Geschichten:Brautzug gen Albernia - Von Gareth nach Otterntal
Von Gareth nach Otterntal (Albernia) (Ingerimm 1032 BF)
Wie von Eslam von Brendiltal angekündigt, wurden die Adeligen um Ra’oul herum in Gareth bereits erwartet. Fröhlich schien die Stimmung der Reisegesellschaft zu sein, hatten sie sich doch untereinander bereits bekannt gemacht, so dies noch nötig war.
Ra’oul freute sich und war auch stolz, dass so viele dem Aufruf gefolgt waren, um ihn auf seinem Brautzug gen Albernia zu begleiten.
Zum Einen waren da der in die Jahre gekommene und etwas gemütlich gewordene Hamardan ibn Seyshaban, dessen runder Bauch den Edlen aus Rotfurt jedoch nicht daran hinderte fest im Sattel seines stolzen Rosses zu sitzen. Hamardan sollte während des Brautzuges so etwas wie der ‚Vater‘ der Gesellschaft repräsentieren.
Die jüngere Schwester Ra’ouls, Sheena von Brendiltal war eine leidenschaftliche Dienerin Rahjas und eine nebachotische Schönheit von Rashia’hal, die für manch verrenkte Männerhälse schuld war. Ihre Gesellschaft war nicht nur für die gute Stimmung der Reisegruppe zuträglich, vielmehr sollte sie auch eine eventuelle Hochzeitszeremonie im Namen der feurigen Rahja leiten. Ob das dem Brautvater gefallen würde?
Durian Lonnert von Kelsenstein war ein junger Nebachote vom Stamme der Krek’Awar. Als Mitglied der Familie Kelsenstein, oder Kel´zen Tell wie es auf nebachotisch hieß galt er als – selbst für Nebachoten - etwas sonderbar. Da er jedoch auf der Reise den Junker Marnion von Kelsenstein auf Kelsenburg vertrat, der wiederum Ra’oul noch aus der Zeit der Knappschaft am Perricumer-Hof her kannte, wurde er herzlich willkommen geheißen.
Cyberian Wulfward, freute sich sichtlich auf die Reise. Der Junker von Silberblick war mittlerweile Mitte 30 und hatte selbst noch nicht ‚die‘ Richtige gefunden. Umso mehr wollte er dafür Sorge tragen, dass Ra’oul endlich sein Glück, seine Liebste finden sollte. Darian Quendan Limpurg, der Sohn des Barons von Gallstein sah das dagegen ganz anders. Er verfluchte seinen Vater, dass er ihn auf diese unseelige Reise geschickte hatte. Er verfluchte auch Cyberian, von dem er Annahm, dass er als Freund und Hauptmann seines Vaters nur als sein Aufpasser, als eine Art Kindermädchen mit gesandt war. Ja, er war so sehr mit seinem Missmut beschäftigt, dass ihm nicht einmal auffiel, dass sein Vater ihm mit dieser Reise die Möglichkeit gab Verantwortung zu übernehmen und sich zu bewähren.
Martus-Melcher von Helburg, hatte dagegen seine arrogante Art abgelegt. Er wußte, dass er kein Geron, Leomar oder Hlûthar war, doch kümmerte ihn dies nicht mehr. Er wußte jetzt um seine Stärken und Schwächen und hatte sich geschworen seinen älteren Bruder, den Baron von Höllenwall nicht zu enttäuschen und diese Reise als Prüfung anzusehen. Er wollte unbedingt Ra’oul und dessen Braut sicher nach Hause bringen. Auf der langen Reise legte er auch mehr und mehr seine – bewußt gehaltene – Distanz den anderen gegenüber ab und stellte damit sehr schnell fest, dass die Reise wirklich Spaß machte.
Die Vögtin der Lande Perrinmarschen war alles andere als begeistert von diesem Zug gen Albernia, trauerte sie doch – still und tief in ihrem Herzen - immer noch ihrem Schwarm aus der Jugend nach. Was für schöne Zeiten hatten sie erlebt, als der junge Ra’oul am Hofe der Paligan in Perricum weilte und sie ein heimliches Paar waren. Wie schade fand sie es, dass diese Zeit nicht ewig währen konnte. Doch sie wünschte ihrer Liebe alles Gute und entsandte somit auch einen ihrer Ritter als Geleit mit, da sie selbst nicht abkömmlich war, oder nicht sein wollte um einer eventuellen Hochzeit nicht direkt bewohnen zu müssen.
