Geschichten:Boronias dunkle Schatten – Verstimmungen zwischen den Reichen
Villa Casilla, Stadtteil Heldenberg, Reichsstadt Alt-Gareth, Ende Travia 1046 BF:
Gemächlichen Schrittes schlenderte Reto Eorcaïdos von Aimar-Gor mit seinem Knappen Tolmario Silem von Aralzin durch die wohl gepflegte Parkanlage der Villa Casilla.
Mit ehrlichem Stolz blickte er sanft lächelnd zu dem Jüngling. Er hatte sich prächtig entwickelt – und das war keinesfalls zu erwarten gewesen. Denn aller Anfang war holprig gewesen. Der junge Liebfelder aus dem angesehenen und im Reich des Horas mächtigen Grafenhaus von Bethana wurde während der Hochzeitsfeierlichkeiten zwischen Horas- und Mittelreich in Rommilys im Peraine 1041 BF überraschend Retos Knappe. Der Junge sollte ursprünglich im Zuge des Knappenaustausches der beiden Reiche nach Weiden geschickt werden. Mit diesem Schicksal konnte sich der Junge jedoch nicht begnügen und so täuschte er seine eigene Entführung vor, um sich dem zu entziehen, um ein Leben fernab der Adelshöfe zu beginnen. Sein Traum war es, Alchimist zu werden. Die anderen Knappen durchschauten die Machenschaften des Jungen und suchten nach einer Lösung, die sowohl im Geiste des Vertrages von Mantrash'Mor war als auch den Bedürfnissen des Jungen gerecht wurde. Reto verstand es dabei, sich selbst ins Gespräch und damit als Teil dieser Lösung zu präsentieren. Er bot an, eine Knappenausbildung zu gewährleisten, die dem jungen Tolmario viel Raum für seine alchimistischen Studien geben sollte. Seither sorgte der Aimar-Gor für eine standesgemäße – höfische – Ausbildung und der Alchimist und Heiler Yaron han Al’Tamar für die alchemistische. Dass die Ausbildung am Schwert dabei zu kurz kam, konnte Reto gut verschmerzen, Tolmario sowieso. Er hatte mit dem Jungen eh andere Pläne.
„Das sind wahrlich besorgniserregende Dinge, die dir deine Tante, die Gräfin von Bethana, geschrieben hat. Wie aufrichtig von dir, mir von ihren Klagen zu berichten.“ Reto tätschelte Tolmario auf seine zierliche Schulter.
„Meine Tante scheint sehr beunruhigt über die Angriffe auf horasische Kauffahrer in den Gewässern vor Albernia und dem Windhag zu sein“, entgegnete der ansonsten wortkarge Jüngling.
„Mit Sicherheit ist sie das, wer soll ihr das verdenken. Es ist schon ein bemerkenswerter Vorgang, wenn Kauffahrer aus dem Lieblichen Feld in mittelreichischen Gewässern angegriffen werden.“ Reto war ernsthaft beunruhigt, ließ es sich allerdings nicht anmerken. Der Vertrag von Mantrash’Mor hatte klare Regelungen des Miteinanders der beiden Kaiserreiche gefunden. Diese Angriffe, so sie denn stattgefunden haben, stellten einen klaren Vertragsbruch vom Passus Efferd dar, wonach es den Frieden zu Wasser und zu Land zu bewahren galt.
„Dem Windhager Markgrafen Cusimo von Garlischgrötz, der auch in Personalunion Herzog von Grangor ist, wirft sie in scharfen Worten Untätigkeit vor.“
„Interessant.“ Der Truchsess strich sich über sein Kinn. „Ich werde diesbezüglich meine Kontakte in der Elenvina Reichskanzlei bemühen und in der Alten Residenz vorsprechen. Diese Vorfälle passieren wahrlich zur Unzeit.“
Tolmario nickte.
„So und jetzt werden wir uns zu Salix und Wulthos in den Khunchomer Salon begeben. Ich habe einen Auftrag für euch.“
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