Geschichten:Aus dem Reich der Natter - Teil 2
Anfang/Mitte Travia 1028BF, Baronie Nettersquell, in den Ruinen von St. Ucurien.
Angewidert stampfte Hauptmann Olrik Butterfass durch die feuchte Asche in den Ruinen von St. Ucurien. In den letzten Tagen hatte es einen dauerhaften Landregen gegeben, der vermutlich die letzten Spuren beseitigt hatte. Während seine Leute dabei waren die Überreste der knapp 20 Leichen der verbliebenden Dörfler in einem Massengrab zu verbuddeln, durchsuchte er die niedergebrannten Gemäuer nach Spuren und Beweismittel. Nichts war zu finden, die Höllenwaller hatten ganze Arbeit geleistet.. Und das war sein Problem, er hatte deutliche Order von seiner Hochgeboren Rondradan von Nettersquell erhalten, ja nicht ohne schlagkräftige Beweise zurückzukehren. Ratlos stand er vor dem großen Brandfleck inmitten des Dorfes. Hier hatten angeblich die Höllenwaller alle erschlagenen Borbaradianer verbrannt, damit von ihren verdorbenen Seelen und Leichen kein weiteres Übel ausgehen würde. Nichts außer Asche war übrig geblieben, die erschlagenen Dörfler wiederum hatte sie den Bütteln der Natter überlassen. Eine Bezeichnung die sich selbst unter den eigenen Soldaten und Dienern durchgesetzt hatte. Es brannte ihm noch in den Ohren wie die Natter vor Wut schäumte, als sie erfuhr mit welcher Arroganz der Höllenwaller im Dorf Eberrode erschienen war. Dem dortigen Schulze die Überreste einer Rüstung eines erschlagenen Drachengardisten vor die Füße warf und lauthals die glorreichen Taten seiner Söldner und Soldaten schilderte. Umringt von seinen Husaren war er für die völlig verstörten Dörfler, die von ihrem eigenen Baron bisher so schmählich in Stich gelassen wurden, einen beindruckende Erscheinung. Schnell machte es die Runde, dass ausgerechnet der Baron von Höllenwall, der anerkannte Erzfeind der Natter, dass Dorf St.Ucurien aus der Hand der Borbardianer befreit hatte. Wenn es auch keinerlei Überlebende gab. Der Höllenwaller war sodann aus Nettersquell in Richtung der Alriksmark abgereist, und somit außer Reichweite für die Soldaten der Natter.
Mürrisch wandte sich Butterfass dem Kloster zu, oder dessen Resten. Von dem einst so ansehnlichen Gemäuer war nicht mehr viel übrig. Die Borbardianer und deren Drachengardisten hatten schrecklich gewütet. Die Gerüchte besagten das ein gewisser Asmodeus von Andergast dafür verantwortlich sei. Einer der grausamsten und obersten Heerführer des verfluchten Galotta. Die Natter wollte aber davon nichts wissen, ihr gelüstete es nach anderen Beweisen. Dem Hauptmann war klar auf was sein Heer Baron spekulierte, doch konnte und wollte er das nicht glauben. Die Wildermark, wie man inzwischen die verheerten Lande nannte, reichte bis nach Nettersquell, ja bis nach Gareth. Nichts und niemand war mehr sicher. Sie selbst hatte die letzten Wochen mehrfach versprengte Feindtruppen aufgestöbert und bekämpft. Es nahm derlei überhand das die Natter befohlen hatte nur noch die beiden großen Städte zu schützen und natürlich die Burg. Alle Dörfer linksrum hatte man schutzlos zurückgelassen, kein Ruhmesblatt, aber seinem Herren ähnlich. Die meisten der Dörfler begannen daraufhin zu fliehen, woraufhin der Herr Baron den Schollenzwang mit Gewalt durchsetzen lies. Ziemlich vergebens! Auch hier in St. Ucurien so war aus dem Nachbarsdorf zu vernehmen, war das Gro der Einwohner geflohen, ab und an waren Flüchtlinge dort kurzzeitig untergekommen. Anscheinend hatte das Kloster diesen geholfen, was diesen Lebebolzen wenig ähnlich sah. Letztlich muss es einem Trupp Borbardianer gelungen sein, dass Dorf unbemerkt zu erobern. Doch was wollten sie, und wie hatte der Höllenwaller davon erfahren, und wieso waren seine Truppen so schnell vor Ort gewesen. Angeblich hatte der Höllenwaller ein Bündnis mit dem Junker vom Dragenfels und war um diesen Beizustehen in die Erlenstammer Lande eingedrungen. Ha, was für ein Haugdegen, ganz anders als der eigene Herr. Der verkroch sich lieber in seine Burg und wartet bis alles vorüber ist. Und dennoch, irgendwas passte nicht ganz, aber was?
So grübelt er als er zwischen den Mauerresten des kleinen Klosters einher schritt. Als kleiner Junge hatten seine Eltern zweimal eine Wahlfahrt hierher gemacht. Die Laienbrüder hatten ihm gestattet das Kloster zu besichtigen, insbesondere die große Räucherkammer war ihm im Gedächtnis geblieben. Er kam an dem was einst die Küche war vorbei und ging in Richtung Kräutergarten. Wie zum Trotz hatte der große Ofen der Räucherkammer den Brand überstanden, und ragte wie ein Fels aus der Zerstörung hervor. Die Fliegen schienen den Ort zu mögen und .........., da sah er den dicken verbrannten Korpus, und musste sich bei dem grausigen Anblick übergeben. Die Schweine hatte ihn mit den Füssen in den Kamin gehangen, er betete zu Praios und Boron, dass der Geschundene zu diesem Zeitpunkt schon tot war. Mit bleichem Gesicht rief er einige seiner Soldaten herbei, und wies sie an die Leiche zu den anderen zu schaffen. Schnellen Schritte verlies er die Ecke und stand alsbald dort, wo sich die Kapelle des Herrn Ucuri befunden hatte. Einst ein sehr eindrucksvoller Raum. Er erinnerte sich an das marmorne Standbild Ucuri und die goldenen Kerzenhalter drum herum und an das wichtigste von allen, die Reliquie, die Rechte in Gold gepanzerte Hand des Heiligen Praioslob von Selem. Sie stammte von dem großen Heerführer, damals gegen die aufständischen Theaterritter aus dem Bornland. Er starrte an die Stelle wo es hinter einem gusseisernen Gitter aufbewahrt worden war und stutze. Er sah sich den Reste der Mauer genauer an, und erkannte, das jemand das Gitter aus der Verankerung herausgerissen hatte. Und nun fiel es ihm wie Schuppen von den Augen, die Reliquie war gestohlen worden. Vermutlich war dies der Grund für den Angriff der Borbaradianer. Praios sei Dank, wenn es dem Höllenwaller rechtzeitig gelungen war, die Schergen der Finsternis zu stoppen, welchen Frevel sie auch immer begehen wollten. Er wusste nun genug, und würde seinem Herrn die Vorgänge berichten.