Junker Rahjadan von und zu Schwarzenfels ä.H. kannte Ra’oul im Vorfeld noch nicht, hatte jedoch von dem Brautzug erfahren und sich entschlossen diesem anzuschließen. War es doch sein Ziel auf die Ritterschaft der Bewahrung zu Puleth, sprich auf die Pulethaner aufmerksam zu werden, um von diesen eines Tages in ihren Reihen und als Ihresgleichen aufgenommen zu werden.
Aldron von Firunslicht war selbst leider verhindert, doch hatte er als Freund Ra’ouls seine Cousine Talvia vom Turm entsendet, die diese Aufgabe nur zu gern übernahm. Kian von Peirrish war dagegen im Herzen zweitgeteilt. Auf der einen Seite freute er sich auf diese Reise. Albernia, das Land der Feen und Wälder kannte er nur von den Barden und Seefahrern. Auf der anderen Seite wartete seine eigene, liebliche Braut auf ihn zu Hause und er würde jetzt mehrere Wochen fern von ihr sein. Josmine von Pelkerstein hatte sich als treue Vasallin des Markgrafen dieser Gesellschaft angeschlossen, um so weitere politische Kontakte zu knüpfen, die ihr und ihrem Familienzweig im Kampf wider ihres Bruders und dessen Familienzweig beistehen sollten.
Die Junkerin von Quittenstein, Drigelfa von Quittenstein hatte eigentlich kein Interesse an diesem Zug. Doch wusste sie zum Einen, dass Ra’oul dem Markgrafen nahe stand und zum anderen, dass sie dem Junker von Rabicum zuvorkommen wollte, bevor dieser seine Mannen entsenden konnte und entsandte daher einen ihrer Ritter.
Die Reise verlief sehr ruhig. Für manchen eventuell sogar zu ruhig. Das Wetter blieb zum größten Teil trocken, die Witze gingen Hamardan selten aus und die nebachotischen Krieger aus Brendiltal und Rotfurt übernahmen die Bedeckung des Zuges und die Wachen des Nachts. Erst als sie die Koscher Berge erreichten wurde die Reise beschwerlicher. Auch verloren sie ein Packpferd an einem der schmalen Bergpfade, als dieses strauchelte und nebst Gepäck in die Tiefe stürzte. So waren sie denn sichtlich erleichtert, als sie wieder sicher das Flachland erreichten. Zu Ra’ouls tiefer Enttäuschung legten sie daraufhin einen Tag Rast ein um somit allen etwas Ruhe zu gönnen. Lediglich ein Vorfall schien für die Reise erwähnenswert zu sein. Als sie die Grenze zu Albernia hin überschritten hatten, hatte sich die Reisegruppe eines Nachts in eine der an der Straße befindlichen Herbergen einquartiert. Manch einer des Zuges war verblüfft, dass die Herberge bei ihrer Ankunft vollkommen ohne Gäste war, doch kümmerten sie sich nicht weitere darum, dass einige nebachotische Krieger ihnen voraus geeilt waren und dass der hiesige Wirt etwas zerknirscht dreinblickte. Vielmehr genossen sie die Annehmlichkeiten eines Daches über den Kopf in ungestörter Runde.
Ungestört zumindest solange, bis eine Gruppe Bewaffneter, die den Richtspruch der Kaiserin nicht anerkannten und für die der Krieg noch nicht zu Ende war die Herberge umstellten und die Reisenden um ihr Hab und Gut erleichtern wollten. Wie waren sie überrascht hier nicht nur ein paar verängstigte Händler, Fuhrleute und vielleicht ein paar wenige Söldner als Bedeckung anzutreffen, sondern Krieger und Ritter, die sich nach einer ruhigen Reise nach etwas Abwechslung sehnten und die wiederum die Räuber – und als nichts anderes sahen sie die Bewaffneten – mit einem fröhlichen hallo willkommen hießen, bevor sie ihnen in sportlicher Manier die Köpfe einschlugen.
Der Junker von Schwarzenfels gewann dabei die Wette, die meisten der Angreifer zu Strecke zu bringen. Auch wenn der Junker von Silberblick das nicht ganz einsah, da ihm einer der Toten nicht direkt anerkannt werden konnte, da aus diesem Leichnam mehrere nebachotische Pfeile ragten. „Das kann doch nicht sein.“ Klagte er laut und deutete auf den Toten. „Der war doch schon tot, als ihn die Pfeile eurer Krieger trafen.“ Gut gelaunt erreichte die Reisegruppe schließlich Otterntal….