Geschichten:Bergfreiheit Zagrosch 2
Die Kutsche des Barons hielt vor der Binge Xavolosch. Xagul, Sohn des Nerix beeilte sich, um seinem Herrn die Tür zu öffnen.
Stolzen Hauptes schritt Gorbon, Sohn des Gorsch auf das Tor zu. Wie immer hatten sich sofort einige Schaulustige eingefunden.
Die Wachen kreuzten demonstrativ die Hellebarden. Gorbon jedoch verharrte nicht wegen des ihm verwehrten Zutritts. Nein, er suchte Zeit, um noch mehr von dem schaulustigen Gesindel eintreffen zu lassen. So steuerte er gemächlichen Schritts weiter auf das Ingra-Tor zu.
Unbeeindruckt fauchte er die Wachen an: "Ihr Narren! Erkennt ihr nicht, wem ihr den Zutritt verwehrt?"
"Unsere Anweisungen sind eindeutig Herr. Ohne besondere Weisung Väterchen Ramox' bleibt jedem der Zugriff verwehrt!"
"Auch dem Herrn des Zagroschs?" Verständnislose Blicke musterten ihn.
Gorbon stützte seine Arme in die Hüften, wodurch sein Umhang den Blick auf das Amulett frei gab. "Angrosch selbst hat mich hierher geführt und mein Erscheinen angekündigt! Kniet nieder vor dem Willen des Einen und erweist euch als treue Diener!"
Die Wachen taten wie ihnen geheißen und das Raunen der Menge versicherte Gorbon, das dieses kleine Spektakel seine Wirkung nicht verfehlte.
"Ich kann nicht behaupten EUCH erwartet zu haben, doch auf Grund der Omen wundert es mich nicht, Euch zu sehen Baron." Väterchen Ramox war sichtlich über das Erscheinen Gorbons erstaunt.
"Väterchen! Mein Erscheinen ist Wille des Einen - ich bin sicher das wisst ihr. Auch glaube ich, dass ihr genau wisst warum ICH es bin. Ihr kanntet meinen Vater, ihr kanntet meinen Großvater. Ihr wisst, dass meine Sippe den Zagrosch zu beschützen sucht."
"Nur habe ich noch nicht ergründet, warum Angrosch ausgerechnet Euch und ausgerechnet jetzt schickt. Eine berechtigte Frage, meint ihr nicht?" entgegnete der Alte.
"Väterchen, meine Tage als Baron sind gezählt, der Schwur meiner Sippe jedoch vergeht nie. Die Intrigen der Menschen und ihr gesellschaftliches Spiel welches sie daraus machen, sind unserer nicht würdig. Wir Zwerge haben eine Verantwortung übernommen und ich bin bereit, diese zur Not mit meiner Waffe zu übernehmen."
"So - und was verlangt ihr von mir?" Skeptisch musterte der Alte Gorbon.
"Das ihr das Nötige tut..." Ein kurzes Schweigen. Da aber Ramox, Sohn des Rullum nicht gewillt war sich dazu zu äußern, fuhr Gorbon fort: "... und die Bergfreiheit Zagrosch ausruft." Beide blickten sich tief in die Augen und wußten, dass dies bedeutete Gorbon zum Bergkönig zu machen.
Väterchen Ramox blieb ruhig und konnte seine Überraschung gut verbergen. Man konnte beobachten, wie er im Geiste das Für und Wider abwog und sich über die Konsequenz seiner Entscheidung Gedanken machte. Nicht ohne Grund war er der älteste und weiseste der Binge.
"Wenn Angrosch euch dies wirklich auferlegt hat, so habt ihr eine schwere Bürde zu tragen. Noch wisst ihr nicht, was das für euch bedeuten wird. Seid ihr also sicher, das ihr Angroschs Willen richtig gedeutet habt?" Der Alte rückte seinen Bart zurecht, in dem er zuvor gedankenverloren Locken gedreht hatte.
"Ich habe geträumt ...", begann Gorbon. Nachdem er jedoch sah, dass dies als Feststellung bereits reichte um Väterchen Ramox aufmerken zu lassen, brach er abrupt den Satz ab.
"Angrosch allein mag wissen, ob ihr den kommenden Ereignissen gewachsen seid. Er allein mag entscheiden, ob ihr würdig seid Herr über den Zagrosch zu sein und allein der Eine weiss vor welche Prüfungen er euch noch stellen wird." Prüfend musterte der Alte den Bart des Barons.
"Mit meinem Leben will ich ihm und dem Zagrosch dienen!" bekräftigte Gorbon.
"Mit Eurem Leben?" Die Mine des Ältesten verfinsterte sich: "Mit Eurer Seeles sollt ihr dem AllEinen dienen!"
Reumütig kniete Gorbon nieder. "Mit meiner Seele ...!"