Geschichten:Blutiges Finale der Ingerimmsturnei 1042 BF

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Das Finale des Ingerimmsturniers sollte unter vier bemerkenswerten Teilnehmern bestritten werden: Nimmgalf von Hirschfurten gehörte selbstverständlich zu den Finalisten, sein Allzeitkontrahent Bartel Helmdahl von Stolzenfurt desgleichen. Die anderen beiden Finalisten aber waren krasse Außenseiter, die niemand auf dem Zettel gehabt hatte. Hätte sie jemand im Auge gehabt, hätte er bei den Buchmachern astronomische Quoten einheimsen können. Alderan von Isppernberg von den Hausrittern des Markvogtes Barnhelm war der eine - ein erfahrener Turnierritter, aber auf einem der großen Turniere noch nie im Finale. Und der andere der Perricumer Ritter Aurentian von Siebenthal, der an den beiden vorangegangenen Turnierabenden auch als Minnedichter aufgefallen war.

Angesichts des letzten Loses hätte jeder auf das Finale Nimmgalf gegen Bartel gewettet, hatte doch jeder der beiden Favoriten einen der Außenseiter zugespielt bekommen. Doch es kam ausgerechnet anders: Aurentian kippte den völlig überraschten Barthel aus dem Sattel (wann war Stolzenfurt das letzte Mal im Staub gelandet?), während Alderan gegen Nimmgalf nach unzähligen zersplitterten Lanzen nach Punkten gewann! Es heißt, der Kaisermärker hätte bei seinen Ritten gegen Nimmgalf alle seine mitgebrachten Turnierlanzen verbraucht - bis auf eine letzte, der sein Knappe nicht so recht getraut hätte, weil sie schon angeranzt gewirkt hatte. Ausgerechnet diese beiden also setzten sich für das Finale durch! Noch ehe es zum letzten Lanzengang kam, lief heiß die Frage durch die Reihen der Zuschauer: Wer? Wer reitet jetzt? Wie heißen die? Turnierheroldin Morena von Ockerbeck ließ die beiden, die vom ‚Finale der Namenlosen‘ sprachen sofort des Platzes verweisen.

Dann kam der letzte Lanzengang, dem alle gebannt folgten. Selbst auf der Tribüne neben Graf Siegeshart und Gräfin Solaria herrschte Gedrängel - denn ‚Großfürst‘ Sigman von Gareth, Malwarth von Eslamsgrund und das Fuchsrudel durften ebenfalls dort Platz nehmen und hatten die Eslamsgrunder Barone ganz schön an den Rand gedrängt.

„Ah!“,

rief die Menge, als die Ritter Alderan und Aurentian das erste Mal an einander vorbeipreschten, ohne sich zu berühren. Die Goldenbe Ähre auf Grün prangte auf des einen Schild, die goldene Sonneblume auf Blau auf des anderen. Sicherlich war die praiosfromme Gräfin zunächst noch glücklich über diese Paarung: die Praios heilige Blume focht gegen einen, der den Namen vieler Lichtboten und Heiligen der Praioskirche trug.

„Oh!“,

rief die Menge, als die beiden Ritter ein zweites Mal gegeneinander ritten. Stumpf glitt Aurentians Lanze vom Schild Alderans ab, der schwanke nicht einmal. Und wieder wendeten die Ritter ihre Rösser und ritten ein drittes mal gegeneinander.

„Oho!“,

rief die Menge, als Aurentian seine Lanze auf dem Schild Alderans zerbrach, dass die Splitter hochflogen und die Sonne verdunkelten (wie die Dichter zu sagen pflegen). Es waren aber nicht die Splitter der Lanze, sondern eine dunkle Wolke, die das Finale verdunkelte. Aurentian erhielt eine neue Lanze, dann ritten sie zum vierten Mal. Zum letzten Mal.

„Oh! Oh!“,

rief die Menge, als beide Lanzen auf die Schilde trafen, beide Lanzen splitterten! Kurz noch hielt Alderan von Isppernberg sich, dann rutschte er hintüber vom Sattel und schepperte auf die Bahn, während Aurentian von Siebenthal sich im Sattel halten konnte. Der Perricumer Ritter reckte seine Rechte siegreich in die Höhe und lenkte sein Ross in Richtung der Tribüne. Graf Siegeshart hatte sich erhoben - wie auch der Rest der Tribüne, der sich allerdings nun wieder schicklich setzte. Der junge Sigman neben dem Grafen glühte vor Begeisterung, während die Jubelrufe über die Turnierbahn erschollen. Da der Name des Ritters nicht so bekannt war, riefen die Zuschauer nicht wie sonst das kommende Jahr beim Namen (wie oft war hier etwa „Danos‘ Jahr“ skandiert worden, während der Turnierzweite sich noch den Staub vom Hosenboden klopfte!). Gejubelt wurde trotzdem.

Graf Siegeshart lächelte dem Sieger entgegen und hob huldvoll beide Hände. Seine Gattin hatte sich nun auch erhoben und hielt den gewundenen Blütenkranz in Händen, mit denen der Turniersieger gekrönt werden würde.

Endlich war der Sieger vom Pferd gestiegen. Mühsam. Offenbar hatte ihm Alderan von Isppernberg doch einen mitgegeben. Leicht schwankend stand der Sieger da, grif endlich mit beiden Händen nach seinem Gstechhelm, zog ihn mit einem Ruck ab.

„Iih!“

rief da die Menge. Denn ein Schwall Blutes ergoss sich unter dem Helm, schwappte über die Halsberge, spritzte in alle Richtungen, floss über Brust und Nacken des Mannes, der einen dicken Splitter von Alderans schadhafter Lanze just unter dem Ohr im Halse stecken gehabt und nun mit dem Helm herausgezogen hatte, so dass das Holz wie der Korken aus der Flasche dem Blut den Weg freigegeben hatte. Der Sieger ließ den blutigen Helm aus den blutigen Handschuhen gleiten, schwankt erneut und kippte schließlich lautlos zur Seite. Lautlos verfolgte das Publikum den Fall des Recken. Die Rüstung schepperte, als sie auf den blutigen Sand fiel. Doch aus dem Hals des Totwunden spuckte das Blut in kleiner werdenden Fontänen, ehe endlich ein ohrenbetäubender Krawall aufbrandete.

Der Sieger tot!

Wer war der Sieger?

Egal.

Dieses Jahr bekäme eben keinen Namen.

Es würde nur

das Blutige Jahr.





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Ereignis:
Beginn des Blutigen Jahres
Datum:
1. Ing 1042 BF
Details:
Das Ingerimmsturnier zu Eslamsgrund wird mit einem Finale des Schreckens beendet, bei dem der Sieger verblutet. Nicht sein name geht in den Turnierkalender ein, sondern die Umstände seines Todes