Geschichten:Borons Ritter - Gen Süden
Burg Etilienwacht, Baronie Weißbarûn, 5. Rahja 1046 BF
Fahre fort auf der Bahn des Lebens, bis dass deine Schuld gesühnt sei.
- Abwandlung der Liturgie zur Aufnahme von Akolythen
Boriane von Bleichenwang stand an den Zinnen des mächtigen Burgfrieds ihrer Feste. Massiv, dunkel und abweisend ragte das einstige Wehrkloster zwischen den Felshängen des Raschtulswalls hervor. Einzig das Madamal sowie die Sterne vertrieben mit ihrem Licht etwas die Dunkelheit der Nacht. Keine einzige Fackel war entzündet, kein Docht einer Kerze brannte. Die Anwesenden dienten dem Herrn des Todes und dunkel war sein Reich.
Bishdalian von Bleichenwang wandte sich von den Zinnen ab und den beiden Rittern zu, welche hinter den beiden Bleichenwangs in Stille gewartet hatten. "Die Hüterin der heiligen Totenstätte hat Zwiesprache mit unserem Herrn gehalten", die Stimme des Geweihten durchschnitt die Stille der Umgebung wie ein heißes Schwert Butter und doch war klang sie mild und leise zugleich. "Es ist noch nicht Zeit sich der Gefahr in den Zacken zu stellen. Ihr habt noch viel zu Lernen und diese Reise wird Euch helfen". Sagte er nun an Wolfhelm von Hardenstatt gewandt.
Dieser wollte zu einer Erwiderung ansetzen doch die erhobene Hand des Geweihten ließ ihn innehalten und schließlich knapp nicken.
"Geht und bereitet Euch vor, Euer Ziel ist Rashdul. Nach den Tagen ohne Namen werdet Ihr gemeinsam mit Ulfried von Gaulsfurt aufbrechen". Schloss der Geweihte und nickte dem deutlich jüngeren Ritter zu, welcher dies nur mit einer Verbeugung quittierte. Dann verbeugte sich auch Wolfhelm und verschwand gemeinsam mit Ulfried in den Gänge der Burg.
Bishdalian blickte den beiden Männern hinterher und sobald deren Schritte nicht mehr zu vernehmen waren setzte er eine besorgte Miene auf. "Glaubt Ihr, es ist Richtig Ihn schon so früh alleine auszuschicken?", er blickte zu Boriane und verschränkte die Arme hinter seinen Rücken. Ihm war sichtlich unwohl dabei, das jüngste Mitglied ihrer Gemeinde auf eine solch lange und weite Reise zu senden.
Die alte Ritterin blickte weiter in die Ferne und ohne ihren Blick abzuwenden sprach sie nach Momenten, die sich wie eine Ewigkeit anfühlten, "Boron will es". Für sie war damit alles gesagt was es in dieser Sache zu sagen gab. Nie hatte sie den Willen des Schweigsamen hinterfragt, nie in Zweifel gezogen. Wenn dieser wollte, dass Wolfhelm eine solche Reise zu einem so frühen Zeitpunkt seiner Ausbildung antrat, dann war dies der Wille ihres Gottes und Boriane würde diesen niemals in Frage stellen. Einzig die Götter wussten, welchen Zweck sie verfolgten und auch wenn die alte Ritterin ihrem Gott näher war als die Meisten, so würde sie sich niemals ein Urteil erlauben.