Geschichten:Bärenauer Bettgeschichten - Stellungsspiele
Gut Ibelstein, 07. Phex 1031 BF
Nach dem letzten Machtkampf war Morgana wieder dazuübergegangen Praioslob zu ignorieren. Dagegen hatte er nichts einzuwenden, tat er es ihr doch gleich. Im übrigen lebte es sich so wesentlich besser als irgendwann vergiftet in der Gutszisterne zu schwimmen. Bei dem Gedanken musste Praioslob unwillkürlich lachen. Ja, Morgana war schon ein Biest - sein Biest. Er seufzte bei dem Gedanken an das Arrangement seines Großvaters und Malepartus von Helburgs.
Ja, sie ignorierten sich, aber Praioslob hatte den Kampf um das gemeinsame Schlafgemach noch nicht aufgegeben. Im blieb weiterhin nur der Sessel am Kamin, denn das Bett war Morganas Revier und sie schien nicht darum feilschen zu wollen. Doch beschränkte sich der Kampf zwischen seiner Frau und ihm auf Kleinigkeiten.
Jeden morgen schon Praioslob seinen Sessel ein Stück näher ans Bett, nur um ihn am nächsten Abend wieder an seinem angestammten Platz wieder zu finden. Das ging nun schon einen Mond lang so. Praioslob grinste bei dem Gedanken an dieses Kinderspielchen. Es war ihm auf jeden Fall lieber als ein Dolch zwischen seinen Lenden.
Alle zwei Wochen machte sich Praioslob auf, die Dörfer des Gutes und seine Schwester auf Burg Bärenau zu besuchen. In einer so umkämpften Region war es sehr wichtig, immer auf dem Laufenden zu bleiben. Meist blieb er dabei ein paar Tage fort. Was Morgana in der Zeit machte, wusste er nicht. Einer seiner Getreuen hatte ihm mal berichtet, dass auch Morgana häufig für ein paar Tage verschwand. Wohin sie ritt, konnte er ihm aber nicht berichten. Praioslob war es auch egal. Morgana konnte schon selbst auf sich aufpassen und er wollte keine erneute Eskalation ihres Streites provozieren.
So kam es, dass Praioslob wie sonst auch von einem seiner Rundritte zurück auf Gut Ibelstein eintraf. Doch anders als sonst schaute sein Knecht etwas betreten drein, als er sich des Pferdes seines Herren annahm. »Was gibt es, Randulf? Warum schaust Du so? Ist etwas passiert?« "Es ist nichts, Herr« antwortete Randulf und versucht möglichst schnell mit dem Pferd Richtung Stall zu verschwinden.
Praioslob dachte sich nichts weiter, aber da kam schon sein Getreuer Wulfger auf ihn zugelaufen. »Gut das ihr da seid, Herr. Es ist Besuch auf dem Gut eingetroffen.« - »Besuch? Wer ist denn hier?« - »Besuch für Eure Gattin. Ich kenne aber seinen Namen nicht. Eure Gattin hat mir gesagt, dass sie sich zu einer Beratung zurückziehen wollte.« - »Ah, gut, dann werde ich ins Arbeitszimmer gehen und mir den Gast selbst anschauen.« - »Ähh, da gibt es, was Ihr wissen solltet...«
Wenige Augenblicke später stand Praioslob vor der geschlossenen Tür seines Schlafgemachs. Im war sofort klar, dass die 'Beratungen' recht weit im Gange waren. Wut stieg in ihm auf und Praioslob fackelte nicht lange. Er brach die Tür auf.
»Ah, wie ich sehe, seid ihr mit Euren Beratungen schon weit fortgeschritten!«
Morgana und ihr Besuch schauten erschrocken auf. Beide waren mittem im Liebesspiel überrascht worden. Keiner brachte einen Ton heraus.
»Mir wurde euer Beratungsgespräch schon angekündigt. Um was geht es? Ach ich vergaß mich vorzustellen. Praioslob Udilhelm von Eychgras. Ich bin der Junker und Gutsherr von Ibelstein. Mit wem habe ich das Vergnügen?« sprach er freundlich lächelnd Morganas Gespielen an, schritt auf ihn zu und reichte ihm die Hand.
»H-Ha-Halbert« antwortete er ganz verdattert. Praioslob ging zum Fenster und öffnete es. »Sehr erfreut. Sehr erfreut. Ich mache mal eben das Fenster auf, hier ist wirklich eine schlechte Luft. Wo war ich? Ach ja. Ich hoffe, ihr habt die letzten Getreidelieferungen besprochen. Doch bei einem könnt ihr mir sicher helfen. Ich stecke da gerade in einer schwierigen Situation und könnte guten Rat gebrauchen.« sprach er galant mit Halbert. »I-in was für einer Situation?« fragte Halbert, durch Praioslobs freundliche Art etwas mutiger geworden. Morgana beobachtete die Szene, die sich vor ihr auf tat.
»Ach, im Grunde ist es nichts ernstes.« sprach Praioslob und ging auf den Gast zu. "Was würdet ihr einem Ehemann raten, der seine Gattin beim Liebesspiel mit einem dahergelaufenen Gemeinen erwischt?« Und bei diesen Worten packte er mit eisernem Griff Halbert und beförderte ihn mit drei schnellen Schritten aus dem Fenster im zweiten Stockwerk. »Dachte ich es mir. Genau das hatte ich auch vor!« grinsend ging Praioslob zur Tür. »Wenn ich wiederkomme, ist das hier alles wieder in Ordnung gebracht worden. Haben wir uns verstanden, Morgana?« Ohne eine Antwort abzuwarten, verließ er das Zimmer.
Am nächsten Tag taten beide so als wäre nichts gewesen. Als er abends ins Schlafgemach kam, lag Morgana bereits im Bett. Doch irgendetwas war anders. Aus irgendeinem Grund hatte sie seinen Sessel nicht wieder zurück an den Kamin gestellt...