Geschichten:Aus dem Schatten zurück ins Licht - Bei Bier und Forelle

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Dramatis personae:


Gasthaus `Zum goldenen Schwan´, Stadt Schwanenbruch, Boron 1035 BF:

In dem im südlichen Waldstein wohlbekannten Gasthaus saßen drei hohe Herrschaften etwas Abseits des abendlichen Trubels und ließen sich die hiesige Spezialität, die in Bier gebratene Forelle, sichtlich schmecken. Leomar war früher, als er noch Grafschaftsrat von Waldstein war, öfter von Hirschfurt aus ins benachbarte Städtchen Schwanenbruch geritten um dort zu speisen. Doch diese Zeiten waren schon lange vorbei.

„Welch vorzüglichen Speisen“, lobte Yalagunde, „aber ich bin mir sicher, dass du uns nicht hierher eingeladen hast um uns mit Waldsteiner Spezialitäten zu verköstigen.“

„Gut erkannt, liebste Tante“, entgegnete Leomar, „ich habe ein Anliegen das ich mit euch beiden besprechen möchte.“

„Ich bin ganz Ohr“, brummte Yendar ungeduldig.

„Wie ihr beide wisst hat unsere Familie in den letzten Schlachten, besonders aber in der Ogerschlacht, einiges an Blutzoll zahlen müssen. Hinzu kommt das Politikdesinteresse unseres Familienoberhauptes und die Dereabgewandheit des Osenbrückers, so das es unmöglich ist mit einer Stimme zu sprechen, was uns einiges an Einfluss in Waldstein zu Gunsten der Streitzigs gekostet hat.“

„Nun, deine Absetzung als Grafschaftsrat war auch nicht gerade hilfreich“, warf Yalagunde kühl ein.

„Ja, das gebe ich zu, aber nun da ich Kronvogt von Neerbusch bin müssen wir die Gunst der Stunde nutzen und unseren angestammten Platz in der Grafschaft wieder einfordern. Das Brandlöschen hat gezeigt, dass der Niederadel die Dominanz der Streitzigs satt hat. Das ist unsere Gelegenheit.“

„Strategisch gesehen ist die Ausgangslage für uns seit deiner unerwarteten Belehnung mehr als zufriedenstellend“, referierte Yendar, „mit den Baronien Zweiflingen, Osenbrück und nun den Königlichen Landen Neerbusch kontrollieren wir sämtliche Wege von Garetien in die Mark Greifenfurt – wenn man von Ulmenhain absieht, aber jene Baronie ist von waldsteiner Seite aus nur von Osenbrück zu erreichen.“

„Sehr richtig, wir werden uns als Wächter der nördlichen Grenze des Königreichs unabkömmlich für die Königin machen. Greifenfurt ist ja letztendlich nur ein Puffer zwischen Garetien und dem Orkenreich, der letzte Verteidigungsring um das Herz des Reiches ist unsere nördliche Grenze zur Mark.“

„Du willst also eine massive Verstärkung der Zweiflinger Grenzwächter!“, stellte Yendar fest.

„Ja, aber nicht nur für die Sicherung der nördlichen Grenze. Unsere Kaiserin und Königin hat die Aushebung der Landwehren befohlen und wir Zweifelfelser werden folgen. Ich will das die Banner unserer Familie die Bestausgebildesten in ganz Waldstein sein werden!“ Es sprach ehrlicher Stolz aus Leomars Munde.

„Das ist ja alles schön und gut“, konstatierte Yalagunde, „nur brauchen wir für dieses Vorhaben viel Gold... und ich weiß nicht wo das herkommen soll, die Kammern unserer Familie sind leer, da unsere Stammlehen durch Simionas Umtriebe in den letzten Götterläufen kaum was abgeworfen haben.“

„Nicht ganz, liebste Tante, Nartara soll auf einem Berg voll Silber sitzen und unsere lieben Verwandten in der Kaisermark sind auch sehr wohlhabend. Auch ließe sich durch eine geschickte Heiratspolitik Gold in unsere Kassen spülen oder zumindest neue Allianzen schmieden.“ Leomar wurde immer euphorischer.

„So ohne weiteres werden die Kaisermärker ihre Truhen nicht öffnen, du wirst ihnen schon etwas bieten müssen.“ Yalagunde war noch nicht überzeugt.

„Lass das mal meine Sorge sein, ich kümmere mich um die Beschaffung der Geldmittel. Du, Yendar, überwachst die Aushebung und Ausbildung der Zweiflinger Grenzwächter. Du, Yalagunde, wirst die Heiratspolitik unserer Familie in deine geschickten Hände nehmen und versuchen eine Annäherung zwischen Debrek und Orlan zu bewerkstelligen. Soweit einverstanden?“ Leomar schaute fordernd in die Runde.

„So weit so gut, aber was springt für dich bei der ganzen Sache raus“, fragte Yalagunde misstrauisch, „einen möglichen Erfolg wird man Debrek zuschreiben.“

„Es ist an der Zeit, dass unsere Familie aus dem Schatten zurück ins Licht tritt, dafür bin ich bereit alles zu tun. Was mich angeht, ich will Obrist von Waldstein werden und mich so an den Streitzigs für meine Absetzung als Grafschaftsrat rächen!“ Ein Funkeln lag in Leomars Augen.