hatte, dass ihr Leichnam nicht gefunden worden war. Lange beriet man, bis man sich einigte, im Burghof eine für alle Freien zugängliche Trauerfeier mit einem aufgebarten, leeren (und deshalb geschlossenen) Sarg zu organisieren. Die Liste der prominenten Gäste war kurz, doch die folgenden Gäste standen fest:

Der Rest des Erlenstammer Banners, immerhin 30 Mann

der dem Boron geweihte Cousin der Erlentammerin Robin

die Tochter ihrer verstorbenen Schwester Imina von Erlenstamm

sowie der Junker von Dragenfels mit seinem „Gefolge“


Ein echtes Begräbnis war mangels Leiche nicht geplant. Der Schreiber der Baronie – Arth Baldus -, der interimistisch die nötigsten Geschäfte besorgte, gelangte zur Ansicht, dass es keinen Sinn machen würde, einen leeren Sarg zu bestatten, und dass man ihn dann nach der Feier wegstellen würde.

Und so wurden rund eine Woche später die Tore der Burg Freudenstein nach Sonnenuntergang weit aufgestossen. Sie gaben den Blick frei auf einen schlichten Sarg, der auf einem Katafalk mitten im Burghof ruhte. Kein Licht brannte in der gesamten Burg bis auf 30 Fackeln, die von den verbliebenen Erlenstammer Soldaten gehalten wurden. Diese hatten sich zwischen dem Tor und dem leeren Sarg aufgestellt, um dem Strom der Freien, die der Baronin die letzte Ehre würden erweisen sollten, symbolisch den Weg zu erleuchten. Doch trotz vorgängig intensiver Bekanntmachungen kam niemand. Anwesend waren neben den Soldaten und den Burgbewohnern nur die geladenen Gäste. Mehr betretenes als betroffenes Schweigen beherrschte die Szenerie. Die Blicke des besorgt wirkenden Schreibers wanderten vom neuen Hauptmann über den Dragenfelser zur Nichte der angeblich Verstorbenen. Dann traf sein Blick denjenigen des Golgariten. Dieser nickte Baldus kurz zu und erhob sich dann, um mit der Zeremonie zu beginnen.

Kaum war der Golgarit aber aufgestanden, ertönte von ausserhalb der Burgmauern das Geräusch von Hufen durch die ruhige Nacht. Er hielt inne, und alle Blicke wandten sich zum Burgtor. War doch noch ein interessierter Bürger gekommen, um der Baronin seine Reverenz zu erweisen? Im Widerschein der Fackeln sah man eine Figur hoch zu Ross durch das Tor langsam einher reiten. Und je weiter sie kam, umso mehr schienen die Fackelträger von blankem Entsetzen ergriffen zu werden. Das ursprünglich edle Gewand der Frau hing in blutigen Fetzen herunter. Sie selber war von zahlreichen Wunden bedeckt und blass wie ein frisches Leichentuch mit dunklen Ringen um die rot angelaufenen Augäpfel, die schulterlangen Haare verfilzt und mit trockenem Blut verklebt. Es war Thalionmel von Erlenstamm leibhaftig, die mit starrem Blick ganz langsam auf ihren Cousin und ihren Sarg zuritt …

Kaum war der Golgarit aber aufgestanden, ertönte von ausserhalb der Burgmauern das Geräusch von Hufen durch die ruhige Nacht. Er hielt inne, und alle Blicke wandten sich zum Burgtor. War doch noch ein interessierter Bürger gekommen, um der Baronin seine Reverenz zu erweisen? Im Widerschein der Fackeln sah man eine Figur hoch zu Ross durch das Tor langsam einher reiten. Und je weiter sie kam, umso mehr schienen die Fackelträger von blankem Entsetzen ergriffen zu werden. Das ursprünglich edle Gewand der Frau hing in blutigen Fetzen herunter. Sie selber war von zahlreichen Wunden bedeckt und blass wie ein frisches Leichentuch mit dunklen Ringen um die rot angelaufenen Augäpfel, die schulterlangen Haare verfilzt und mit trockenem Blut verklebt. Es war Thalionmel von Erlenstamm leibhaftig, die mit starrem Blick ganz langsam auf ihren Cousin und ihren Sarg zuritt …

Robin blickte zur Gestalt hinauf, die wahrhaftig Thalionmel von Erlenstamm zu sein schien. Und doch – sie trug viele der Merkmale, wie sie Robin schon so viele Male in seinem derischen Dasein angetroffen hatte, die auf eine Untote schliessen liessen. Er zog den geschwärzten Panzerhandschuh von seiner linken Hand, erhob sie, um die Wärme der Haut spüren zu können, wenn sie bei der Person, die wie Thalionmel aussah, noch vorhanden war. Mit seiner Rechten umgriff er den geweihten Streithammer, den er – obwohl mächtig und schwer – trotzdem einhändig zu führen wusste, für den Fall, dass aus Thalionmel alles Leben entwichen und sie nur dank einem Frevel von den Schwingen Golgaris abgesprungen war.