Geschichten:Baron von Puleth - Silbersteen
Dramatis personae
- Bocksbert von Stolzenfurt, Ritter zu Silbersteen
- Haldan von Stolzenfurt, Ritter und Sohn Bocksberts
- Korhelm von Stolzenfurt, Ritter und Bocksberts Vetter
- Rauban Vogeler, Abgesandter Geldor von Kallerbergs
5. Firun 1032 BF, Gut Silbersteen, Baronie Puleth
"..und dies ist der Brief meines Herrn für euch, hoher Herr." Rauban, der Spießgeselle Geldor von Kallerbergs und in diesem Fall Sendbote seines Raubritterherrn reichte das gesiegelte Pergament dem auf einem Lehnstuhl sitzenden Bocksbert, dessen gewaltige Körpermasse sich langsam von Muskeln zu Fett wandelten. Er wurde rechts und links von seinem noch sehr jung wirkenden Sohn Haldan und seinem Vetter Korhelm flankiert. Während Haldan eine ernste Miene aufgesetzt hatte, die vermuten ließen, dass er keine freundlichen Gedanken für den Überbringer dieser Botschaft übrig hatte, spielte ein sardonisch wirkendes Grinsen über Korhelms Lippen, das er aber nicht nur für Rauban aufsparte, sondern allenthalben zur Schau trug.
Die Augen unter den buschigen Augenbrauen Bocksberts musterten Rauban und den in der ausgestreckten Hand hingehaltenen Brief einen Moment, bevor er ihm diesen förmlich aus der Hand riß. Bocksbert brach das Siegel und entfaltete ihn, bevor er stumm die Lippen bewegend den Inhalt des Schreibens las, um es anschließend seinem Vetter hinzuhalten, der den Inhalt gemeinsam mit Haldan überflog.
"Warum bei Firuns haarigen Eiern sollte ich auf ein solches Angebot eingehen? Noch dazu vorgestellt von einem Verbrecher wie Geldor und überbracht von einem seiner Halsabschneider." Während Haldan hörbar bei diesen blasphemisch anmutenden Worten nach Luft schnappte war Rauban innerlich erleichtert. Allein diese Fragen eröffneten ihm, dass der Ritter ernsthaft die Vorteile gegen die Nachteile dieses Angebots abwog und er nicht einfach an der nächsten Eiche aufgeknüpft würde, wie er es bei einem anderen Ritter hätte erwarten müssen. Geldor hatte Bocksbert richtig eingeschätzt. Die Frage hatte Bocksbert nicht an Rauban gestellt sondern offensichtlich mehr zu sich selbst und Korhelm.
"Vater, wie kannst du nur...", empörte sich Haldan, bevor ihm Bocksbert über den Mund fuhr. "Still, ich habe nicht dich gefragt. Also Korhelm, was denkst Du?" Während Haldan sich zurückhielte beugte sich Korhelm vor, strich sich über den dünnen Kinnbart und fasste laut zusammen. "Nun angesichts der Tatsache, dass sich dieser Schallenberg scheinbar fest eingenistet hat, dass er ein Luidorist ist und dass er bereits Travian übel mitgespielt hat, indem er ihm das Junkertum Grünwiesen vorenthalten hat und stattdessen seinem Verwandten zugeschustert hat..." Bocksbert grunzte unbestimmt. "Verstehe. Also bist du dafür.", sagte Bocksbert sinnierend und stützte seinen Ellenbogen auf den Tisch und umfasste mit der rechten Hand seine linke, um darauf sein Kinn zu legen. Dann erhob er das Gesicht zu Rauban.
"Sag deinem Herrn wir erwägen seine Worte. Wenn er uns beweisen kann, dass wir mehr Nutzen davon haben, als ihn nur in seinen eigenen Plänen zu unterstützen dann kann er unsere Stärke zu seiner dazurechnen. Aber dazu will ich mehr sehen als die hohlen Worte eines Raubritters. Lasst Taten sprechen. Ein Stolzenfurt lässt sich auf kein Alveranskommando ein. Aber wenn er zeigt, dass er etwas kann dann können wir gemeinsam diesen Emporkömmling vertreiben. Und nun verschwindet." Rauban nickte und eilte hinaus, um seinen Herrn eilends Bericht zu erstatten.